„On the beach at night alone“
Am 25. Januar kommt der Film des Regisseurs Hong Sangsoos in die Kinos. Eine Charakterstudie zwischen unerfüllter Liebe, Reue und der Suche nach einem Platz in dieser Welt.
Von Nele DeutschmannDie Stadt Hamburg spielt in dem neuen Film Hongs eine tragende Rolle. Die junge Schauspielerin Younghee hat gerade die Affäre mit einem verheirateten Mann beendet. Sie flieht in die Hansestadt, um sich hier, fern von ihrer Heimat Seoul, Zeit für sich selbst zu nehmen und über die Liebe nachzudenken. Mit einer alten Freundin, die ebenfalls nach einer gescheiterten Ehe nach Hamburg gekommen ist und hier neu auflebt, streift sie durch die Stadt – immer auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, was sie sich vom Leben erwarte.
Ein Film in zwei Episoden
Zurück in Korea besucht Younghee in der zweiten Episode des Films die Küstenstadt Gangneung und trifft dort auf alte Freunde. Auch ihren ehemaligen Liebhaber sieht sie wieder. Nach dem Ende der Affäre verlebt er jeden seiner Tage in Reue. „Mir ist klar geworden, wie unnötig, kleinlich und trügerisch all die Dinge waren, die uns an unserer Liebe gehindert haben.“, offenbart er.
Im Verlauf eines feuchtfröhlichen Abends wandeln sich die Gespräche von gehaltvollen Diskussionen zu emotionalen Ausbrüchen. Younghee entflieht der Situation und landet wie auch schon in Hamburg an einem Strand.
Auszeichnungen
Für ihre Darstellung der Younghee wurde die Schauspielerin Kim Minhee auf der Berlinale mit dem silbernen Bären als beste Darstellerin ausgezeichnet. Desweiteren wurde der Film auf dem Los Angeles Film Festival 2017 mit dem World Fiction Award und auf dem Jerusalem Film Festival 2017 als Best International Film honoriert.
Federleicht kommt der Film daher. Unter der scheinbar einfachen Oberfläche offenbart sich jedoch eine streng durchkomponierte Architektur und existenzielle Themen, wie die Unmöglichkeit der Liebe, Sinnsuche und Reue werden behandelt. Wie zufällig interagieren die Figuren in diesem Setting miteinander.
Doch ist in den Filmen Hongs nichts zufällig. Der Zuschauer ist stets gefordert, die leisen Zwischentöne zu erkennen. Das Leiden der Hauptdarstellerin wirkt nie pathetisch. Fein schimmert es durch die alltäglichen Dialoge, durch ihre Fortbewegung durch die Stadt und die Offenbarungen während der alkoholisierten Abendgesellschaften.
In diesem Film zeigt sich erneut die einzigartige Bildsprache und Ästhetik, die sich auch in anderen Filmen Hong Sangsoos finden lässt. Hong debütierte 1996 mit seinem Spielfilm „The day a pig fell into the well“. Seitdem sind 18 weitere Filme entstanden, für die er das Drehbuch schrieb und Regie führte. Mittlerweile zählt Hong zu den etabliertesten Autorenfilmern des koreanischen Kinos.
Private Note
Noch persönlicher, als schon seine anderen Filme, fällt jedoch „On the beach at night alone“ aus. Im Sommer des letzten Jahres hatte es Gerüchte über eine Affäre des verheirateten Regisseurs mit seiner Hauptdarstellerin Kim Minhee gegeben. Die Presse stürzte sich in der Folge vor allem auf die junge Schauspielerin. So kann der Film durchaus als ein Kommentar auf diese Ereignisse und als Aufarbeitung dieser gewertet werden.
Die Episoden des Films bleiben eng verbunden und spiegeln sich des Öfteren. Gesprächsfetzen und Motive werden aufgegriffen und so ein enges Geflecht gesponnen. Vieles offenbart sich jedoch erst bei genauerem Hinsehen. Der Regisseur begnügt sich mit subtilen Andeutungen, die die scheinbare Einfachheit des Films erzeugen und ihn so in seiner Leichtigkeit zu einem vielschichtigen Vergnügen machen.