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Bastian Mahler, Thora Hoffmann, Marcel Wolfarth und Leiter Frank Fürst (v.l.n.r.). Foto: Fabian Hennig
Fahrraddiebstahl

#Fahrradklaukarte: Warum dürfen Fahrraddiebe geklaute Räder behalten?

Die „SoKo Fahrradklau“ besteht aus vier Mitarbeitern: Leiter Frank Fürst und Thora Hoffmann, Bastian Mahler und Marcel Wolfarth. Im Interview beantworten sie Fragen rund um das Thema Fahrraddiebstahl. Warum zum Beispiel viele Diebe öfters mit den geklauten Rädern nach Hause fahren dürfen.

Von Fabian Hennig

Eimsbütteler Nachrichten: Wieso werden in Eimsbüttel mit Abstand die meisten Fahrräder in Hamburg geklaut? 

Fürst: Dort wo viele Fahrräder stehen, werden auch viele Fahrräder geklaut. Generell stehen im Eimsbütteler Bereich viele Fahrräder einfach draußen. Es gibt keine Fahrradkeller und das Fahrrad auf den Dachboden zu tragen, ist sehr mühsam. 

Hoffmann: Und es gibt wenig Möglichkeiten, das Fahrrad vernünftig anzuschließen, das ist hier nicht ausreichend gegeben. Selbst wenn man das beste Schloss hat und das an einen Maschendrahtzaun angeschlossen ist, den knipst der Dieb eben durch.

Wolfarth: Fahrräder werden oft auch nur ab- und nicht angeschlossen. Wenn nur Hinterrad und Rahmen verbunden sind, kann das ja jeder mitnehmen. Wie man es anschließt, ist sehr wichtig. 

EN: Wer sind die Täter?

Fürst: Das ist sehr gemischt. Es gibt die Gruppen, die sporadisch Fahrräder klauen – die sogenannten Einzeltäter. Dann kommen die Diebe hinzu, die für den Drogenkonsum regelmäßiger Fahrräder klauen. Außerdem gibt es noch die Vielfachtäter, die standardisiert höherpreisige Fahrräder klauen. Dazu gehören auch diejenigen, die alle paar Monate nach Hamburg kommen, ihren Transporter vollladen und nach Osteuropa bringen. 

EN: Wie viele Diebe in Hamburg sind Reisende?

Fürst: Reisende haben wir nicht auf dem Zettel. Das liegt daran, dass man viele Täter gar nicht ermittelt bekommt. Wir haben ein sogenanntes Hellfeld von nicht einmal vier Prozent. Das ist das Bild, das wir von Tätern haben. Das Dunkelfeld von den Tätern, die draußen noch rumlaufen, kennen wir gar nicht. Wir wissen, dass Fahrräder nach Polen, Litauen oder nach Kiel auf die Fähre gehen, aber wir kennen nicht jeden Täter. Und es werden nicht alle Diebstähle angezeigt, das ist ein riesiges Problem für uns.

Soko Fahrradklau: „Gelegenheit schafft Diebe“

2016 wurde die "Arbeitsrate Fahrrad" gegründet. Im Moment besteht die Ermittlungsgruppe aus vier Mitarbeitern, die für das Thema Fahrraddiebstahl zuständig sind. Letztes Jahr wurden sie mit den fast 2000 sichergestellten Fahrrädern in Billstedt hamburgweit bekannt.

Hoffmann: Nur mal angenommen, auf der Autobahn wird ein Transporter-Fahrer mit Fahrrädern angehalten, der vom Täterbild passen würde, aber keines der Räder wurde als gestohlen gemeldet, dann müssen wir den Fahrer mit den Rädern weiterfahren lassen. 

EN: Das klingt absurd. Und wenn man einem Täter nur einen Fahrraddiebstahl nachweisen kann und er noch viele andere Fahrräder transportiert, kriegt er die anderen wieder?

Fürst: Möglicherweise. In Hamburg stellen wir natürlich alle Räder erst einmal sicher. Aber wenn am Ende keine Anzeige erstattet wurde, kriegt er die wieder. 

Man muss keine Rechnung nachweisen?

Mahler: Nein, wir müssen ihm nachweisen, dass er die Fahrräder gestohlen hat.

EN: Ich kenne viele Geschädigte, die keine Anzeige erstattet haben, weil sie das Fahrrad eh nicht wiederbekommen oder keine Versicherung haben.

Hoffmann: Viele Bürger tun Fahrraddiebstahl einfach als Bagatelldelikt ab, es ist aber ein besonders schwerer Fall des Diebstahls. Keiner sieht das als Straftat. 

Mahler: Für viele ergibt die Anzeige anscheinend keinen Sinn, sie kriegen ihr Fahrrad nicht wieder und die Versicherung zahlt sowieso. Viele verkennen, dass es nicht um die repressive Strafverfolgung geht, sondern dass wir eine Lageerhebung machen zu können.

EN: Wo werden die Fahrräder verkauft?

Fürst: Gegenfrage. Wo würden sie gestohlene Fahrräder verkaufen?

EN: Zuerst würde ich bei Ebay Kleinanzeigen schauen. 

Fürst: Ja, das deckt sich mit unserer Vorstellung. Generell passiert das aber auf diversen Internet-Plattformen, die alle ähnlich funktionieren. Wir kriegen öfters Hinweise von Bestohlenen, die ihr Fahrrad auf einer Plattform gesehen haben. Dann initiieren wir einen Scheinkauf. 

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Baby im Rettungswagen geboren

Bis zum Krankenhaus wollte das gestern geborene Mädchen nicht mehr warten. Sie kam während der Fahrt im Rettungswagen zur Welt.

Hoffmann: Letztendlich sind wir auf die Bürger und die Anzeigen angewiesen. Wir wissen ja nicht, welche Fahrräder von den Angebotenen geklaut sind. Zudem muss der Käufer sich auch schützen, eventuell macht der sich nämlich strafbar. Entweder mit Kaufvertrag oder Rechnungsbeleg.

Fürst: Mit Rahmen- und Codierungsnummer ist das natürlich am schönsten. 

Hoffmann: Mit Codierung bekommt der Besitzer sein Fahrrad auch ohne Anzeige zurück – weil wir das in der Ermittlung zuordnen können.

Wolfarth: Preislich ist die Codierung auch in Ordnung. 10 bis 15 Euro kann man schon investieren, um sein Fahrrad besser zu schützen. 

EN: Wie entscheidet sich, welchen Fall sie bearbeiten?

Mahler: Unsere Aufgabe besteht darin, dass wir Strukturen aufhellen wollen und dass wir schauen, wo die Absatzmärkte sind. Wenn wir die Großhehler-Läden dichtmachen, können die Diebe die Fahrräder nicht mehr so leicht verkaufen. 

Fürst: Und Vielfachtäter bearbeiten wir auch – so wie der Holländer eben. Aber der Absatzmarkt, das grummelt bei uns richtig. Diebstahl-Hotspots bearbeiten wir natürlich auch.

EN: Letztes Jahr sind die Diebstahlzahlen nach unten gegangen, das ist schon mal ein Erfolg. 

Fürst: Jein. Der Einsatz in der Billstraße hat im Mai die Zahlen stark nach unten gezogen. Das war im Frühling ein Signal in Richtung Diebstahlszene. Im Laufe des Sommers hat sich das wieder erholt. 

#Fahrradklaukarte: Das sicherste Fahrradschloss für dein Fahrrad

Welche Art von Fahrradschloss sollte man für seinen liebsten Drahtesel kaufen? In den bislang eingetragenen Nutzerdaten in unsere Fahrradklaukarte hat sich ein Schloss hervorgehoben. Denn: Es ist am wenigsten vertreten. Stiftung Warentest und der ADFC bestätigen das gute Ergebnis.

Mahler: Zudem hatten wir den G20-Gipfel in Hamburg. Jeder, der irgendwie eine Uniform trägt aus dem ganzen Bundesgebiet, war in Hamburg vertreten. Das heißt, in der Diebstahlhochsaison im Sommer waren viele Polizisten in Hamburg unterwegs. Ob die Zahl zu halten ist, wird man sehen. 

EN: Was hat sich in den letzten Jahren noch verändert?

Fürst: Immer mehr Bürger informieren die Polizei, wenn ihnen etwas auffällt. Also wenn zum Beispiel einer doof rumsteht und an einem Fahrrad rumhantiert. Oder wenn in einen Transporter Fahrräder eingeladen werden. 

Mahler: In solchen Fällen ist auch der Bürger gefragt. Aber nicht nur bei der Beobachtung, sondern auch wenn ihm das Fahrrad geklaut wurde. In einem Fall hatte ein Geschädigter virtuelle Marktplätze nach seinem Lastenfahrrad durchforstet. Am Ende hat er sein Fahrrad wiederbekommen. Wenn der Fahrradeigentümer selbst aktiv wird und die Polizei mit ins Boot nimmt und nicht eigenmächtig handelt, haben wir einen riesigen Erfolg. 

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