
Hamburger Kammerspiele bringen „Tatortreiniger“ auf die Bühne
Die Hamburger Kammerspiele haben das Programm für die neue Spielzeit vorgestellt. Prominente Namen und aktuelle Themen prägen die Vorschau.
Von Julia HaasDie aktuelle Spielzeit ist noch nicht zu Ende, da richten die Hamburger Kammerspiele den Blick bereits nach vorne: Das Programm für die 23. Spielzeit wurde am Donnerstag vorgestellt. Intendant Axel Schneider und Chefdramaturgin Anja Del Caro gewährten Einblicke in das, was kommt.
Dabei gehe es auch darum, die herausfordernden Zeiten im Theater nicht einfach auszublenden. „Weltweit passiert viel, wir wollen die Probleme auf der Bühne thematisieren“, sagte Schneider. Krieg, Antisemitismus, sexualisierte Gewalt: Im „Theater der Menschlichkeit“ – so hat Ida Ehre einst die Kammerspiele getauft – wolle man nicht wegschauen, sondern sich den Herausforderungen stellen. Dabei sollen Hoffnung und Unterhaltung nicht zu kurz kommen, verspricht Intendant Schneider.
Justiz-Drama: Aussagen gegen Aussage
Den Auftakt der kommenden Spielzeit macht im September die Premiere von „Sie sagt. Er sagt“. Grundlage bietet der gleichnamige Roman von Ferdinand von Schirach, der im vergangenen Jahr verfilmt wurde. Es handelt sich um ein Justiz-Drama. Nach dem Vorwurf sexueller Gewalt steht Aussage gegen Aussage – und damit die Frage im Raum: Wem glauben wir? „Wir haben das Drama vor uns aufgebaut“, sagte Del Caro. Das vermeintliche Opfer, der vermeintliche Täter, die Richterin – sie alle kommen zu Wort.
Mit sieben Darstellerinnen handelt es sich für die Kammerspiele um eine vergleichsweise große Produktion. Sie bildet einen Gegenpol zur Aufführung „Prima Facia“, in der das Opfer eines sexuellen Übergriffs über den Vorfall und die Hindernisse des Justizsystems monologisiert. Das Stück befindet sich seit mehreren Spielzeiten im Programm der Kammerspiele – so auch in der kommenden.
Jüdische Familiengeschichten im Grindel
Ende September feiert das Stück „Nächstes Jahr Bornplatzsynagoge“ seine Uraufführung. Es wurde vom Intendanten Axel Schneider selbst verfasst und thematisiert die Familiengeschichte einer jüdischen Familie, die mit der Zerstörung und dem Jahrzehnte späteren Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge im Grindelviertel verknüpft ist.

Auch das Stück „Mama Odessa“ bietet Anknüpfungspunkte im Grindelviertel. Es basiert auf dem gleichnamigen Roman von Maxim Biller, der über eine russisch-jüdische Familie im Grindelviertel schreibt – inspiriert von seiner eigenen Familiengeschichte.
„Als ich das Buch gelesen habe, war klar, das muss in die Kammerspiele“, sagte Anja Del Caro bei der Vorstellung der Spielzeit. Es gebe viele Verbindungen mit der unmittelbaren Nachbarschaft. So spielt im Roman der Sohn der Familie in den 70er-Jahren bei geöffnetem Fenster in der Theaterpause Klavier für das Publikum der Kammerspiele.
Hamburger Kammerspiele: Vier Episoden „Tatortreiniger“
Eine Aufführung, die Unbeschwertheit verspricht, ist der „Tatortreiniger“. Im Winter werden pro Abend vier Folgen der NDR-Comedy-Serie aufgeführt.
Man habe sich für ein besonderes Konzept entschieden, so Del Caro. Der Theaterabend besteht aus vier 20-minütigen Episoden. Für jede Folge ist eine andere Regisseurin zuständig. Auch die Besetzung des Protagonisten wechselt in den einzelnen Folgen.
Spielzeit 2025/26
Neben den Uraufführungen sind in der 23. Spielzeit mehrere Wiederaufnahmen geplant. So kehren unter anderem die „Vodkagespräche“ und „Die Comedian Harmonists“ zurück auf die Bühne. Im Winter wird es wie gewohnt ein Kinderstück geben: „Rico, Oskar und die Tieferschatten“.
Im Rahmen der Reihe „Lenz auf die Bühne“ – zu Ehren des Schriftstellers Siegfried Lenz – gibt es verschiedene Sonderveranstaltungen.
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