CDU-Frauen protestieren gegen Männerliste
In der Hamburger CDU knirscht es: Vor allem die weiblichen Parteimitglieder sind empört über die Landesliste für die Bundestagswahl. Nach einem parteiinternen Quorum müsste eigentlich eine Frau unter der ersten drei Plätzen vertreten sein. Dies ist nicht der Fall. Nun soll es zur Kampfabstimmung kommen.
Von Matthias BergerDie erste Frau auf der Landesliste für die Bundestagswahl ist Herlind Gundelach auf Platz fünf. Ihre Chancen, in den Bundestag einzuziehen, stehen damit schlecht. Ein parteiinternes Quorum legt fest, dass mindestens eine Frau unter der ersten drei Listenplätzen zu finden sein muss. Der Wahlausschuss der CDU hat sich jedoch darauf verständigt, vier Männer an die Spitze zu stellen: Marcus Weinberg (Altona), Rüdiger Kruse (Eimsbüttel), Christoph de Vries (Hamburg-Mitte) und Christoph Ploß (Hamburg-Nord).
Dagegen laufen nun die Hamburger CDU-Frauen Sturm. In einem offenen Brief fordern sie, dass auf einem der ersten drei Listenplätze eine Frau stehen muss. Die Missachtung des Quorums durch den Wahlausschuss sei „weder zeitgemäß noch inhaltlich tragbar“, wird die Landesvorsitzende der Frauen-Union, Marita Meyer-Krainer, im Abendblatt zitiert. Auch Karin Prien, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende in der Bürgerschaft, fordert, dass auf dem Parteitag am 8. Dezember Gundelach auf Listenplatz drei gesetzt wird.
Gundelach war 2013 im Wahlkreis Bergedorf angetreten und in den Bundestag gewählt worden. Damals war die ehemalige Wissenschaftssenatorin von Platz drei der Landesliste gestartet. Ob Gundelach im Falle einer Kampfabstimmung am 8. Dezember tatsächlich gegen de Vries antritt, ist allerdings offen. Sollte sie dies nicht tun, will die Gruppe um Karin Prien, Marita Meyer-Krainer und die Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver eine andere Frau für Platz drei nominieren.
Eimsbütteler Fraktionschef gegen Frauenquote
Der Vorsitzende der CDU-Fraktion Eimsbüttel, Rüdiger Kuhn, hält nichts von einer Frauenquote für die Bundestagswahl. „Ich glaube nicht, dass es Frauen, die über Quoten eine Position erreicht haben, gut geht.“ Entscheidend sei die fachliche Kompetenz. Die sei sowohl bei de Vries als auch bei Gundelach vorhanden, meint Kuhn. „Aber ich hätte mir auch eine andere Lösung vorstellen können. Karin Prien und Birgit Stöver wären zwei Kandidatinnen, die die Hamburger CDU nach vorne bringen würden. Aber beide wollten nicht antreten.“
Vor allem Prien stehe für Inhalte, die „ich auch vertrete“, so Kuhn. Einige in der Union würden in der Flüchtlingspolitik einen härteren Kurs zu fordern, um der AfD keinen Raum zu geben. „Frau Prien verzichtet ausdrücklich auf populistische Politik, um sich unzufriedenen Wutbürgern anzubiedern.“