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Glosse: Zweiter Teil

Corona-Tagebuch: Wenn die Hamburger Tafel absagt

Martin Busche zählt mit uns allen die Tage, die uns Corona stiehlt und führt ein öffentliches Tagebuch: subjektiv, ehrlich, schonungslos. Bis Corona uns hoffentlich scheidet.

Von Martin Busche

Dienstag, 24. März 2020

Wohin das noch führen soll? Es ist erst Tag zwei der Ausgangssperre, die nicht so heißen darf, weil sich das so autoritär anhört. Und ich bin schon maximal genervt. Man darf nichts mehr. Selbst draußen essen ist jetzt verboten. Das behauptet zumindest die Frau vom Imbiss, die uns erst von ihren Bänken vorm Geschäft gejagt hat und dann dem Take-away-Essen, was wir bei ihr bestellt haben, noch nicht mal Besteck beigelegt hat.

Das hat sie extra gemacht, ganz bestimmt. Oder ist Besteck beilegen jetzt auch verboten? Nee, bestimmt nicht. Vielleicht ist draußen essen auch nicht verboten, sondern nur nicht erwünscht. Wer weiß denn so was, im Netz finden wir nichts. Hab aber auch keinen Bock auf Stress.

Also weg von ihren sonnigen Bänken, auch kein Chillen im Park. Spaghetti Bolognese mit den Fingern essen, das geht nicht. Ab nach Hause. Wieder abhängen, irgendwie die Zeit totschlagen. Und draußen wird es Frühling. Scheiße. Ich hab keinen Bock mehr.

Keine Zeit für warme Worte

Überhaupt ging heute nichts. Heute morgen hat die Hamburger Tafel abgesagt. Ich wollte dort helfen, denen, aber auch mir. Die Einsamkeit macht mir zu schaffen. Ich bin sehr, sehr gern unter Leuten, brauch das wie die Luft zum Leben. Und Kisten schleppen, Auto fahren, kann ich gerade noch „Helfer dringend gesucht“, hieß es auf der Homepage.

Nur deshalb hab ich da heute sogar angerufen, mich angeboten, gefragt, was die alles von mir wissen wollten. Danach noch mal hingeschrieben, wie gewünscht. Die kam postwendend zurück, beantwortet von einem Automaten. Die Tafel sei mittlerweile wieder gut versorgt mit Helfern, teilte die Maschine mit. Von Nachfragen bitte man Abstand zu nehmen. So redet man sonst nur auf dem Amt.

Ich habe Verständnis, rede ich mir zumindest ein. Weil man es hat in solchen Zeiten und es doof aussieht, wenn man wegen so was meckert. Die Tafelleute haben bestimmt viel zu tun und keine Zeit für warme Worte. Aber eigentlich bin ich doch sauer. Das hätte mir der Typ am Telefon gleich sagen können. Und Absagen sind doof, per Maschine allemal. Im Alltag hätte ich keine Zeit, mir darüber groß den Kopf zu zerbrechen. Jetzt bei Corona habe ich viel Zeit. Ätzend.

Heute Abend hab ich sogar das Klatschen mit den Nachbarn vergessen. Kein Dank von mir also für die Mitarbeiter in den Krankenhäusern? Doch natürlich. Als ich dran gedacht hab, war es nur schon zu spät. Morgen klatsche ich wieder, versprochen.

Bis morgen.

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