
Tauben: Missverstandene Tiere in Eimsbüttel?
Stadttauben genießen keinen guten Ruf. Zu Unrecht, findet ein Hamburger Verein und setzt sich für die Tiere ein. Das heißt auch: Verhindern, dass sich die Tiere weiter vermehren.
Von Frieda StadtlanderWer rund um die Lenzsiedlung unterwegs ist, trifft auf große Taubenschwärme. Sie suchen am Boden nach Nahrung oder nisten oben in den Verschlägen. Häufig werden die Vögel als Ungeziefer oder „Ratten der Lüfte“ bezeichnet. Ein Verein sieht das anders und setzt sich für die Tiere ein: der Hamburger Stadttaubenverein.
Der Hamburger Stadttaubenverein
Es gibt zu viele Tauben – darin sind sich alle Seiten einig. Doch während es den einen um die Verschmutzung öffentlicher Flächen durch Taubenkot geht, hat der Stadttaubenverein einen anderen Fokus. Jede neue Stadttaube erwarte ein Leben im Elend, heißt es vom Verein. Deshalb versucht er zu verhindern, dass die Tauben schlüpfen und sich vermehren.
Dazu werden die Eier der Tauben gegen Kunststoffattrappen ausgetauscht. So können die Tauben ihrem Bruttrieb nachgehen, ohne sich zu vermehren. Wer ein Taubennest entdeckt, kann die frisch gelegten Eier bis etwa eine Woche nach der Ablage austauschen. Im Zweifelsfall hilft der Hamburger Stadttaubenverein, den Entwicklungsstand der Eier zu erkennen.
Füttern von Tauben verboten
Viele Städte, darunter auch Hamburg, gehen einen anderen Weg, um die Population zu reduzieren: Sie verbieten, die Tiere zu füttern.
Andrea Scholl vom Hamburger Stadttaubenverein hält das für wenig effektiv – und vor allem für tierschutzwidrig. Die Vögel seien auf den Menschen angewiesen: Sie könnten sich nicht selbst ernähren, bräuchten eigentlich bis zu 40 Gramm Körner am Tag, und fänden in der Stadt keine geeigneten Brutplätze, außer notdürftig an Brücken, Bahnhöfen oder Häusern. Viele Tauben seien deswegen mangelernährt und sterben bereits in ihrem ersten Lebensjahr, sagt Scholl.
Woher kommen die vielen Tauben?
Stadttauben stammen von domestizierten Felsentauben ab, erklärt Andrea Scholl. Sie wurden domestiziert, damit der Mensch von ihnen profitiert – sei es, um ihre Eier oder ihr Fleisch zu essen oder um ihren Kot als Dünger zu nutzen. Ähnlich wie Legehennen wurden sie darauf gezüchtet, viele Eier zu legen – egal, ob sie genug Futter für ihre Jungen hatten oder nicht. Als die Nutztiere immer weniger gefragt waren, wurden sie nach und nach ausgesetzt.
Neuer Taubenschlag am Isemarkt?
Die Mitglieder des Vereins setzen sich zudem für mehr Taubenschläge in der Stadt ein. Diese würden den Tieren zugutekommen, aber auch verhindern, dass der Kot der Tauben auf Straßen und Plätzen landet.
In Steilshoop, Mümmelmannsberg und am Hauptbahnhof gibt es bereits Taubenschläge. Heute wird im Kerngebietsausschuss der Bezirksversammlung Eimsbüttel über einen weiteren am Isemarkt diskutiert. Dort würden sich viele Tauben auf der Brückenkonstruktion, die direkt über den Marktständen verläuft, aufhalten, heißt es in einem Antrag der SPD-Fraktion.
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