Worte des Schweigens
Kommunikation ist wichtig. Wer miteinander spricht, räumt Konflikte aus dem Weg – oder? Das Gastspiel „Asche zu Asche“ im Mut!Theater taucht diese Woche ein in ein Gespräch zwischen zwei Personen, die sich viel zu sagen haben und sich doch nichts sagen können.
Von Lena JürgensEin Gespräch ist eigentlich eine einfache Sache, möchte man meinen. Zwei Personen, in diesem Fall Mann und Frau, befinden sich im selben Raum. Auf einer Ebene? Gut. Jetzt spricht der eine ein paar Worte, der andere antwortet darauf und so weiter. Eigentlich einfach. Mag sein, dass es da zu gewissen Missverständnissen kommen kann; was aber, wenn beide miteinander reden und doch nicht kommunizieren? Was, wenn das Schweigen mehr sagt als das Wort?
Konfrontation miteinander – und mit der Außenwelt
„Es geht um zwei verschiedene Anfassungen von Realität“, so Regisseur Hannan Ishay im Probenraum des Mut!Theaters. „Zwei Varianten von Umgang in der westlichen Welt, die Realität anzufassen.“ In „Asche zu Asche“ werde eine „Was mich nicht angeht, geht mich nicht an“-Haltung dem „voll empathischen Versuch, mit dem was geschieht, eins zu werden“ gegenübergestellt, ergänzt Yael Schüler, eine der beiden Personen. Diese unüberwindbare Barriere verhindert eine wirkliche Kommunikation. „Es kommt zu einem Fehlschlagen im Umgang mit den Ereignissen draußen“, erklärt der Regisseur.
Diese Ereignisse „draußen“ sind dabei sowohl zeitnah aktuell als auch zeitlos. Das 1996 von dem britischen Theaterautor Harold Pinter verfasste Stück lässt sich übertragen, und zwar auf die kleinen und vor allem die großen Konflikte, die die Menschen bewegen – gerade aktuell. Zwei Typen, zwei Herangehensweisen an die Realität. Die Einteilung bleibt programmatsich, schematisch. Ishay sieht die meisten Menschen in der Mitte dieser Schere angesiedelt: „Das ist der einzige Weg, dass der Mensch doch zu einer Handlung kommt, über die praktische Dimension.“ Im Stück gibt es diese Dimension nicht. Es soll den Zuschauer intellektuell ansprechen und ihm einen Kontrast vor Augen führen, der dem Schweigen mehr Bedeutung zumisst als dem Sprechen, ihn berühren, ihn neugierig machen. „Wir wollen einen Gefühlsbezug erreichen. Bearbeiten, reflektieren, was im Moment passiert“, erklärt Schüler die neue Inszenierung eines Stückes, das zeitlich ungebunden ist und auf viele Arten interpretiert werden kann.
Was auf der Bühne passiert
Die Neuinszenierung der Schweizer Truppe, bestehend aus Regisseur Ishay und den Darstellern Yael Schüler und Jan Viethen, setzt auf Minimalismus: Wichtig sind das gesprochene und besonders das ungesprochene Wort. „Asche zu Asche“ macht sich daran, das Problem der Fehlkommunikation oder der Nicht-Kommunikation mit seinen Folgen darzustellen und den Kontrast zwischen Innen- und Außenwelt. Die Figuren im warmen, privaten Wohnzimmer stehen einem großen Chaos außen gegenüber, das langsam in ihre Welt eindringt und sie in ihrem Problem zu ertränken droht.
Das Stück „Asche zu Asche“ wird am 19., 20. und 22.11. jeweils um 20 Uhr im Mut!Theater gespielt. Mehr Informationen erhaltet ihr hier.