Papa Schulz und die Osterstraße
Der Film „Papa Schulz und die Osterstraße“ handelt von dem Alltag eines an Demenz erkrankten 85-jährigen Eimsbüttelers, der bei seinem täglichen Gang durch die Ostersraße nicht nur die Nachbarschaftlichkeit beleuchtet, sondern auch den Bogen zur aktuellen Stadteilentwicklung schlägt. Der Filmraum hat den 30-minütigen Dokumentarfilm am Freitag gezeigt.
Von Ghasal FalakiGanz vorne sitzt Herr Schulz, der Protagonist des Abends, und ist umgeben von Nachbarn, Freunden und Interessierten. Sein Schwiegersohn Jochen Hanisch, der seit 1984 in Eimsbüttel lebt, ist über den Gedanken, einen Artikel oder eine Fotostrecke über Papa Schulz zu machen, auf die Idee zu einem Film gekommen.
Papa Schulz ist an Demenz erkrankt und wird in dem 30 minütigen Dokumentarfilm auf seinem täglichen Gang über die Osterstraße begleitet. Weil ihm das Viertel so vertraut ist, kann er, trotz vortschreitender Demenz, seinen gewohnten Spaziergang machen. Bei verschiedenen Läden und Restaurants kommt er immer wieder ins Plaudern. Überall ist er bekannt für seine Vorliebe für Kissen und Kakao mit Sahne.
Die Erkenntnis
Papa Schulz zeigt bei seinen Touren wie positives Stadtteilleben in Eimsbüttel aussehen kann. Dies und seine eigenen Erfahrungen im Stadtteil brachten Jochen Hanisch zu der Frage, was die Osterstraße eigentlich ausmacht. Warum fühlt man sich hier wohl?
Warum ist es nicht überall so? Und vor allem: Wie kann das so bleiben? Diese Fragen brachten den Ideengeber dazu, dem Film auch eine politisch und ökonomische Dimension zu geben. Dies gelingt ihm, indem er Stadtentwickler, Denkmalschützer, Buchhändler, Ärzte und andere Stimmen aus Eimsbüttel zu Wort kommen lässt.
Das Miteinander
Der Film zeigt die Qualität des Stadtteils, die im Miteinander besteht. Dafür ist eine aktive Kommunalpolitik und lokale wirtschaftliche Förderung wichtig, um den Bestand zu sichern. Ein Altersheim taucht in Bezug auf Papa Schulz als Negativbeispiel in der anschließenden Diskussion auf.
Der Film kritisiert indirekt, dass solche Einrichtungen vor allem eine gute Rendite für die privaten Investoren abwerfen. Die positive Resonanz der Nachbarn habe auch den Produzenten dieses Films Sicherheit gegeben, so Michael Kottmeier von K-Film. Die Idee zu dem Film wurde spontan aufgegriffen und ist selbst finanziert.
Die Vorstellung
Die zwei Vorstellungen an diesem Abend im Filmraum waren gut besucht. An die Vorstellung schloss sich noch eine angeregte Unterhaltung an. Es waren nicht nur Nachbarn da, sondern auch ehemalige Bewohner des Viertels, die die Osterstraße immer noch für bestimmte Einkäufe ansteuern.
Der Film verdeutlicht die Qualitäten des Stadtteils und spricht dadurch gleichzeitig gesellschaftlich und kommunalpolitisch relevante Themen an. Etwa die steigenden Mieten durch den Einzug privater Investoren. Und eben auch die Frage, wie alte Menschen in einer alternden Gesellschaft gepflegt werden sollten. Papa Schulz jedenfalls fand den Film „wunderbar und insgesamt gelungen“ und am Ende gab es auch Autogrammkarten vom Protagonisten.