Trotz Kritik: Planung für Trainingszentrum des FC St. Pauli schreitet voran
Der FC St. Pauli plant weitere Sportplätze an der Kollaustraße. Nicht alle finden das gut. Was Umweltschützer und andere Sportvereine davon halten und warum die Grünen nur unter Vorbehalt den nächsten Planungsschritten zugestimmt haben.
Von Christiane TauerDer FC St. Pauli möchte seine drei bestehenden Trainingsplätze an der Kollaustraße um bis zu vier Plätze erweitern. Vor fast genau einem Jahr haben Vertreter von Stadt, Bezirk Eimsbüttel und Verein das Vorhaben erstmals öffentlich vorgestellt.
Trotz Kritik von mehreren Seiten haben die Pläne nun eine weitere Hürde genommen. Der Eimsbütteler Stadtplanungsausschuss hat am Dienstagabend einstimmig für eine sogenannte frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung gestimmt.
Vorhaben des FC St. Pauli hat Kritiker
Dabei können Vertreter der unterschiedlichen Belange ihre Meinung zum Vorhaben kundtun. Die Bezirksverwaltung muss jetzt einen Termin für eine öffentliche Plandiskussion festlegen.
Zu diskutieren gibt es eine ganze Menge. Sowohl Umweltverbände als auch kleinere Sportvereine sehen die Erweiterung des Trainingsgeländes kritisch – aus jeweils unterschiedlichen Gründen.
Zwei Plätze im Überschwemmungsgebiet
So nimmt der Hamburger Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) vor allem auf das Überschwemmungsgebiet der Kollau Bezug. In diesem Bereich würden zwei der vier neuen Trainingsplätze liegen.
„Diese Pläne sind ein Foulspiel für die Natur und für die Sicherheit der Menschen in Bezug auf den Hochwasserschutz entlang der Kollau“, erklärt Christiane Blömeke, Vorsitzende des BUND Hamburg, in einer Pressemitteilung. Die Forderung: Komplett auf die beiden im Überschwemmungsbereich geplanten Sportplätze verzichten und alle Auswirkungen der neuen Fußballgroßanlage ergebnisoffen untersuchen.
Das plant der FC St. Pauli
Der FC St. Pauli will an der Kollaustraße das Leistungszentrum und das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) zusammenführen. Bislang befindet sich das NLZ in Schnelsen. Insgesamt würde es dann an der Kollau bis zu sieben Plätze und die notwendigen Funktionsgebäude geben.
Notwendig ist diese Zusammenlegung aufgrund der Lizenzierungs-Vorgaben der Deutschen Fußball-Liga (DFL), wie Patrick Gensing, Pressesprecher des FC St. Pauli, gegenüber den Eimsbütteler Nachrichten deutlich macht. Andere Optionen innerhalb der Stadtgrenzen seien geprüft worden, aber nicht realistisch. „Scheitert das Projekt an der Kollaustraße, müsste der FC St. Pauli die Stadt wohl verlassen.“
FC St. Pauli offen für Diskussionen
Aus Sicht des FC St. Pauli sind die Bedenken des BUND unbegründet. Und der Sportverein geht sogar einen Schritt weiter. „Die Funktion als Überschwemmungsgebiet wird bei den zwei Plätzen nicht nur erhalten bleiben, sondern verbessert werden“, sagt Pressesprecher Patrick Gensing. Eine neue Modellierung des Geländes mache das möglich.
Grundsätzlich sei der Verein aber offen, mit Kritikerinnen und Kritikern zu diskutieren, um das Projekt so nachhaltig wie möglich zu gestalten.
Kleine Sportvereine ziehen an neue Standorte
Was die kritischen Stimmen der kleineren Sportvereine betrifft, ist der FC St. Pauli nur indirekter Adressat. Vielmehr richtet sich die Kritik an das Bezirksamt Eimsbüttel, die Finanzbehörde sowie die Behörde für Inneres und Sport. Sie haben den sogenannten Sportplatz-Ringtausch erarbeitet, von dem die Vereine Hamburg Stealers, ETV Knights, TSV Stellingen, SV West-Eimsbüttel und HFC Falke betroffen sind. Das heißt, die Vereine ziehen an jeweils neue Standorte.
In einem gemeinsamen Statement hatten die Vereine bereits vor einem Jahr gefordert, stärker in die Planungen einbezogen und nicht wie geschehen vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.
„Knights“ und „Stealers“ bisher neben FC St. Pauli
Darüber hinaus bezweifelten die Hamburg Stealers unter anderem, dass das Vorhaben realistisch sei und die Vergleichbarkeit der Standorte korrekt beurteilt werden könne. Sie sahen sich als Opfer des Sportstätten-Tauschs und fürchteten um ihre eigene Lizenz.
So wie die ETV Knights nutzen die Stealers bisher eine Fläche direkt neben dem FC St. Pauli als Baseballanlage. Sie würden im Zuge der Erweiterung des Trainingszentrums an die Vogt-Kölln-Straße ziehen – an den Standort des bisherigen Informatikums der Universität Hamburg. Dieses soll bis Ende 2025 an die Bundesstraße in Eimsbüttel wandern.
Grüne kritisieren mangelnde Transparenz
Unterstützung bekommen die Sportvereine von Eimsbüttels Grünen-Fraktion. Sie kritisiert in einer Presseerklärung unter anderem, dass der von Senat und Bezirksamt ausgehandelte St. Pauli-Deal zwar ausgiebig öffentlich gefeiert wurde, die Kommunikation auf Bezirksebene aber nicht frühzeitig transparent gemacht wurde.
Die Grünen betonen jedoch auch, den FC St. Pauli nicht für die behördliche Intransparenz bestrafen und in Erklärungsnot gegenüber der Deutschen Fußball-Liga (DFL) bringen zu wollen. Deswegen versprechen sie, die nächsten Schritte im Bebauungsplan-Verfahren nicht aufzuhalten.
Veto zu einem späteren Zeitpunkt möglich
Gegenüber den Eimsbütteler Nachrichten stellt Fraktionsvorsitzender Ali Mir Agha klar, sich vorzubehalten, zu einem späteren Zeitpunkt einzugreifen. Sofern es zu keiner Verbesserung der Kommunikation, der Zukunftssicherung der kleineren Sportvereine oder einer Berücksichtigung von Naturschutz-Belangen komme. „Die Abwägung der unterschiedlichen Interessen ist wichtig.“
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