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Die Behörden versendeten Sturmflut-Hinweise an rund 235.000 Haushalte in Hamburg
In den vergangenen Tagen wurden sie postalisch an rund 235.000 Haushalte versendet: Sturmflut-Hinweise für die Bevölkerung. Foto: Michael Burkhardt
Katastrophenschutz

Sturmflut-Hinweise für Eimsbüttel: Expertin übt Kritik

Viele Eimsbütteler haben vor Kurzem ein Faltblatt mit Sturmflut-Hinweisen in ihren Briefkästen gefunden. Ist die Gefahr für Eimsbüttel wirklich real? Wir haben eine Expertin gefragt, wie die Hinweise einzuordnen sind.

Von Michael Burkhardt

Kurz vor Beginn der Sturmflutsaison am 15. September haben viele Eimsbütteler überraschende Post im Briefkasten gefunden: Faltblätter mit Sturmflut-Hinweisen. Herausgegeben wurden sie von der Behörde für Inneres und Sport sowie der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA).

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Das Hinweisblatt klärt darüber auf, welche Bereiche in Hamburg potenziell sturmflutgefährdet sind und wie sich deren Bewohner im Ernstfall verhalten sollten. Die Behörden geben es in insgesamt neun verschiedenen Versionen für die unterschiedlichen Bezirke und Stadtteile heraus.

Bewohner sollen Schutz in höheren Stockwerken suchen

Bei schweren Sturmfluten werde durch Radio, Warn-Apps, Fernsehen, Sirenen und Cell Broadcast, also Warnungen über das Mobilfunknetz, gewarnt, steht dort.

In diesem Fall, so die Hinweise, solle man das Radio einschalten, auf Lautsprecherdurchsagen achten, den Anweisungen der Behörden folgen und die Nachbarn informieren.

Wer im Warngebiet wohnt, solle – vorausgesetzt das Haus steht hoch genug – im Falle einer schwereren Sturmflut Schutz in höher gelegenen Stockwerken suchen und wichtige Dokumente, Medikamente und Geld mitnehmen.

BUKEA: Wahrscheinlichkeit für Szenario sehr gering

Für viele überraschend: Auch Eimsbüttel soll bei einer schweren Sturmflut von 7,65 Meter über Normalhöhennull (NHN) im Bereich der Innenstadt und gleichzeitigem Versagen der Hochwasserschutzanlagen betroffen sein. In solch einem Szenario wäre demnach das westliche Alsterufer sowie das Gebiet am Isebekkanal betroffen.

Auf Nachfrage heißt es von der BUKEA, die Wahrscheinlichkeit für solch ein Szenario sei nicht bestimmbar, aber sehr gering.

Expertin sieht einige Hinweise kritisch

Zu dieser Einschätzung gelangt auch die Professorin für Geografie, Dr. Beate Ratter, von der Universität Hamburg. Im Gespräch mit den Eimsbütteler Nachrichten ordnet sie die Hinweise und Gefahrenlage für Eimsbüttel ein.

Ratter lobt die allgemeine Informationspolitik in Bezug auf Sturmfluten sowie die angegebenen Hinweise. Für kritikwürdig hält sie hingegen einige Ratschläge für den Fall, dass man noch Zeit hat: etwa Strom und Gas abzustellen, Chemikalien und Farben in obere Stockwerke umzulagern oder Heizöltanks zu sichern.

„Weiß jeder auf die Schnelle, wo man im Haus das Gas abstellen kann?“, fragt sie. Im akuten Notfall anfangen, danach zu suchen, könne gefährlich sein. Dementsprechend hält sie diesen Ratschlag für bedenklich.

Dr. Beate Ratter, Professorin für integrative Geografie an der Universität Hamburg, forscht zum Risikobewusstsein in der Bevölkerung in Bezug auf die Folgen des Klimawandels. Foto: Michael Burkhardt

Starkregen größere Gefahr für Eimsbüttel als Sturmflut

Vor einer Sturmflut werde Hamburg etwa drei bis vier Stunden vor ihrem Eintreffen gewarnt, da die Flut noch die Elbe hochwandere. In diesem Fall sei für solche Maßnahmen eventuell Zeit. Anders ist das etwa bei Starkregen und daraus resultierenden Überschwemmungen – für die Expertin die größere und wahrscheinlichere Bedrohung für einen Bezirk wie Eimsbüttel.

Starkregenereignisse wie etwa 2018 in Bergedorf oder Anfang August in Oststeinbek zeichnen sich dadurch aus, dass sie lokal in Intensität und Auswirkungen stark variieren, so Ratter. So könne es auch in tiefer gelegenen Gebieten in Eimsbüttel, etwa auf der Bundesstraße Höhe Moorkamp, zu großen Überschwemmungen kommen.

Hinzu käme die Dynamik von Starkregenereignissen, die innerhalb einer Stunde große Schäden anrichten können. Für einen Gang in den Keller, um Chemikalien zu suchen, wäre dann keine Zeit, betont Ratter.

info

Studie: Immer mehr Hamburger sorgen für den Katastrophenfall vor

Laut einer Studie des Helmholtz-Zentrums Hereon zum Risikobewusstsein unter Hamburgerinnen und Hamburgern sorgen die Menschen in Hamburg zunehmend für den Fall einer Naturkatastrophe vor. Um sich gegen Extremwetterereignisse zu wappnen, nutzen demnach fast drei von vier Menschen in Hamburg Wetter- und Warn-Apps oder planen, dies zu tun. Jeder Zweite gab an, Vorräte an Wasser, Nahrung und Medikamenten anzulegen.
Auf die Frage danach, welche Naturkatastrophe die größten Auswirkungen auf Hamburg hätte, gaben 68 Prozent der Befragten eine Sturmflut an. An zweiter Stelle folgte Starkregen mit 16 Prozent. Für die Studienleiterin Prof. Dr. Beate Ratter verdeutlicht sich darin das kollektive Gedenken an die Sturmflut von 1962 sowie die Erinnerung an die Starkregenereignisse in Niedersachsen und Süddeutschland des vergangenen Jahres.

Expertin: Prävention und eingeübtes Handeln wichtig

Daher rät die Professorin für Geografie dazu, sich zu informieren: Wie hoch ist das eigene Haus gelegen? Das geht zum Beispiel online. Darüber hinaus bietet die BUKEA eine Starkregengefahrenkarte mit weiteren Informationen an. Auch Hamburg Wasser bietet entsprechendes Info-Material.

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Die Expertin betont zudem die Rolle individueller Prävention. Geld, Dokumente, Taschenlampe und Medikamente mit einem Handgriff parat und das Verhalten im Notfall bereits eingeübt zu haben, könne im Notfall überlebenswichtig sein.

Hierzu bietet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe einen Ratgeber an.


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