Das mobile Heim am Set
Sie schminken, stylen, suchen und verleihen – und tauchen beim fertigen Film höchstens im Abspann auf. Was die Berufe jenseits von Schauspielerin und Regisseur beim Filmdreh leisten, bleibt meist im Dunkeln. Wir wollen sie ins Scheinwerferlicht rücken. Heute: der Eimsbütteler Verleih von Filmfahrzeugen: die mobile Maske.
Von Christiane TauerMit „Susi” fing alles an. Während Pierce Brosnan 1997 als James Bond auf dem Dach des Hotel Atlantic herumkletterte, wartete das Maskenmobil mit dem hübschen Kosenamen irgendwo in Alsternähe.
„Der Morgen stirbt nie” hieß der Bond-Film, und für Ulrike Kutsch und Thomas Rings sollte er tatsächlich der Start in einen neuen Morgen werden. Sie hatten gerade Die mobile Maske gegründet – einen Verleih von Fahrzeugen für Film- und Fernsehproduktionen.
Susi wird beliebt
Die Geschäftsidee war damals eine echte Nische. Geschminkt und gestylt wurde bis dato auf einfachen Bierbänken, in düsteren Transportern, zwischen Tür und Angel. „Alles war noch sehr rudimentär”, erinnert sich Ulrike Kutsch.
Das Fahrzeug der Mobilen Maske hob das Ganze auf ein anderes Level. „Susi” war auf die Anforderungen der Maskenbildner abgestimmt, bot einen festen Tisch, Stühle, Spiegel und Stauraum für Schminkutensilien. Mehr Privatsphäre und Heimeligkeit – es schien, als hätte die Branche nur auf dieses Angebot gewartet. „Wir haben viele Anfragen bekommen.”
Heute besitzen Geschäftsführerin Ulrike Kutsch und Inhaber Thomas Rings 20 Mietfahrzeuge. Neben Maskenmobilen auch Garderoben-, Aufenthalts- und Wäschewagen. Jedes von ihnen hat einen eigenen Vornamen.
Das Konzept der mobilen Maske
Lange Jahre prägten die weißen Transporter mit dem auffällig geschminkten Kussmund die Hagenbeckstraße.
Der Firmensitz des Eimsbütteler Unternehmens liegt ganz in der Nähe, in der Rombergstraße. Wer an den Kleingärten vorbei fuhr, stellte sich oftmals vor, mit welchen feinen Puderdöschen und Lipgloss-Träumen die dort geparkten Fahrzeuge gefüllt sein könnten.
Sind sie aber gar nicht, wie Kutsch aufklärt. Die mobile Maske konzentriert sich nach wie vor auf den Verleih von Fahrzeugen, nicht auf die Inhalte. Den bringt die Filmcrew selbst mit – zu unterschiedlich sind die Bedürfnisse der Produktionen, die sie anmieten.
Die umgebauten Wohnmobile bieten sozusagen die Infrastruktur – vom Drehstuhl über Steckdosen und USB-Anschluss bis hin zu einer Halterung für Föhn und Licht zum Schminken. Kühlschrank und Waschbecken gehören ebenfalls zur Ausstattung.
Wohlfühl-Atmosphäre wie zu Hause
Ihre neuesten Schätzchen haben noch keinen eigenen Vornamen und werden schlicht „Doka” genannt – die Kurzform für Doppelkabine. Die Aufenthaltsmobile stehen wie die anderen Fahrzeuge mittlerweile auf einem Stellplatz an der Lagerstraße. Die Parksituation an der Hagenbeckstraße hatte aufgrund der wachsenden Fahrzeugflotte nicht mehr ausgereicht.
Ulrike Kutsch schließt die rechte Tür einer „Doka” auf. Ein idyllisches See-Panorama schmückt die Wand, an der Seite ein graubezogenes Sofa mit Kissen, davor ein Holzfußboden für echte Wohlfühl-Atmosphäre fast wie zu Hause. „Hier können die Schauspieler ihre Texte noch einmal in Ruhe durchgehen.” Ein kleiner Tisch mit Spiegel bietet die Möglichkeit zum Frischmachen vor Drehstart. Und draußen neben der Tür kann der Name des Nutzers in einem Rahmen angebracht werden. So ist klar: Hier ist mein persönlicher Rückzugsort. „Wir wissen, dass eine schöne Stimmung am Set für alle wichtig ist.” Und die Mietfahrzeuge tragen ihren Teil dazu bei.
Was die Berufe jenseits von Schauspielerin und Regisseur beim Filmdreh leisten, bleibt meist im Dunkeln. Wir wollen sie ins Scheinwerferlicht rücken. Zu Besuch bei zwei Locationscouts in Eimsbüttel: