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Theater kennt kein Alter – solange der Rahmen stimmt. Das Hoheluftschiff im ­Isebekkanal ebnet Kindern den Weg in die Theaterwelt.
Auf dem Hoheluftschiff in der Isebek wird Theater für Kinder gemacht. Foto: Rainer Wiemers
Magazin #29

Hoheluftschiff: Zum ersten Mal ins Theater

Theater kennt kein Alter – solange der Rahmen stimmt. Das Hoheluftschiff im ­Isebekkanal ebnet Kindern den Weg in die Theaterwelt.

Von Julia Haas

Theater in Eimsbüttel: Für einen Moment ­ver­­stummt das Hoheluftschiff. Kein grummelndes Krokodil, kein ­heu­l­­­ender Wolf, kein ­bellender Hund. Nur das Summen der Licht­anlage. Kinderaugen starren ins Scheinwerferlicht. Ein Mann sinkt zu Boden – und stöhnt: „Ich will ­einen Hund!”

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Seit 2004 liegt das Hoheluftschiff im Isebekkanal am Kaiser-Friedrich-Ufer. Früher eine Getreideschute aus dem Hamburger Hafen, ­transportiert es heute Kinderkultur: Das Hoheluft­schiff ist ein Theater für Kinder und Jugendliche in Hamburg. Bespielt wird es vom hauseigenen „Theater Zeppelin” und der ­benachbarten Theaterschule ­sowie na­tionalen und internationalen Ensembles.

Rundum-Erlebnis im Kindertheater

Es ist Freitag, später Nachmittag, Eimsbüttel ­versinkt im Regen. Das Nass hat die Straße am Isebek­­kanal leer gefegt – ­zumindest fast. Bunte Gummistiefel und ­leuchtende Regen­hosen tapsen in Richtung Hoheluft­schiff. Am Eingang lockt der Geruch frisch gebackener Waffeln auf das Hauptdeck.

Das Theaterangebot im Hoheluft­schiff richtet sich an Kinder zwischen drei und zehn Jahren. Für viele ist es der ­erste Kontakt zur Theaterwelt. Kein Dresscode, kein Sektempfang, ­stattdessen Ringelstrumpfhosen und Apfelschorle. Seit drei Jahren ­leitet Felicia Grau das Eimsbütteler Theaterschiff. Sie weiß: Der erste Theaterbesuch legt den Grundstein für alle weiteren. „Es muss ein Rundum-Erlebnis sein.”

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Theater-Kosmos für Kinder

Das Hoheluftschiff, das Theater Zeppelin, die ­Theaterschule und die Luftkiste eröffnen Kindern und ­Jugendlichen in Hamburg einen Zugang zur Theaterwelt.
Das Theater Zeppelin und die Theaterschule wurden von Stephanie Grau vor 41 Jahren gegründet. Seit 2021 gehört die Schule nicht mehr zum Theater und trägt nun den Namen „Junge Theaterschule Hamburg”. Gespielt und geprobt wird weiterhin am ­Kaiser-Friedrich-Ufer.

Mit Fantasie in neue Welten

Das Erlebnis beginnt im Foyer, auf dem Hauptdeck. Ein großer Raum mit integrierter Waffelküche. In der Mitte steht ein weißer Tisch – er könnte aus Pippi Langstrumpfs Küche stammen. Während sich die einen an der Bilderbuch-Ecke bedienen, knabbern die anderen auf dem Schoß der Eltern an der Herzchenwaffel, verteilen den zuckrigen Schnee auf der Latzhose.

Eine Fensterfront eröffnet den Blick auf den Isebekkanal. Farbkleckse zieren die Glasscheiben, von der Decke hängen bunte Papierfetzen. „Die Sonne scheint”, schreit ein Mädchen mit pinken Haarspangen. Draußen regnet es. Sie zeigt auf einen gelben Kreis am Fenster und strahlt.

Theaterleiterin Felicia Grau schätzt die Möglichkeit, Kindern im Hoheluftschiff neue Welten zu ­eröffnen. Damit das gelingt, muss das Theater auf seine Besucher zugehen. Denn: „Die Kinder entscheiden sich nicht ins Theater zu gehen, ihre Eltern nehmen sie mit.” An diesem Punkt heißt es, jedes einzelne Kind abzuholen.

Vor drei Jahren hat Felicia Grau (links) das Theater von ihrer Mutter übernommen. Fotos: Rainer Wiemers

Von Beginn an fesseln

Ein kläffender Hund stürmt aufs Schiff. Aufrecht ein mittelgroßer Mann in Jogginghose und mit grauer Beanie-Mütze. Jetzt auf allen Vieren tapst er von Stuhl zu Kinderfuß, schnüffelt an Regenhosen und Kuscheltieren. Dann fragt er einen Jungen, dessen Kopf gerade so aus ­seiner grünen Regenjacke ragt: „Hast du einen Hund?”

Was Theater für Erwachsene von Kindertheatern lernen können: Das Publikum von der ersten Sekunde fesseln. Nicht darauf warten, bis der Vorhang aufgeht. Die Besucher mitnehmen, noch bevor sie wissen, dass es losgeht. „Alles ist verwoben”, sagt Felicia Grau.

Theaterfestival im Hoheluftschiff

Eine Philosophie, die auch „Dockteatern Tittut” vertritt. Das schwedische Ensemble tritt an ­diesem Nachmittag mit dem Stück „Want a Dog” im Hoheluftschiff auf, verwandelt lebensgroße Legoklötze in Tiere und tanzt mit ihnen über die Bühne. Immer im Fokus: die Sehnsucht nach einem eigenen Hund. Die Aufführung ist Teil des Theaterfestivals „Wir wollen ­spielen!”, welches das Hoheluftschiff von August bis Oktober veranstaltete.

Im Rahmen des Theaterfestivals „Wir wollen spielen!“ hat das Team vom Hoheluftschiff verschiedene Ensembles nach Eimsbüttel eingeladen – darunter das Theater „Kunstdünger“, das mit dem Stück „Schleichweg“ aufgetreten ist. Foto: Rainer Wiemers

Der Hund mit Beanie und Jogging­hose steht jetzt auf zwei Beinen, er stützt seine Hände auf der Hüfte ab: „Kommt, ich zeig euch mein Zimmer!” Mit seinem Publikum läuft er zur Treppe, die in den Schiffsrumpf führt.

Weniger reden, mehr spielen

Unten ­angekommen verwandelt sich das lichtdurchflutete Schiff in einen dunklen Raum, den die Schein­werfer in Richtung Bühne erleuchten. Knapp einen Meter vor der Bühne beginnen die Sitzreihen.

Rund 30 Minuten lang ­verwandelt der Mann auf der Bühne, der eben noch wie ein Hund durch die Menge ­rannte, Stoffbausteine in Tiere – Krokodile, Wölfe, Hunde. Ein Mann am Tonpult tut den Rest. Grummeln, Heulen, Knurren. Kaum Worte.

„Theaterstücke für Kinder funk­tionieren nicht anders als für Erwach­sene”, findet Fiona Grassl. Sie hat das Programm für das Theaterfestival im Hoheluftschiff zusammengestellt. Tanz, Figuren, Abstraktes – Elemente, die in ­jedes Theaterstück passen.

Ein Ort zum Fühlen

Unten im Schiffsbau in der dritten Reihe klammert sich ein Mädchen, ungefähr drei Jahre alt, mit ihren ­kleinen Händen an der Jacke ihrer Mutter fest. Im Schutz ihres Schoßes verfolgt sie das tierische Treiben. Als ein Hund – ein bellender Mann – von der Bühne springt, versteckt sie ihren Kopf in der Jacke und dreht ihn kurz danach wieder in Richtung Bühne, um nichts zu verpassen.

Dann verstummt das Hoheluft­schiff. Kein Grummeln, kein Heulen, kein Bellen. Nur das Summen der Lichtanlage. Ein Mann sinkt zu Boden – und stöhnt: „Ich will einen Hund!” Im Publikum ­weiten sich die Kinderaugen, Finger verschwinden im Mund, ganz vorne ­ertönt ein leises „Oh”.

Für Fiona Grassl ist das Theater ein Ort zum Fühlen. „Es gibt die Möglichkeit, Neues zu ­erleben und sich in unbekannte Situationen einzufühlen.” An diesem Freitagnachmittag hat das geklappt.

Von der ersten bis zur letzten Sekunde

Zur Verabschiedung läuft das En­semble durch die Sitzreihen, ­bedankt sich bei jedem einzelnen Besucher. Bevor es mit Regenhosen und Gummi­stiefeln wieder raus geht, tanzt das Publikum auf der Bühne, klettert auf die Stoffbausteine oder verputzt ­eine allerletzte Waffel auf dem Hauptdeck.

Jeden ­einzelnen Theatergast von der ersten bis zur letzten Sekunde mitnehmen – auf dem Hoheluftschiff sorgt das für strahlende Kinderaugen.

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