„Vincent will Meer“
Am 14. Februar hat das Stück des Schauspielers und Drehbuchautoren Florian David Fitz in den Kammerspielen Premiere gefeiert. Berührend und teils brüllend komisch verhandelt das Ensemble die sensible Thematik um drei Patienten einer psychiatrischen Klinik, die ausziehen, um das Meer zu finden.
Von Nele DeutschmannVincent hat das Tourette-Syndrom. Ein Sohn, der seine Mimik und Gestik nicht im Griff hat und unkontrolliert Schimpfworte brüllt, passt jedoch leider so gar nicht in das Lebenskonzept seines Vaters, einem aufstrebenden Lokalpolitiker mitten im Wahlkampf. Und so schiebt er Vincent in eine psychiatrische Klinik ab.
„Alles, was ich wollte, war, sie ans Meer zu bringen, Papa“
Vincent, ehemals ein lebensfrohes Kind, nun ein verunsicherter und trauriger Heranwachsender, hat jedoch eine Mission. Er möchte seiner Mutter ihren letzten Wunsch erfüllen: Noch einmal ans Meer.
Also nimmt er, begleitet von zwei Mitpatienten, Reißaus. Mit der magersüchtigen Marie klaut er das Auto ihrer Ärztin, nimmt unfreiwillig den zwangsneurotischen Alex als Geisel und zusammen macht sich das Trio auf den Weg Richtung Italien. Immer mit dabei: die Asche der verstorbenen Mutter in einer verrosteten Bonbondose.
„In meinem Kopf sitzt ein Clown, der mir konsequent zwischen die Synapsen kackt“
Auf ihrer Reise haben sie nicht nur mit ihren Verfolgern zu kämpfen, denn ihre Ärztin und Vincents Vater machen sich schnurstracks auf die Suche nach ihnen, sondern auch mit ihren persönlichen Ängsten und existentiellen Nöten. So hat Alex (gespielt von Christopher Ammann) panische Angst vor Bakterien, Marie (Angelina Häntsch) vor Nahrung und Vincent entwickelt langsam den Ehrgeiz, seinem Vater zu zeigen, was in ihm steckt – „Zwei Dinge: Du irrst dich in mir und du wirst mich nie wiedersehen!“
Der gleichnamige Kinofilm gewann den Deutschen Filmpreis und war im Erscheinungsjahr die erfolgreichste deutsche Kinoproduktion. Schauspieler und Drehbuchautor Florian David Fitz wurde für sie mit dem Bayerischen Filmpreis für das beste Drehbuch ausgezeichnet.
Begeistertes Publikum
Unter der Regie von Ralph Bridle zeichnen die Schauspieler in den Kammerspielen einfühlsam und bewegend das Bild junger Menschen mit Handicap, die ihren Platz in unserer Gesellschaft suchen. Moritz Leu gibt eindrucksvoll den Vincent, der sich nicht nur mit seiner Krankheit, sondern auch mit dem Tod seiner Mutter und einem kalten, zynischen Vater arrangieren muss. Das Publikum honorierte diese Leistung mit minutenlangem Applaus.