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Eimsbüttel klatscht
Täglich um 21 Uhr klatscht Eimsbüttel für Helfer in der Corona-Krise. Foto: Vanessa Leitschuh
Kommentar

Applaus ja, aber das reicht nicht

Abends um 21 Uhr hat fast ganz Eimsbüttel neuerdings einen Termin. Dann wird geklatscht und gejohlt und so jenen gedankt, die trotz Corona dafür sorgen, dass wir ins Krankenhaus dürfen, wenn es uns erwischt hat und dort der Laden halbwegs arbeitsfähig bleibt.

Von Martin Busche

Das ist gut und richtig. Auch für mich ist der 21 Uhr Termin Pflicht, er hilft mir die Krise zu überstehen, gibt mir Kraft, zu Hause zu bleiben. Doch hilft er auch den Pflegekräften? Moralisch natürlich, praktisch nicht. So großartig diese Aktion ist, so gut sie auch der Seele tut. Auf Dauer greift sie zu kurz.

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Pflegerinnen und Pfleger, Ärzte und Ärztinnen brauchen mehr als rhythmisches Klatschen. Sie brauchen Geld, Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen, die aus anderen Bereichen abgezogen werden. Was sie aber auch brauchen, ist die Sicherheit, dass das, was die Politik ihnen derzeit an Unterstützung gewährt, kein Strohfeuer ist, was nach der Pandemie schnell erlischt.

Eimsbütteler Bürgerinnen und Bürger sollten mit dem Klatschen deshalb politische Forderungen verbinden. Eine lautet: „Weg mit den Fallpauschalen“. Denn deutsche Krankenhäuser bekommen nur Geld für Kranke, die sie tatsächlich auch behandeln. Sie müssen stets ausgelastet sein, sonst verdienen sie nicht genug Geld, um den Betrieb samt Infrastruktur bezahlen zu können.

Vorratshaltung wie sie jetzt nötig wäre, kostet die Kliniken Geld. Darum mangelt es jetzt an Schutzmasken, Beatmungsgeräten, Intensivbetten. Kalle Kunkel, Gewerkschaftssekretär bei Verdi, vergleicht das mit der Feuerwehr. „Die wird ja auch nicht nur nach Einsätzen bezahlt“, schreibt er in einem Essay für die Wochenzeitschrift „Freitag“.

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Gesundheit ist keine Ware

In Krisen wie diesen zeigt sich auch, was schief läuft im deutschen Gesundheitswesen. Deshalb muss die zweite Forderung lauten: „Gesundheit ist keine Ware, mit dem jemand Geld verdienen kann. Gesundheit ist ein elementarer Teil der Daseinsfürsorge. Für die darf uns kein Cent zu viel sein“. Auch nach der Krise. Pfleger und Pflegerinnen dürfen nie mehr so unterbezahlt sein, wie sie derzeit sind. Ärztinnen und Ärzte sollen nie mehr soviel Überstunden schrubben müssen, wie vor der Krise und jetzt auch. An Geld darf das ganze nicht scheitern. Der Staat hat Geld, das stellt er jetzt jeden Tag unter Beweis.

Nach der Krise dürfte sich auch die unfassbare Debatte über angebliche Überkapazitäten in deutschen Krankenhäusern erledigt haben. Vor Corona war das eines der meist diskutierten Probleme der ganzen Branche. Bundesweit wurden kleinere Krankenhäuser dicht gemacht, weil sie sich angeblich nicht rentierten. „Krankenhausschließungen müssen künftig die absolute Ausnahme bleiben“, lautet deshalb die dritte Forderung.

Denn ausgerechnet die, die jetzt noch offen sind, weil das Virus auf Sozialpläne keine Rücksicht nimmt, sind jetzt unser großes Plus. Sie sind genau die Reserve, mit der Gesundheitsminister Jens Spahn uns immer beruhigt. Das ist natürlich absurd.

Bei aller Liebe. Applaus ja, aber er reicht nicht aus.

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