Typisch deutsch, typisch chinesisch
Was ist typisch deutsch und was ist typisch chinesisch? Darum geht’s in der Ausstellung „Unsichtbare Dinge“, die am Sonntag im Museum für Völkerkunde eröffnet. Von Hausgöttern und Plastiktüten.
Von Tanja Schreiner„Nach EU-Schätzungen benutzt jeder Mensch pro Jahr rund 500 Plastiktüten“, erklärt Kurator René Spitz. Die Plastiktüte – sie gehört so selbstverständlich zum Alltag, dass man sie schon gar nicht mehr wahrnimmt. Und genau deshalb schmücken aktuell Aldi-Tüten die Decke eines Ausstellungsraums im Museum für Völkerkunde. Die Ausstellung „Unsichtbare Dinge – Typisch chinesisch. Typisch deutsch.“ bringt Alltagsgegenstände und Photographien aus Deutschland und China zusammen.
Gartenzwerge und Hausgötter
Erst der Blick des Fremden, einer anderen Kultur, macht das Besondere wieder sichtbar, sagt Spitz. So fragt sich ein Chinese, der zum ersten Mal nach Deutschland kommt sicherlich, was es mit den kleinen Zwergen in deutschen Gärten auf sich hat. Ein Deutscher, der nach China reist, steht dafür vielleicht neugierig vor Guan Yu, dem chinesischen Hausgott. Eine Statue von Guan Yu findet man in fast jedem Haus in China, erklärt der chinesische Kurator Wu Xuefu, der extra für die Ausstellung nach Deutschland gereist ist. Der Hausgott helfe und schütze – auf Reisen, bei Geschäften oder auch Krankheiten. „Ich hatte Angst von Peking nach Hamburg zu fliegen“, erzählt der Kurator. „Also habe ich eine Statue mitgenommen und mich gleich viel sicherer gefühlt.“
Spiel mit den Kulturen
Die Ausstellung „Unsichtbare Dinge“ spielt mit dem Eindruck des Fremden und gleichzeitig Ähnlichen: Zu jedem Alltagsgegenstand aus China haben die Kuratoren ein passendes Gegenstück aus Deutschland gefunden. Mal sind es Dinge, die ähnlich aussehen, aber eine völlig andere Bedeutung haben, erklärt René Spitz.
Ein anderes Mal sind es Gegenstände, die unterschiedlich aussehen, in beiden Kulturen aber die gleiche Bedeutung haben, wie beispielsweise das „Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel“ und das „Mah-Jongg-Spiel“. So lehrt die Ausstellung nicht nur viel über die fremde Kultur, sondern auch darüber, was die eigene Kultur prägt. Eines ist besonders wichtig, um eine andere Kultur zu verstehen, sagt René Spitz: „Man sollte die Dinge nicht so nehmen, wie sie sind, nur weil sie so sind, wie sie sind.“
Die Ausstellungeröffnung findet am Sonntag den 18. Mai in Anwesenheit des chinesischen Kurators Wu Xuefu statt.
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