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Suzi Quatro beim Konzert. Foto: Paul Bossenmaier
Suzi Quatro mit ihrer Gitarre auf der Bühne. Foto: Paul Bossenmaier
Blickpunkt: Musik

Suzi Quatro aus Niendorf

Sie war die größte Rock’n’Rollerin, die Frau in der Lederhose. Heute lebt sie in Niendorf und erzählt von alter und neuer Musik.

Von Christian Litz

Suzi Quatro, 71 Jahre alt, ist Musikprofi bis ins Mark.
Sie schmiss mit 14 die Schule, um in Bands zu spielen, und ging auf die große Tour, die sich Leben nennt. Sie war ein Role Model der 70er-Jahre. Die erste Bassistin des Pop auf der großen Bühne. Die erste Frau, die eine Popband leitete. Die erste, die erste, die erste.

Suzi Quatro, 1950 als Susan Kay Quatro in Detroit geboren, lebt in Niendorf im Bezirk Eimsbüttel, irgendwo am Waldrand. Als PR-Profi erzählt sie beim Zoom-Interview ausführlich, wie sie jeden Morgen die lange Straße zum Tibarg-Center entlang geht. Lokalbezug, das weiß sie, muss sein, wenn man eine neue Platte verkaufen will.

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Auf dem Weg ist das Nagelstudio, in das sie geht, das Café, in dem sie sich für den Nachhauseweg den Kaffee holt, die Modeläden, in denen sie einkauft, die Leute, die sie immer wieder sieht und die ihr zunicken – das ist ein sehr langer Satz. Er soll die Atmosphäre hervorrufen, die Suzi Quatro bei Interviews verbreitet: Sie sprudelt, sie fühlt sich wohl, lässt los. Gleichzeitig ist sie das genaue Gegenteil. Zum Profitum gehört, das hat sie gelernt, so zu sein wie du bist oder wenigstens nahe dran zu sein an sich und trotzdem alles unter Kontrolle zu haben. Sie spricht nur Englisch, nach 20 Jahren Niendorf, und sie hat alles unter Kontrolle. Alles, was gesagt wird, klingt super, ruft ein Wow hervor.

Von Detroit nach London

Als sie jung war, musste sie in der Band den Bass übernehmen, weil sie die jüngste Schwester war, während die beiden älteren groß rauskommen wollten. Die kleine Suzi aber war am Ende diejenige, die zum Star wurde. Was für Ärger in der Familie Quatro sorgte, inklusive immer wieder aufflackernder Neidattacken und Versöhnungen.

Als Suzi klein war und dem Vater am Telefon sagte, sie gehe nicht mehr zur Schule, ließ der – entgegen der üblichen Gepflogenheiten – kein Geschrei am anderen Ende der Leitung los. Er wusste, es bringt nichts.

So wurde Suzi von den Schwestern gelenkt und geleitet durch die billigen Spelunken des Mittelwestens. Als die Band in Detroit schließlich dem Produzenten Mickie Most vorspielen durfte, sagte der „Danke” und rief später Suzi an, sagte: Nur du, nicht deine Schwestern. Und er sagte: Komm nach London. Und Suzi, gerade 18, ging nach London, ließ sich langsam und behutsam aufbauen zum Popstar von dem Mann, der auch Smokie, Sweet, Mud, Hot Chocolate und andere 70er-Pop-Größen geschaffen hatte. Wie immer machte Mickie Most alles richtig. Seine Frau betreute die kleine Suzi seelisch, und Mickie machte sie zur Großen.

»Entertainen, dafür bin ich auf der Welt«

Beim Zoom-Interview sitzt sie vor Goldenen Schallplatten. „Der ganze Raum ist voll davon.” Sie erzählt, dass Corona seltsam für sie war. 95 Konzerte in 2020 geplant, vier fanden statt. Im Jahr darauf etwa dieselben Zahlen. „Davor war ich immer on the road.” Sie sei ein Bühnen-Mensch, kreativ, unterhaltend und kommunikativ. Sie sei Künstlerin. „Ich mache alles, was dieses Business mir erlaubt.”

Also ist sie in die Sozialen Medien gegangen. „Entertainen, dafür bin ich auf der Welt.” Einmal die Woche gibt es auf Instagram „Suzis Joke of the week”. Sie beschreibt die so: „Meine Witze sind so mies, dass sie wieder brillant sind. Es ist nicht der Witz, es ist die Art und Weise, wie ich sie erzähle.

„The Devil In Me”

Okay, sie hat nicht mehr viel Zeit: Musik. Die letzte Platte, das ist ihr sehr wichtig, hat ihr Sohn Richard produziert. Das scheint für sie das Entscheidende zu sein, deshalb gibt sie überhaupt dieses Interview: aus reinem Mutterstolz. Das Album heißt „The Devil In Me”. Sie beschreibt, wie es entstand.

Der Sohn, Richard Tuckey, absoluter Rock’n’Roller, spielte den ganzen Tag Riffs auf der Gitarre und schickte sie ihr online. „Mein Sohn denkt in Riffs.” Er habe genau gewusst, wie das Album klingen müsse, und genau so klingt es jetzt, sagt die stolze Mutter.

Zum ersten Mal hat sie die Texte vor der Musik gehabt. Wochenlang ging sie ihr Buch mit den Songtexten durch und suchte passende Zeilen für die Riffs. Sie, die als Kind und Jugendliche klassischen Klavierunterricht hatte, setzte sich ans Piano und ging durchs Buch. Zu diesem einen Riff, es trieb sie zur Verzweiflung, fand sie keinen passenden Text. Bis eines Tages ein Zettel aus dem Buch auf das Piano fiel. Ein Zettel mit den Zeilen, die ihre Mutter zu ihr sagte, als sie ein kleines, nerviges, trotziges Mädchen war. Übersetzt: Du bist ein Engel, bis dein Heiligenschein runterrutscht und zu einer Schlinge um deinen Hals wird. So kam sie auf „The Devil In Me”. Das ist dann wohl Kreativität.

Die Frau mit dem Bass, dem Hintern in Leder, den Augen und dem Drive

Wie sie nach Niendorf kam? In ihrer Autobiografie „Unzipped” beschreibt sie das, und es ist sehr schwer, ihren Hintern aus der Geschichte zu halten. Anrüchiges, immer provokant, aber meisterlich kurz vor der Auslinie gestoppt, hat in Suzi Quatros Musik und ihrem Marketing immer eine große Rolle gespielt. Lieder hießen „Too Big”. Alben „Suzi and Other Four Letter Words”. Der Film über ihr Leben, den sie produzieren ließ, hieß „Naked Under Leather”. Immer trat sie in engen Lederhosen auf, auch als weite Schlaghosen die offizielle Mode waren.

Suzi Quatro inmitten ihrer Fans. Foto: Paul Bossenmaier

Sie beschreibt, wie es abging in den wilden Jahren des Rock, und wie ihr Hintern nun mal zu ihrem Markenzeichen wurde: Sie war die Frau mit dem Bass, dem Hintern in Leder, den Augen und dem Drive.

Quatros weg nach Niendorf

In den wilden 70ern war sie mit ihrem Gitarristen, einem strammen Alkoholiker verheiratet. Suzi Quatros Band war eine Arbeiterband, kein hipper Haufen: Es wurde Backstage und eigentlich überall Alkohol in großen Mengen getrunken, nichts gespritzt oder geschnupft. Nach der Trennung holte sie die wilden 70er ein Jahrzehnt später nach, wild und viel und in ihrer Autobiographie angedeutet. Bis der Mann aus Niendorf in ihr Leben trat.

Niendorf, ja doch, gleich. Zuerst erzählt Suzi Quatro aber noch das Geheimnis einer funktionierenden Ehe, die fast 30 Jahre andauert: Freiräume. „In Niendorf ist sein Haus und in Essex ist mein Haus, jeder hat seinen Raum, so hat man das Beste von beidem.” Wichtig sei auch noch die Finca auf Mallorca als „neutrale Zone”.

Noch eine persönliche Frage, Mrs. Quatro, sehr wichtig für mich: „Can the Can”, der große Hit – was bedeutet das eigentlich? „Nonsense”, sagt sie, der Text sei lächerlich gewesen. Kein Inhalt.

Sie kam also nach Niendorf durch Heirat. Nach der Scheidung von ihrem Gitarristen war sie mit einer neuen Band auf Tour, in Leder, frei, wild, so gut drauf wie in den 1970ern. Aber die Musiker meckerten über die Verpflegung hinter der Bühne. Also holte sie mal den Tour­manager her, der schnell und professionell Abhilfe schaffte und den Mumm hatte, ihr zu sagen: „Sie haben den perfekten Hintern.” Den Spruch kannte sie schon, aber er kam ziemlich überraschend, und dieser Tourmanager … mit der Zeit kamen sie sich näher bis zur Hochzeit und nach Niendorf.

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