Harry Schulz – ein Universaloriginal
Imbiss-Besitzer, Fernseh-Star und Hamburger mit Leib und Seele – das ist Harry Schulz und noch viel mehr. Doch wie wurde der Plattenproduzent und Chef einer Werbeagentur eigentlich zum Imbissbudenbesitzer? Die Eimsbütteler Nachrichten trafen den Hamburger zum Gespräch in seinem „Lütt’n Grill“.
Von Dagny LackAls wir am Dienstagmittag den kleinen schlauchartigen Imbiss betreten, erwartet Harry Schulz uns schon. Heute steht er nicht hinter der Theke des Lütt’n Grill und hat seine weiße Kochjacke gegen ein pinkes Polohemd eingetauscht. Er begrüßt uns mit einem herzlichen „Moin“ und einem festen Händedruck. „Kommt, bei dem Wetter setzen wir uns raus!“ schlägt er vor. Und so sitzen wir kurze Zeit später auf den Bierbänken vor dem Lütt’n Grill und Harry plaudert munter drauf los. Während er erzählt, wie er zu seinem Imbiss kam, merkt man schnell: Es gibt kaum etwas, dass dieser Mann noch nicht gemacht hat.
Von der Werbeagentur in die Imbissbude
Vor 25 Jahren war Harry noch Chef seiner eigenen Werbeagentur und Schallplattenproduzent, doch irgendwann hatte der umtriebige Hamburger davon genug. Er verkaufte die Firma und begann nach neuen Herausforderungen zu suchen: So baute er mit einem Freund den Roxy Music Club in Wandsbek auf, gründete das Kulturmagazin „Plex“, eröffnete ein Restaurant und betrieb eine Bundeskegelbahn. Dann wollte Harry sich einen neuen Traum erfüllen: Ein eigenes Café! Doch da hatte er die Rechnung ohne seinen Makler gemacht. Der schwärmte so lange von seinem alten Imbiss, bis auch Harry Appetit bekam. Und so öffnete der Lütt’n Grill 1994 zum ersten Mal seine Türen. Eigentlich hatte sich Harry vorgenommen, den Imbiss drei Jahre lang zu führen und sich dann seinen ursprünglichen Traum vom Café zu erfüllen. Das ist mittlerweile 20 Jahre her und der Lütt’n Grill ist immer noch da. „Es macht mir einfach unglaublich Spaß. Ich bin rundum zufrieden“, sagt Harry.
Von den Startschwierigkeiten, die der Lütt’n Grill die ersten Jahre durchstehen musste, ließ Harry sich nicht entmutigen. „Man muss manchmal einfach stur sein“, sagt der 53-Jährige. Seine Sturheit wurde belohnt. Schon bald war der Imbiss ein beliebter Treffpunkt für prominente Künstler, wie zum Beispiel wie Jan Delay, Samy Deluxe, Smudo und Das Bo oder Schauspielern wie Michael Lesch und Ulrich Tukur. Mit ihnen kamen Stück für Stück die Massen und heute ist der Kult-Hähnchengrill von der Max-Brauer-Allee nicht mehr wegzudenken.
Verliebt in Eimsbüttel
Als wir gerade darüber sprechen, wie sich der Stadtteil seit der Eröffnung des Lütt’n Grill verändert hat, werden wir unterbrochen. „Sach ma‘, kann ich mich hier noch mit ran setzen?“, fragt ein etwas beleibterer Herr um die fünfzig, offenbar ein Stammkunde. In der Hand hält er einen Teller, auf dem verführerisch duftend eines von Harrys Brathähnchen thront. „Ja klar!“ sagt Harry ohne zu zögern. Nach einer Weile klinkt sich der Herr in das Gespräch ein und schon schwelgen die beiden Männer in Erinnerungen an ihr „gutes altes Hamburg“, in dem sie als Kinder überall „butschern“ gingen. „Ich bin Hamburger in der sechsten Generation“, sagt Harry voller Stolz. Er ist auf St. Pauli geboren. Nachdem er eine Zeit lang in Blankenese und Eppendorf wohnte, hat der 53-Jährige vor zehn Jahren in Eimsbüttel seine Heimat gefunden. „Ich liebe Eimsbüttel. Dort ist einfach vieles noch so wie früher. Eine Gemeinschaft, in der die Leute aufeinander achten“, erklärt Harry.
Kicken mit Herz
Seitdem er vor 7 Jahren „überredet“ wurde, für Sat.1 als Imbisstester im Fernsehen aufzutreten, könnte es für Harry nicht besser laufen. Durch seine Sendung hat er „fast die ganze Welt“ gesehen und sein Imbiss erlangte Berühmtheit. „Wenn diese Stadt so gut zu mir ist und mich als ihren Sohn so liebt, dann muss ich ihr auch was zurückgeben.“ Aus diesem Grund unterstützt er zahlreiche soziale Projekte in Hamburg, wie zum Beispiel die Hamburger Tafel, die Arche oder auch das Benefiz-Fußballspiel „Kicken mit Herz„, bei dem er dieses Jahr zum fünften Mal auf dem Platz steht. „Das ist so eine tolle Sache. Ich hab damals sofort zugesagt. Und das, obwohl ich überhaupt nicht Fußball spielen kann“, sagt Harry lachend. Begeistert berichtet er auch von den Freundschaften, die er bei „Kicken mit Herz“ geschlossen hat: „Es ist so schön, diese Leute jedes Jahr wieder zu sehen. Ich glaube auch fest daran, dass wir dieses Jahr die 100.000 Euro Spendenmarke knacken werden. Das wäre mein Traum.“ Demnach stehen die Chancen gut, denn wenn Harry Schulz sich einen Traum in den Kopf gesetzt hat, wird er eher nicht ruhen, bis er ihn verwirklicht hat.