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Die Ermittlung von Torkel S. Wächter – eine Lesung in der Christuskirche. Foto: acabus Verlag
"Die Ermittlung" von Torkel S. Wächter: Den Eimsbüttelern stellt er seine Bücher während einer Lesung in der Christuskirche vor. Foto: acabus Verlag
Lesung in der Christuskirche

Die Geschichte einer jüdischen Familie aus Eimsbüttel

Torkel S. Wächter hat in zwei Büchern das Schicksal seiner Großeltern aufgearbeitet. Gustav und Minna Wächter haben alles aufgegeben, um ihre Kinder vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu retten. Dafür mussten sie mit ihrem Leben bezahlen. Nun kehrt ihr Enkel zu seinen Wurzeln zurück.

Von Ida Wittenberg

Torkel S. Wächter wurde 1961 in Schweden geboren. Seine Wurzeln aber liegen in Eimsbüttel. „Eimsbüttel hat seinen eigenen Platz in meinem Herzen. Den Isemarkt besuche ich sehr gerne und sobald ich den Eppendorfer Baum erreiche, spüre ich, dass ich zu Hause bin und dass diese Stadt auch mir gehört.“ Sein Vater, Walter, ist 1938 als Jude aus Deutschland geflohen – für seine Großeltern gab es keine Möglichkeit, Deutschland rechtzeitig zu verlassen. „Die Besuche können also auch sehr emotional sein. Ich sehe Hamburg als ein Geschenk meiner Großeltern an mich und meine Familie.“

Über die Geschichte seiner Familie hat Torkel S. Wächter erst sehr spät und nur durch eigene Recherchen mehr erfahren. Was genau seinem Vater und seinen Großeltern während des Nationalsozialismus passiert ist, hat er nun in zwei Büchern niedergeschrieben.

Die Geschichte der Familie Wächter war lange ein Tabu-Thema

Sein Großvater Gustav war Obersteuerinspektor beim Finanzamt Unterelbe, seine Großmutter Minna war Hausfrau. Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten hat sich das gesamte Leben der Familie Wächter verändert. Gustav hat seine Arbeit verloren und die Familie hat ihr zu Hause mehrmals wechseln müssen. Zunächst wohnten sie am Eppendorfer Weg 42, dann am Scheideweg 35. [mappress mapid=“1750″]

Sein Vater geriet ins Visier der Gestapo und musste binnen 14 Tagen das Land verlassen. Die Flucht gelang ihm 1938 dank der Hilfe einer zionistischen Gruppe, andernfalls wäre er ins KZ Fuhlsbüttel gekommen. Wächter erzählt, dass seine Großeltern alles dafür getan haben, ihre drei Söhne in Sicherheit zu wissen. Für sie selbst gab es keine Rettung mehr: Gustav und Minna Wächter wurden ins Konzentrationslager Jungfernhof (Lettland) deportiert und dort ermordet.

Über die Geschichte seiner Familie hat Wächter nur wenig von seinem Vater erfahren: „Es war ein Tabu. Der Auslöser, mehr über die Geschichte meines Vaters zu erfahren, waren meine Kinder. Als ich selber Vater wurde habe ich angefangen mehr über die Geschichte meiner Familie zu recherchieren – um meinen vier Kindern davon erzählen zu können.“ So sind die Bücher entstanden, berichtet Wächter. Als er auf dem Dachboden des Elternhauses in Schweden 32 Postkarten fand, lernte er Deutsch, um mehr über seine Familiengeschichte zu erfahren.

Zwei Sachbücher sind bereits enstanden – ein Roman folgt

„Die Ermittlung“ erzählt das Schicksal der Familie während des ersten halben Jahres der Nazi-Herrschaft. „Es handelt sich um eine authentische Ermittlung, die sich wie ein Krimi liest.“ Durch seine Recherchen im Staatsarchiv war Wächter auf sehr viel Material über die Ermittlungen gegen seinen Großvater gestoßen. „Einige Kollegen beim Finanzamt wollte ihn loswerden, weil er Jude war. Sie haben eine grundlose Anklageschrift verfasst, die zur Ermittlung geführt hat. Diese Ermittlung gegen meinen Großvater bildet zusammen mit dem Material aus dem Nachlass meines Vaters ein einzigartiges Zeitdokument.“ Wächter wollte die Situation besser verstehen und beschloss, ein zweites Buch zu schreiben. „32 Postkarten“ handelt von der Zeit seiner Großeltern zwischen den Jahren 1940 und 1941.

Momentan arbeitet er an einem Roman. Erst durch die Aufarbeitung der Familiengeschichte hat sich Wächter aus seiner Sicht das Recht dazu verschafft, sich fiktiv mit dem Thema Juden im Dritten Reich auseinanderzusetzen: „Ich spüre eine große Verantwortung für das Material. Es handelt sich um Menschen. Man muss sie mit Anstand behandeln, sonst sollte man das Material ruhen lassen. Wir können die Geschichte nicht verändern und müssen den Mut haben, nicht wegzuschauen. Aber wir haben die Macht zu entscheiden, was wir aus der Geschichte machen. Wir haben die Wahl.“

Eimsbüttel ist für Familie Wächter zu einem zweiten zu Hause geworden

Auch zukünftig wird Wächter mit seiner Familie aus Schweden ins schöne Eimsbüttel kommen. Nicht nur weil seiner Frau als Architektin die Bauten gefallen und seine Kinder gerne alles auf dem Fischmarkt bestaunen, sondern weil die gesamte Familie etwas über ihre Vergangenheit erfahren möchte. „Es ist zwar eine traurige Geschichte, aber für mich stehen meine Großeltern vor allem für Liebe. Ohne dieser Liebe wäre es für meinen Vater nicht möglich gewesen, sein Leben neu zu erfinden. Ich habe viel von meinen Großeltern gelernt, dass mir in meiner Rolle als Vater hilft. Klingt komisch, aber so ist es.“


Wer mehr über die spannende, beeindruckende aber auch traurige Geschichte der Familie Wächter erfahren möchte ist herzlich zur Lesung am 8. November ab 18 Uhr in der Christuskirche eingeladen. Dort wird Torkel S. Wächter aus den Büchern „32 Postkarten. Post aus Nazideutschland“ und „Die Ermittlung. Die wahre Geschichte einer deutsch-jüdischen Familie aus Hamburg“ lesen.

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