Feuerwehr wird mit falschen Notrufen tyrannisiert
Seit einigen Monaten bekommt die Feuerwehr Hamburg von demselben unbekannten Anrufer falsche Alarme in Niendorf. Meistens muss die Feuerwehr Stellingen ausrücken, deren Einsatzkräfte dann bei richtigen Alarmen fehlen.
Von Johanna HänselSeit mehreren Monaten erreichen die Feuerwehr Hamburg Fehlalarme. Mittlerweile sind es mehrere Dutzend falsche Anrufe. Sie alle kommen von demselben Verteilerknoten. Derzeit geht die Feuerwehr davon aus, dass es sich um denselben Anrufer handelt, teilt der Pressesprecher der Feuerwehr Hamburg Werner Nölken mit. Die Anrufe kommen von Prepaid-Handy-Nummern oder aus öffentlichen Telefonzellen. Das erschwert die Ortung, da die Rückverfolgung nur begrenzt möglich ist. Der Verursacher konnte bisher nicht gefunden werden.
Der letzte Fehlalarm erreichte die Feuerwehr erst gestern Abend gegen 20 Uhr. Angeblich drohe jemand von einem Haus zu springen, hieß es. Der Täter ist beim Notruf kreativ. Die Meldungen unterscheiden sich alle. Mal wäre angeblich jemand von einem LKW überfahren worden, mal würden vier PKWs in einem Parkhaus brennen, erzählt Nölken. Alle Alarme drehten sich aber um den Bereich Niendorf, vor allem um den Wagrierweg. Jedes Mal müsste man Einsatzkräfte losschicken, da man nicht wisse, ob nicht mal eine echte Meldung dabei ist, erklärt Nölken.
„Kräfte fehlen woanders“
Meistens muss die Feuerwehr Stellingen los, gemeinsam mit der zuständigen Freiwilligen Feuerwehr. So auch gestern Abend, als die Feuerwehr Stellingen und die Freiwillige Feuerwehr Schnelsen den Fehlalarm überprüft haben. Zwar schicke man die Truppe schon mit dem Hinweis los, dass es sich um die gleiche Adresse handele und die Meldung auf Wahrheit überprüfen muss, aber ärgerlich sei das trotzdem, berichtet Nölken. Das bestätigt auch der Wachführer der Feuerwehr Stellingen, Holger Feldmann: „Wir haben nur einen Löschzug. Wenn wir zu einem falschen Einsatz gerufen werden, fehlen unsere Kräfte woanders. Wenn dann in unserem Bereich eine richtige Meldung erfolgt, muss eine Einsatzstelle von weiter weg den Einsatz übernehmen. Das dauert natürlich dann viel länger, bis die Kollegen vor Ort sind. Die Stimmung hier ist natürlich auch denkbar schlecht. Das ist einfach eine Belästigung unserer Arbeit.“
Hintergrund der Fehlalarme unklar
Die Anrufe kommen unregelmäßig. Manchmal ein bis zweimal pro Woche, manchmal sogar zwei Mal pro Tag. Über den Hintergrund der Anrufe weiß man noch nichts. Nölken kann sich verschiedene Gründe vorstellen. Er mutmaßt, dass der Täter vielleicht wolle, dass die Feuerwehr schneller reagiere und ein Zeittagebuch führe, einfach Verwirrung und Chaos stiften wolle oder auch vielleicht geistig krank sei. Letztendlich sind das aber nur Vermutungen. Die Ermittlungen gehen weiter. Sollte der Täter oder die Täter gefunden werden, kommt auf ihn nach Paragraph 145 des Strafgesetzbuchs (StGB) aufgrund von Missbrauch von Notrufen eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe zu.