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Corona Tagebuch Pizza Virus Hamburg Eimsbuettel
"Pizza Virus". Foto: Eimsbütteler Nachrichten
Glosse: Fünfzehnter Teil

Corona-Tagebuch: Wenn der Italiener plötzlich „Pizza Virus“ serviert

Martin Busche zählt mit uns allen die Tage, die uns Corona stiehlt und führt ein öffentliches Tagebuch: subjektiv, ehrlich, schonungslos. Bis Corona uns hoffentlich scheidet.

Von Martin Busche

Donnerstag, 9. April

Ein Besuch bei Coronas in Altona Nord, Wilhelmsburg Süd, Billstedt Ost. Lurup West, vielleicht auch Hoheluft, kann alles sein. Oder ganz anders. 

Es soll ja Menschen geben, die Corona heißen. Oder so ähnlich, Corono, Chronae. Alles ist möglich. Corona ist Latein, heißt Krone. Da geht die A-Deklination, die kann ich noch:
Corona, Coronae, Coronae, Coronam. Corona, Corona. – Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ. Vokativ, Ablativ. Schon mal gehört? Glaubt ihr nicht? Vorsicht. Ich habe eine große Schwester und die hat großes Latinum.

Zurück zum Thema: Die Familie Corona aus Altona Nord, Wilhelmsburg Süd, Billstedt Ost. Lurup West, vielleicht auch Hoheluft, kann alles sein. Oder auch ganz anders.
Die Adresse verrate ich nicht. Die Leute sind gebeutelt genug mit diesem Namen, leben sehr isoliert. So viel sei verraten. Es geht ihnen den Umständen entsprechend gut. Das war mal anders. Corona war plötzlich überall und nicht witzig. 

Als der Pizzamann von nebenan mitkriegte, wie die Familie hieß, gab es bei ihm plötzlich nur noch „Pizza Virus“, natürlich zum speziellen Pandemiepreis. Brüll, Lach, Schenkelschlag. Ganz großes Kino. Ausgerechnet der Italiener, sitzt selber im Glashaus.

Auch die Post blieb aus. Ganz plötzlich. Später stellte sich heraus: Der Briefträger hatte nach dem Shutdown nur die Bild-Zeitung gelesen und nun Angst, dem Virus quasi persönlich zu begegnen. Statt Briefe auszutragen, ging er lieber in Quarantäne.  Klingt dumm, klar, Kann man aber irgendwie auch verstehen. Briefträger halten den Laden am Laufen, haben deshalb wenig Zeit, dem Corona Update von Christian Drosten von der Charité zu lauschen, oder dem von Zeit Online. Und wenn man nur Bild liest, weiß man eben nicht, das nicht überall wo Corona drauf steht, auch Corona dran oder drin ist. Schon gar nicht in Altona Nord, Wilhelmsburg Süd, Billstedt Ost. Lurup West, vielleicht auch Hoheluft. Jedenfalls nicht in seinem Bezirk.

Das schlimmste waren aber die alltäglichen Telefonate. Ein echtes Desaster. Entweder fühlten sich die Menschen beim Namen „Corona“ veräppelt, pöbelten herum, „mit der Krankheit ist nicht zu spaßen“, legten gleich wieder auf. Einige riefen gleich das Gesundheitsamt an, wollten Meldung machen. Weshalb das Amt wiederum selber bei Coronas anrief, wissen wollte ob bei Ihnen alles in Ordnung sei. War es eigentlich, war dem Amt aber egal, steckte trotzdem alle in Quarantäne. Wollte wohl auch Meldung machen. Vier Menschen, Hund, Katze, Maus lebten nun auf 40 Quadratmeter, 14 Tage. Das ist eng. Coronas leben nicht in Pöseldorf, soviel sei verraten. Sind anständige Leute.

Zu allem übel stand jetzt jeden Tag auch noch einer dieser schrecklichen Präsentkörbe vor der Tür. Die sind schon in Friedenszeiten ätzend, so was schenken nur Freunde, die nur so tun als ob, weil sie selbst in Notlagen, zu faul sind, selber einzukaufen. Sie wissen nämlich was sie tun:
Im Korb ist nur Schrott: Rotkäppchen für die Kleinen, Sechsämtertropfen für den Papa. Edle Tropfen in Nuss für die Mama, also Pralinen. Dazu Salami, die so hart ist, dass sie oft nur mit roher Gewalt besiegt werden kann. Wenn es noch doofer kommt, auch gar nicht. Das kann man nicht essen, will man nicht essen. Tut weh.
Alleine schon wegen dieser Präsentkörbe ist Quarantäne Folter. Na ja, fast. Damit das nicht nochmal passiert, nennen sich Coronas jetzt übrigens leicht anders. Wie? Sucht doch mal unter Krone. 

Bis Montag. Das Tagebuch bleibt über Ostern geschlossen.



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