Integration in Eimsbüttel: Olaf Scholz besucht das „Salibaba“
Der syrische Imbiss „Salibaba“ wird von Flüchtlingen geführt. Initiiert hat das Projekt der syrische Gastronom Hanna Saliba. Er plant eine ganze Imbisskette für mehr Integration. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz hat sich das mal genauer angeschaut.
Von Anna GröhnEin Hauch Piment liegt in der Luft, der Duft vermengt sich mit Fritteusenfett. Knusprige Falafel sind in der Mache. Aus den Lautsprechern tönen Kanuns, orientalische Zithern. Auf dem Tresen reihen sich Kousse, gebratene Zucchini mit Joghurt-Basilikum-Dip, an Hummus, Granatäpfeln und Tabouleh, ein Petersiliensalat mit Bulgur. „Dein Wunsch geht in Füllung“, so lautet das Motto des syrischen Imbisses „Salibaba“ im Eppendorfer Weg 91. Ein Wortspiel: Denn in „Hamburgs erster Pitaria“ werden syrische Spezialitäten in Pitabrote, ein etwas dickeres, weiches Fladenbrot aus Hefeteig, gehüllt.
Mittendrin: Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Es ist sein erster Besuch im Salibaba. „Ich bin ein Fan von Hummus und Taboulehsalat mit Petersilien“, sagt er. „Petersilie ist ein unterschätztes Lebensmittel, das ich erst durch die syrische Küche kennengelernt habe.“ Doch Hamburgs Bürgermeister ist nicht zu Besuch gekommen, um Mezze zu kosten. Das Salibaba hat eine Geschichte zu erzählen.
Geflüchtete Syrer bitten Hanna Saliba um Hilfe
Im Sommer 2015 klingelt Hanna Salibas Telefon öfter als sonst. Der bekannte syrische Gastronom Hamburgs führt das Restaurant „Saliba Alsterarkaden“, direkt an der kleinen Alster. Gäste dinieren hier auf perlmutternen Tischdecken, das Lokal gilt als eines der besten syrischen Restaurants Hamburgs.
Im Sommer 2015 also klingelt Salibas Telefon. Am anderen Ende der Leitung bitten ihn seine Landsleute um Hilfe. Sie fragen ihn, ob er nicht einen Job für sie hätte, vielleicht in seinem Restaurant, oder ob er sie ausbilden könne. Sie gehören zu den knapp 22.000 Schutzsuchenden, die Hamburg im Jahr 2015 aufgenommen hat. Insgesamt hatten sich 2015 knapp 61.000 Schutzsuchende in der Hansestadt registrieren lassen.
Saliba will helfen, steht aber vor einem Dilemma: Wie soll er all die Leute in seinem Restaurant unterbringen? Dann kam ihm eine Idee: Wo kein Raum ist, muss Raum geschaffen werden.
Integration dank syrischer Imbisskette
Überall in Hamburg sollten syrische Imbisse entstehen, geführt von seinen Landsleute, so Salibas Idee. Auf diese Weise würden sie in den Arbeitsmarkt integriert, damit würde ihnen ein Neuanfang in Deutschland ermöglicht.
Knapp ein Jahr später eröffnet Hanna Saliba einen Imbiss: das Salibaba. Den Laden führen fortan geflüchtete Syrer. Einer von ihnen ist Feras Mekhail. Vor rund vier Jahren floh der 34-Jährige aus seiner Heimatstadt Homs. Er ist gelernter Buchhalter, mit Kochen hatte er bisher wenig am Hut. Seit der Eröffnung im November letzten Jahres ist er nun Chef des Salibaba.
Ein neues Zuhause für Syrer
Das Kochen hat ihm Hanna Saliba beigebracht. In seinem Restaurant in den Alsterarkaden bildet der Gastronom die Geflüchteten aus. „Sie sollen das kochen, was sie gut kennen“, sagt er. Das kommt offenbar gut an: Jeden Tag kämen etwa 50 bis 60 Gäste in den Laden, viele von ihnen aus der Nachbarschaft.
Mit einigen hat Mekhail schon Freundschaft geschlossen. „Manchmal lade ich meine Nachbarn ein, zum Beispiel für eine Falafel oder Schawarma“, sagt er und lacht. Der Deal: „Wenn ich dich einlade, kostet dich das ein Lächeln.“ Mekhail fühlt sich in Hamburg „ganz zu Hause“. „Hamburg ist die schönste Stadt der Welt“, sagt er. Nur das Wetter sei weniger schön.
Im Saliba arbeitet er mittlerweile mit vier syrischen Kollegen zusammen, manche sind Muslime, andere Christen. Das spiele aber keine Rolle. „Jeder hier hat Lust drauf zu arbeiten“, sagt Mekhail. „Man muss nur viel lernen.“ Bei ihm sitzt in der Küche mittlerweile jeder Handgriff. Er schätze seine Arbeit sehr, sagt er. An seine Arbeit als Buchhalter denke er nicht mehr. Denn: „Ich kann nicht zurückgehen. Deswegen muss ich nach vorne schauen.“