„Maybach“-Graffiti: Denkmalschutzamt verbietet Piranha-Kunstwerk
Rund zwei Jahrzehnte lang war das Graffiti im Heußweg das Aushängeschild des Restaurant „Maybach“. Nun musste es entfernt werden – aus Denkmalschutzgründen.
Von Alana TongersRegen tropft von den Bauplanen, die das Restaurant Maybach einhüllen. Es ist ein grauer Novembertag in Eimsbüttel. Betrübt ist auch die Stimmung von Christian Möhlenhof, Geschäftsführer des Maybach: Nach rund 20 Jahren ist das Graffiti vor dem Restaurant im Heußweg Geschichte. „Ich bin todtraurig, dass es das nicht mehr gibt“, erzählt er.
Bereits seit Juli ist das Maybach eingerüstet. Die Fassade wird erneuert, bis zum Ende des Jahres sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Im Rahmen der Sanierung muss auch das bunte Graffiti weichen. „So war es schon bei den letzten Renovierungen vor zehn Jahren“, erzählt Christian Möhlenhof. „Danach haben wir das Graffiti einfach zeitgemäß erneuert.“ Damit soll jetzt Schluss sein. Das 1906 erbaute Wohnhaus steht unter Denkmalschutz, ein neues Graffiti ist von der zuständigen Behörde unerwünscht.
Eigenwerbung oder Kunst?
Das kam für Christian Möhlenhof überraschend. Bei vorherigen Bauarbeiten hätte es keine Probleme mit der Denkmalschutzbehörde gegeben. Aber: „Als das erste Graffiti entstanden ist, haben wir dafür auch nichts angemeldet“, gibt Möhlenhof zu.
Wie lange das Gebäude schon unter Denkmalschutz stehe, wisse er nicht. Grundsätzlich unterstütze er die Arbeit der Behörde. „Ich finde auch, dass Altes geschützt werden muss. Aber die Argumente der Behörde leuchten mir nicht ein“, erklärt der Geschäftsführer. „Wenn ich hier draußen Reklame aufhänge, dann sagt auch keiner was.“ Schließlich spreche man hier nicht über irgendein Graffiti, sondern ein echtes Kunstwerk.
Die Behörde sieht das anders. Bei dem Graffiti handele es sich um eine „großflächige Eigenwerbung des Restaurants“. Sie sei ohne erforderliche Genehmigung und auch ohne Zustimmung des Eigentümers angebracht worden, so Enno Isermann, Pressesprecher der Behörde für Kultur und Medien.
Mit Farbe gegen Schmierereien
Das erste Graffiti hat der Eimsbütteler Künstler Elmar Lause vor etwa 20 Jahren an der großen Wand im Heußweg angebracht. Die Idee hatte damals ganz praktische Gründe: Immer wieder sei die Hauswand des Altbaus von Sprayern mit Signaturen, den sogenannten „Tags“, beschmiert worden. „Das ständige Entfernen war nervig. Also dachten wir: Warum die Fläche nicht mit etwas Schönem füllen?“, erklärt Möhlenhof.
So verewigte der Künstler Lause neben zwei Restaurantgästen auch die legendären Maybach-Piranhas auf der Wand. „Das Graffiti war gewissermaßen ein Fenster zum Maybach.“ Auch wenn man von außen nicht tatsächlich reinschauen könnte, so hätte das Bild doch immer einen Einblick ins Restaurant gegeben. Und tatsächlich ist die Wand auch von weiteren Schmierereien verschont geblieben. „Es gibt da wohl einen gewissen Respekt vor der Kunst anderer in der Graffiti-Szene“, vermutet Möhlenhof.
Die Reaktionen auf das Graffiti seien immer positiv gewesen. „Wir wollten damals etwas Farbe ins triste Stadtbild bringen. Etwas schaffen, das zum Schauen einlädt, nicht nur zum Vorbeigehen“, sagt Möhlenhof. Nach so vielen Jahren hätte die bunte Wand schon zum Erscheinungsbild der Straße dazugehört. Nun herrsche auch bei Nachbarn und Anwohnern Enttäuschung. „Die Leute finden es schade, dass das Graffiti nach so langer Zeit einfach weg muss.“
Hoffnung auf neue Genehmigung
Den Eigentümer des Hauses, die Akelius GmbH, hat Christian Möhlenhof auf seiner Seite. Aber auch die Einwände des Unternehmens konnten die Behörde für Denkmalschutz nicht umstimmen. Man habe einen Antrag für ein neues Graffiti gestellt, heißt es von der Akelius GmbH: „Leider wurde diesem Antrag nicht stattgegeben.“
Möhlenhof ist gespannt, wie lange die Wand nach Abbau des Gerüsts weiß bleiben wird: „Sowas frisch Renoviertes reizt Sprayer besonders.“ Wenn die ersten Schmierereien auftauchen, will er einen zweiten Anlauf beim Denkmalschutz wagen. „Vielleicht sehen sie ja dann ein, wie sinnvoll so ein Kunstwerk sein kann.“