Bunker-Abriss: Anwohner gegen Neubau-Pläne
Der Bunker an der Eimsbütteler Straße soll abgerissen werden. Ein Immobilieninvestor plant einen Neubau, der auf Widerstand in der Nachbarschaft stößt. Die Bezirkspolitik macht Auflagen für die Genehmigung.
Von Max GilbertIm Stadtgebiet Hamburg wurden vor und während des Zweiten Weltkriegs über 1.000 Bunker gebaut, um die Bürger der Hansestadt vor feindlichen Bomben zu schützen. Die große Mehrheit der Luftschutzbauten liegt unter der Erde, dennoch prägen auch noch heute etwa 50 überirdische Hochbunker das Stadtbild.
Immer mehr unbenutzte Bunker wurden in den letzten Jahren abgerissen, entweder zum Teil oder komplett. Oft entsteht neuer Wohnraum, viele Bunker liegen in begehrten Wohngegenden wie Eimsbüttel.
Bunker Eimsbütteler Straße: Verkauf beschlossen, Neubau geplant
Auch der Bunker an der Eimsbütteler Straße soll abgerissen werden. Nach Informationen der Eimsbütteler Nachrichten ist ein Teilabriss geplant, die Seitenwände des alten Bunkers sollen erhalten bleiben. Noch ist der Bunker in öffentlichem Besitz, doch der Verkauf ist bereits beschlossen. Dies bestätigte eine Mitarbeiterin der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Der Verkauf sei lediglich formal noch nicht abschließend abgewickelt.
Käufer ist der Immobilieninvestor Eduard Reidel. Reidel ist Geschäftsführer einer Unternehmensgruppe mit Sitz in Gadebusch und hat bereits Erfahrung mit Hamburger Bunkern gemacht. 2014 gründete er die RHH Wielandstraße GmbH und verwandelte den Eilbeker Bunker in ein modernes Wohnhaus. Bereits im vergangenen Jahr hat Reidel die RHH Eimsbütteler Straße GmbH gegründet.
Anwohnerinitiative gegen Neubaupläne
Einige Anwohner wollen den geplanten Bau verhindern und haben eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen. Generell würden die Mitglieder der Initiative die Schaffung von Wohnraum begrüßen, jedoch befürchten sie, dass ihre Nachbarschaft unter steigenden Mieten leiden wird und der Neubau ein Spekulationsobjekt sei. Besonders störe sie, dass in dem Neubau Micro-Apartments entstehen sollen, die ihrer Meinung nach der Nachbarschaft schaden würden.
Weiterer Streitpunkt ist die geplante Größe des Neubaus. Dem Bezirksamt Altona liegt ein „Antrag auf Befreiung der Baubeplanung“ vor. Der Bauherr möchte ein Stockwerk höher und insgesamt tiefer bauen, als es die Bauordnung vorsieht, bestätigt Sven Hielscher (CDU), Vorsitzender des Bauausschusses im Bezirk Altona.
Genehmigung nur unter Auflage des „Drittelmixes“
Sein Ausschuss werde dem Antrag jedoch nur unter Auflagen zustimmen, erklärt der Bezirkspolitiker. Bedingung sei die Durchsetzung des „Drittelmixes“. Das heißt konkret: Bauherr Reidel muss ein Drittel der entstehenden Wohnungen entweder als Sozialwohnungen oder zu einer „preisgedämpften“ Miete anbieten. Dies habe man dem Bauherr vorgeschlagen, so Hielscher, nun müsse dieser entscheiden. Die Durchsetzung des Drittelmixes ist eine der Forderungen der Bürgerinitiative.
Verzichtet Reidel auf die Durchsetzung des Drittelmixes, so werde der Antrag nicht genehmigt. Dann müsste Reidel etwas kleiner bauen – wäre jedoch an keine Auflagen seitens des Bezirks, wie ein Drittel günstige Wohnungen anzubieten, gebunden.
Hielscher betont jedoch auch, eine Genehmigung des Antrags wäre „städtebaulich vereinbar“, da die geplanten Maße einen akzeptablen Rahmen nicht sprengen würden. Der Ball liege somit nun beim Investor, der entscheiden müsse, ob er den Auflagen zustimmt, so Hielscher.
Bauherr Reidel möchte Dialog
Soweit bestätigt Eduard Reidel das Bauvorhaben. Eine Diskussion über Mietpreise und Konsequenzen hält Reidel für verfrüht, da noch nichts endgültig beschlossen sei. Auch die genaue Aufteilung der neuen Wohnungen stehe noch nicht endgültig fest. Aktuell geht der Unternehmer jedoch von 73 Wohneinheiten, 61 Ein-Zimmer-Apartments und 12 Zwei-Zimmer-Wohnungen, aus.
Die aufkommende Unruhe um sein Bauprojekt kann Seidel nicht verstehen. Er möchte „nicht gegen Windmühlen anlaufen“, noch sei ja nichts entschieden. Außerdem plane er zu einem späteren Zeitpunkt noch mit den Anwohnern in den Dialog zu treten, so der Unternehmer. Von seinem Bauprojekt ist der Geschäftsführer – im Gegensatz zu den Mitgliedern der Initiative – überzeugt: „Die Stadt braucht keine 130 Quadratmeter-Apartments“.
Braucht die Stadt kleine Apartments?
Hielscher, selbst in der Baubranche tätig, sieht das Vorhaben des Investors zwiegespalten. „Der Markt gibt ihm Recht; es gibt aktuell eine irre Nachfrage für solche kleinen Apartments“, erklärt der Vorsitzende des Bauausschusses und fügt im Hinblick auf langfristige Entwicklungen hinzu: „Ganz nachhaltig ist das meiner Meinung nach aber nicht.“
Die Baufreiheit des Immobilieninvestors sei jedoch zu respektieren, so der CDU-Politiker. Da der Bunker vom Bund und nicht von der Stadt veräußert wird, können beim Verkauf keine Bauauflagen erteilt werden.
Die Bürgerinitiative möchte sich gegen die Gentrifizierung ihres Stadtteils wehren. Sie planen Treffen, um die Nachbarschaft über das Thema zu informieren. Wie am Ende gebaut wird, werden die nächsten Wochen zeigen. Eine erste Entscheidung könnte kommenden Dienstag fallen, wenn der Bauausschuss tagt.