Informatik-Studenten in Sorge
Die Informatik-Studenten Ina Reis und Lino Helms sind verunsichert. Es wurden Pläne öffentlich, dass einige Gebäude des Informatikums bereits abgerissen werden könnten, bevor der Fachbereich auf den Campus in der Bundestraße ziehen kann.
Von Ada von der DeckenOrtsbesuch am Informatikum in Stellingen: Hier studieren rund 1300 angehende Informatiker. Im Gegensatz zum Hauptcampus der Uni Hamburg, die in alle Richtungen an ein dichtes Verkehrsnetz angeschlossen ist, fühlt es sich hier mitten im Grünen an wie am Ende der Welt: Hinter dem Gelände liegen Parks, die Richtung Niendorfer Gehege führen. Hagenbecks Futterwiese grenzt direkt an die Anlage.
Eigentlich war dieser Standort mit den ehemaligen Phillips-Gebäuden immer ein Provisorium. Schon beim Einzug war von einem baldigen Umzug die Rede. Seit zwei Jahren steht nun fest, dass der gesamte Fachbereich in Neubauten an der Bundesstraße ziehen wird. Der Umzug ist für das Jahr 2018 angepeilt.
In Stellingen ist einiges in Bewegung. Geplant ist ein Ringtausch: Auf die Fußballplätze am Sportplatzring werden Wohnungen gebaut. Die Sportplätze werden auf das Gelände der Informatik in der Vogt-Kölln-Straße verlegt. Die Fläche eignet sich für die Sportplätze, weil der gesamte Fachbereich ohnehin in das neue Gebäude an der Bundesstraße ziehen soll und hier wegen des Fluglärms keine weiteren Wohnungen gebaut werden können.
Termine öffentlich präsentiert
Allerdings sieht ein Vorschlag, der bei einer öffentlichen Veranstaltung im April vorgestellt wurde vor, dass die Sportplätze bereits im Jahr 2015 verlagert werden. Die Pläne können in einem Onlineforum für Bürger, für deren Betreuung der Bezirk eine PR-Agentur engagiert hat, diskutiert werden.
Dafür müssten einige Gebäude der Informatik abgerissen werden und die Studenten möglicherweise in Bürocontainern untergebracht werden, denn der Umzug der Informatiker an die Bundesstraße kann frühestens 2018 stattfinden.
Wann setzt sich das Umzugskarussell in Bewegung
An diesem Umzugskarussell insgesamt hat die Studentin Ina Reis gar nichts auszusetzen. Dass allerdings die Abrissbagger schon anrücken sollen, bevor die neuen Gebäude fertig sind, könne sie nicht nachvollziehen: “Offiziell sind das drei Jahre. Aber damit kann man ja nicht rechnen. Wir wissen ja wie das in Hamburg mit Großbauprojekten läuft. Wir können nicht für unbestimmte Zeit im Bürozelt oder im Bürocontainer arbeiten.” Lino Helms sagt, man versuche hier Fakten zu schaffen, dem obersten Ziel Wohnungsbau werde offenbar alles untergeordnet.
Aktive Studenten kämpfen gegen hohe Abbrecherquote
Die Studenten nutzen die Gebäude, die abgerissen werden sollen, unter anderem für ihre Fachschaftsaktivitäten. Es gibt ein Mentorenprogramm, zahlreiche AGs und eine aufwändig gestaltete Orientierungswoche für die jeweils rund 500 Studienanfänger pro Jahrgang. Der Zusammenhalt zählt, denn das anspruchsvolle Studienfach hat deutschlandweit eine Abbrecherquote von knapp 50 Prozent.
Ina Reis bezweifelt, dass diese Aktivitäten fortgeführt werden könnten, wenn die bestehenden Räume nicht mehr da wären: “Ohne diese Gebäude haben wir nicht genug Platz – schon jetzt haben wir nicht genug Räume. Wir sind eine sehr aktive Fachschaft und müssen das auch sein, denn in der Informatik braucht man gegenseitige Unterstützung in Lerngruppen etc. – Und im Moment können wir das noch, weil wir den Raum dafür haben.“
Pläne noch vage
In der Stadtplanungsabteilung im Bezirksamt Eimsbüttel heißt es, dass die Pläne – besonders die zeitlichen Abläufe – bislang noch sehr grob seien. Allerdings sei es richtig, dass es zu einer Übergangszeit kommen könne, in der einige Gebäude bereits abgerissen wurde, der Neubau an der Bundesstraße allerdings noch nicht fertig sei.
Für diese Übergangszeit müsste dann eine Lösung gefunden werden – auch Bürocontainer seien dafür denkbar. Die Wissenschaftsbehörde (BWF) verweist ebenfalls darauf, dass die Termine noch sehr vage seien, und es Anfang Juni Gespräche zwischen den Beteiligten geben werde.
Universität skeptisch
Die Universtät betont in einer Stellungnahme, dass es nun an der Bauabteilung im eigenen Hause läge, die schon öffentlich diskutierten Pläne auf ihre Machbarkeit hin zu überprüfen. Der Bezirk sei über die Wissenschaftsbehörde mit der Aufforderung an die Uni herangetreten, zu prüfen, ob die Flächen schon früher als ursprünglich geplant für den Bau von Sportplätze freigegeben werden könnten.
“Sollte sich im Ergebnis herausstellen, dass es eine Möglichkeit der vorzeitigen Aufgabe von Teilflächen gäbe, wird dies zunächst mit den Nutzern betrachtet. Zudem wird man dann den Dialog mit BWF und Bezirk wieder aufnehmen und die weitere Vorgehensweise abstimmen. Auch hier werden die Nutzer sehr eng eingebunden sein”, heißt es in der Stellungnahme weiter.
Zum Auftakt des Online-Bürgerdialogs waren bei einer Präsentation bereits Termine für den Abriss vorgeschlagen worden. Die unmittelbar Betroffenen – die Studenten und das wissenschaftliche Personal – sind offenbar erst eingebunden worden, nachdem der Bezirk seine Pläne, dass er die Verlegung vorziehen will, öffentlich gemacht hatte.