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Frank Rattey und Florian Birner gehören zum Gründer-Team. Foto: Rainer Wiemers
Frank Rattey und Florian Birner gehören zum Gründer-Team. Foto: Rainer Wiemers
Magazin #39

Eimsbütteler Start-up: Kann Kalk das Klima retten?

Bei „Planeteers“ geht es darum, CO₂ zu binden, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Kann das Start-up diese Forschung in der Wirtschaft verankern?

Von Alexis Milne

Lässt sich ein Prozess, der in der Natur ständig passiert, maschinell ersetzen und so der Klimawandel stoppen? Ja, sagen die Gründer von Planeteers. Sie sitzen mit ihrem Start-up in der Eimsbütteler Straße. Aber ist es auch wirtschaftlich, das Klima zu retten?

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Planeteers: Ein Start-up für den Klimaschutz

Hinter Planeteers stehen die Wirt­schaftsingenieure Frank Rattey und Florian Birner sowie die Geo­wissenschaftler Florian Brinkmann und Jens Hartmann. Das verbindende Glied ist Brinkmann – als Geochemiker hat er zum Kohlenstoffkreislauf geforscht und an mehreren Start-ups mitgewirkt. Irgendwann kam die Idee auf, beides zu kombinieren: ein Start-up zu gründen, das Kohlenstoffemissionen bindet.

Im Sommer 2022 brachte er das Planeteers-Team erstmals an ­einen Tisch, um Wissen­schaft und Industrie­erfahrung zu vereinen. Gemeinsam erarbeiteten sie das Konzept von Planeteers.

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So sehen im Modell die Reaktoren aus, mit denen CO2 aus der Luft gebunden werden soll. Foto: Rainer Wiemers
So sehen im Modell die Reaktoren aus, mit denen CO2 aus der Luft gebunden werden soll. Foto: Rainer Wiemers

Die wissenschaftliche Seite

Die Technologie von Planeteers basiert auf dem natürlichen Prozess der Kalksteinverwitterung: Wenn es regnet, nimmt das Regenwasser Kohlenstoffdioxid (CO₂) aus der Luft auf und bildet dadurch eine schwache Säure – die Kohlensäure. Trifft diese auf Kalkstein, reagieren die Stoffe und werden zu Hydrogencarbonat und Calcium-Ionen.

Der Prozess sei eigentlich perfekt, um CO₂ zu binden, sagt Rattey, nur sehr langsam. Bei Planeteers wird der Vorgang deswegen in einem Reaktor beschleunigt. CO₂ in Schornsteinabgasen wird mithilfe von Kalkstein zu mineralisiertem Wasser und gelangt über Flüsse in den Ozean.

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Schadet das den Meeren?

Planeteers kopiert die natürliche Kalksteinverwitterung. CO₂ wird im Meer gespeichert — so wie es natürlicherweise auch passiert. Wofür die Natur tausende Jahre benötigt, setzt Planeteers in Minuten um. Um die Meere nicht zu überfordern, wird das kohlenstoffhaltige Wasser an verschiedenen Stellen ins Meer geleitet.

Diese Technologie, wie Planeteers sie betreibt, ist noch nicht weit verbreitet und entsprechend ­weniger erforscht als andere „Carbon Capture and Storage“ (CCS) ­Ver­fahren. Unter­schiedliche Studien und Expertenein­schätzungen weisen darauf hin, dass das Verfahren für die Umwelt unbedenklich ist und sogar ­positive Neben­effekte haben kann, beispielsweise die Verringerung der Ozean­versauerung.

Die finanzielle Seite

Mit ihrem Start-up könnten die Gründer dazu beitragen, den Klima­wandel zu verlangsamen. Das allein überweist jedoch keine Gehälter. Als die ersten Entwürfe standen, wendeten sie sich deswegen an fünf mögliche Investoren. Zwei von ihnen sagten zu und investierten zusammen einen sechsstelligen Betrag, mit dem Planeteers seinen ersten Prototypen baute. Überzeugt habe die Investoren die Forschungsgrundlage, die mögliche Skalierbarkeit sowie ihr Vertrauen in die Gründer, sagt Rattey.

Die Gründer mieteten damals eine Garage in einem Hinterhof der Eimsbütteler Straße an. Sie dient bis heute als Werkstatt und Labor. Hier wurde 2023 der erste Reaktor-Prototyp gebaut. Damit gingen sie schließlich auf die Industrie zu.

Klimaschutz mit der Industrie verweben

Seit Juli 2024 wird der Planeteers-Reaktor als Pilotprojekt an mehreren Kläranlagen getestet. Der Reaktor ist in einem Seecontainer untergebracht und dadurch mobil – er kann unkompliziert von einer Anlage zur nächsten transportiert werden.

In der Kläranlage wird CO₂-haltige Abluft aus Schornsteinen in den Re­aktor geleitet. Dort reagiert das CO₂ mit Wasser und Kalkstein und wird im Wasser gebunden. Das behandelte Wasser fließt anschließend in die Anlage zurück und wird im Abwasser abgeleitet. Der Vorteil: Das Wasser wird in Klärwerken gereinigt und regelmäßig geprüft – ideal, um die Umweltverträglichkeit des Verfahrens zu prüfen.

Mit dieser Technologie kann Planeteers sogenannte Negativ­emis­sionen erzielen, also CO₂ ­dauerhaft aus der Atmosphäre entfernen. Diese Leistung verkauft das Unternehmen als freiwillige Kom­pensationszertifikate an Industrie­unternehmen. Firmen, die CO₂ ausstoßen, können solche Zertifikate kaufen und damit ihre eigenen Emissionen ausgleichen.

Planeteers: Fördern, Feiern, Wachsen

Darüber hinaus gibt es mittlerweile weitere Investoren, die Planeteers unterstützen. Unter anderem haben sie Förderungen von der Hamburger Investitions- und Förderbank erhalten.

„Das Thema nimmt Menschen mit“, sagt Brinkmann. 2024 ­gewann Planeteers den Hamburger Grün­der­preis in der Kategorie „Existenzgründer“.

Inzwischen ist das Team von Planeteers gewachsen und zählt 25 Mitarbeiter. Da der Hinterhofraum nicht mehr ausgereicht hat, bezog Planeteers ein Büro – auch in der Eimsbütteler Straße, direkt gegenüber.

Was kann die Politik tun?

Die Abscheidung und Speicherung von CO₂ (auch bekannt als „Carbon Capture and Storage“ (CCS)) ist in einigen Ländern bereits deutlich weiter als in Deutschland. Besonders ­etabliert ist die sogenannte geologische Speicherung: Dabei wird CO₂ in ehemalige Erdgas- oder Erdöllagerstätten tief unter dem Meeresboden gepumpt – nicht ins Ozeanwasser selbst. Län­der wie Dänemark und Norwegen nutzen diese Methode bereits im gro­ßen Maßstab, um ihre nationalen Klimaziele zu erreichen.

Es gibt jedoch auch Kritik: Einige Umweltverbände fordern, den Fokus stärker auf die Vermeidung von Emis­sionen und die Förderung natürlicher CO₂-Senker zu legen, statt auf den Ausgleich durch aufwändige und teure Speichertechnologien.

In der Schweiz setzt sich die Re­gierung dafür ein, „Rahmen­bedingungen für eine umweltverträgliche, energie- und kosteneffiziente Speicherung von CO₂ zu schaffen“, heißt es von einem Pressesprecher des Schweizer Bundesamts für Umwelt.

Planeteers bald in ganz Europa?

Auch das deutsche Ministerium für Wirtschaft und Klimawandel hat 2024 beschlossen, die Speicherung von CO₂ zu fördern. Darunter fällt zum Beispiel die Speicherung von Kohlenstoff in alten Gaslagerstätten unter der Nordsee – bislang nicht aber die Methode von Planeteers. Änderungen hierzu ­seien – beispielsweise auf europäischer Ebene – in Sicht, so Rattey. Innovative Ansätze wie die von Planeteers könnten Deutschland und Europa dabei helfen, eine Vorreiterrolle einzunehmen.

Die Planeteers-Gründer streben an, bis 2030 eine Million Tonnen CO₂ zu speichern. Ein ambitioniertes Ziel, aber der Druck zu handeln sei extrem hoch, so Rattey. Mit dem fortschreitenden Klimawandel ginge es bald nicht mehr um frühere Ernten, sondern um Klimaflucht aus dem globalen Süden und die sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die damit einhergingen.

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Zu den Gründern

Frank Rattey: Frank Rattey ist ­promovierter Wirt­schaftsingenieur. Seine Karriere startete er in der Unternehmens­beratung. Nach zehn Jahren wechselte er zu Airbus, wo er in unterschiedlichen Abteilungen zum Einsatz kam. Während der Corona-Pandemie stieg er beim Flugzeughersteller aus und gründete sein erstes Start-up.

Florian Brinkmannn: Florian Brinkmann ist Geowis­sen­schaftler und hat zum Kohlen­stoff­kreislauf geforscht. Nachdem er auf einem Forschungsschiff gearbeitet hat, wurde Brinkmann in die „Carbon Capture and Storage-Industrie“ abgeworben. Vor Planeteers hat er mehrere IT-Unternehmen gegründet.

Jens Hartmann: Jens Hartmann ist Professor für aquatische Geochemie an der Universität Hamburg. Seit 15 Jahren erforscht er unterschiedliche Möglichkeiten, CO2 aus der Atmosphäre zu entnehmen, zum Beispiel durch Pflanzenkohle oder Gesteinsverwitterung. Er konzipierte den Reaktor, der heute die Grundlage von Planeteers‚ Technologie bildet.

Florian Birner: Als Wirtschaftsingenieur begann Florian Birner seine Karriere bei zwei Industriekonzernen – erst Bosch, dann Linde. Später ­gründete er in Hamburg ein Online-Sanitätshaus. Zusammen mit Florian Brinkmann besuchte er die Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung.


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