
Den Klimawandel aufhalten: Geht das?
Um die Erderwärmung zu verlangsamen, wird am Geomatikum an der Bundesstraße geforscht, wie sich CO₂ aus der Atmosphäre binden lässt.
Von Ella SchinkelSeit der Industrialisierung setzen Menschen immer mehr Treibhausgase in die Atmosphäre frei. Das Problem: CO₂ sorgt dafür, dass bestimmte Wärmestrahlen, die die Erde eigentlich in Richtung Weltall verlassen würden, zurück zur Erde reflektiert werden. Das führt zur Erwärmung des Planeten, zum Schmelzen der Gletscher und zu einem Anstieg des Meeresspiegels. Bis zum Jahr 2100 könnten dadurch große Landesteile unbewohnbar werden, sich Krankheiten weiter ausbreiten und Ressourcen knapp werden.
Forschung aus Eimsbüttel
Die Wissenschaftlerin Maria-Elena Vorrath forscht am Geomatikum der Universität Hamburg in der Bundesstraße an einem natürlichen Weg, CO₂ aus der Atmosphäre zu binden. Dafür arbeitet sie mit kleingemahlenem Vulkangestein, das sich aus verschiedenen Mineralen zusammensetzt. Die feine Mischung kann auf landwirtschaftlich genutzten Feldern oder auf unbebauten Flächen ausgestreut werden. Etwa zehn Prozent des Gesteinmehls bestehen aus dem Mineral Olivin.
Wenn Olivin als Teil des Steinmehls auf Feldern verstreut wird und in Kontakt mit Wasser kommt, wird eine chemische Reaktion ausgelöst, die CO₂ bindet. Es werden Magnesium, Kieselsäure und Carbonat freigesetzt. Sie sickern im Regenwasser gelöst tiefer in die Erde und gelangen über das Grundwasser schließlich ins Meer, welches sie für 100.000 Jahre speichert, erklärt Vorrath.
Was sind die positiven Nebeneffekte?
Das Steinmehl hat nicht nur auf das Klima einen positiven Effekt. Auch die Erde profitiert von den verschiedenen Mineralien der Gesteinsmischung. Das gelöste Magnesium ist ein wichtiger Pflanzennährstoff.
Die Wirkung des Steinmehls alleine reicht Vorrath aber nicht. Sie erforscht im Rahmen eines dreijährigen Projektes, wie beigemischte Pflanzenkohle den CO₂
bindenden Effekt weiter verstärken kann und wie groß der positive Effekt der Kohle auf die Erdqualität ist. „Wenn wir Landwirte auf der ganzen Welt davon überzeugen wollen, die Mischung auf ihren Feldern zu verteilen, müssen wir ihnen einen positiven Effekt für sich selber mitliefern”, sagt sie.
Forscherin will weiter nach Lösungen suchen
Können wir die Klimakrise also noch stoppen? Vorrath sagt, das hänge vor allem von der globalen Politik ab. Aktuell würden Regierungen nicht gut auf die Erderwärmung und die damit einhergehenden Folgen wie Naturkatastrophen und Nahrungsmittelengpässe reagieren. Zu viel Polemik und Populismus würden die aktuellen Diskussionen bestimmen. Das müsse sich ändern, um der Klimakrise angemessen zu begegnen.
Für Vorrath steht trotzdem fest: Sie will weiter an Lösungen für die Klimakrise arbeiten. Dafür forscht sie in ihrem Labor im Geomatikum gemeinsam mit Studierenden.
Übrigens: Vorrath hatte in der Schule eine Fünf in Chemie und hat nach dem Abi erstmal eine Ausbildung zur Toningenieurin gemacht. Es ist also nie zu spät, damit anzufangen, die Welt zu retten.
Text: Frieda Stadtlander und Ella Schinkel
lokal. unabhängig. unbestechlich.
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