
„MARKK“: Völkerkundemuseum bekommt neuen Namen
Dass das Museum für Völkerkunde Hamburg umbenannt wird, stand schon länger fest. Nun wurde ein neuer Name festgelegt. Markenexperte Henrik Sattler von der Universität Hamburg sieht den neuen Namen kritisch.
Von Fabian Hennig„Die Namensdiskussion wird noch zu führen sein“, sagte die Barabara Plankensteiner, Direktorin des Völkerkundemuseums, den Eimsbütteler Nachrichten Ende 2017. Nun ist der neue Name beschlossene Sache. In Zukunft wird es „Museum am Rothenbaum, Kulturen und Künste der Welt“, kurz „MARKK“, heißen.
Mit dem Senatsbeschluss zur Änderung des Hamburgischen Museumsstiftungsgesetzes wurden die rechtlichen Weichen zur Neubenennung des Museums für Völkerkunde Hamburg gestellt. Der neue Name soll ab dem 11. September mit der Eröffnung der Sonderausstellung „Erste Dinge“ verwendet werden.
Name nicht mehr zeitgemäß
Laut Plankensteiner symbolisiere der neue Name den Weg, den man bereits eingeschlagen habe. Man wolle ein in der Gegenwart verankertes Museum sein, das seine historischen Bestände und sein komplexes Erbe aus heutiger Perspektive hinterfragt, erklärt sie.
„Ethnografische Museen waren lange ein Ausdruck der kolonialen Haltung und Stereotypisierung von Kulturen“, erklärte sie den Eimsbütteler Nachrichten. Statt sich mit abgegrenzten „Völkern“ oder „Ethnien“ zu befassen, wollen ethnografische Museen heute Kulturen und deren Beziehungen untereinander in den Mittelpunkt stellen.
Viele deutsche Staatsbürger kämen auch aus Herkunftsgebieten unserer Sammlung. Das gibt dem Ganzen eine neue Bedeutung. Die kulturellen Errungenschaften anderer Kulturen müssen anders dargestellt werden, als die Museen es in der Vergangenheit getan haben. Früher wollte man durch das Völkerkundemuseum die Welt kennenlernen. Das tut man heute über andere Wege.
Begründung für die Änderung
Nach Aussage des Völkerkundemuseums ist der Name das Ergebnis eines intensiv geführten Diskussionsprozesses mit unterschiedlichen Beteiligte des Museums. Dabei solle er eine hohen Wiedererkennungswert, lokale Verbundenheit und die Beziehung zu der globalen Ausrichtung des Hauses und seiner Sammlungen beinhalten.
Darüber hinaus bilden die Anfangsbuchstaben des Namens eine prägnante Kurzform, die sich innerhalb der Hamburger Museumslandschaft deutlich abhebt und leicht einprägt. Der Verweis auf Kulturen UND Künste bricht die koloniale Trennung zwischen Europa/kunsthistorische Museen und Nicht-Europa/ethnografische Museen auf.
Name zu sperrig
Die ethnografische Museumsszene befindet sich seit über einem Jahrzehnt in einem starken Umbruch – was sich eben auch an neuen Namen wiederspiegelt. Andere Völkerkundemuseen heißen heute „Weltmuseum Wien“, „Weltkulturen Museum“ in Frankfurt, „Museum Fünf Kontinente“ in München oder das Humboldt Forum. Ob sich der Name „Museum am Rothenbaum, Kulturen und Künste der Welt“ durchsetzen wird, bleibt erst einmal offen.
„Der Name ist sehr lang und die Abkürzung sperrig. Das sind keine guten Voraussetzungen, um den Namen breit zu etablieren“, meint Markenexperte Henrik Sattler von der Universität Hamburg. Auch wenn sich das Völkerkundemuseum von anderen absetzen sollte, wären Namen wie „Weltmuseum“ oder „Museum der Weltkulturen“ eingängiger. Sein Vorschlag wäre „Hamburger Museum für Weltkultur“.
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