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Foto: Annette Pankow

Sprung ins Ungewisse

Parkour-Sport – das sind diese verrückten Stunts über hohe Mauern, Klettern an Hausfassaden und Sprünge von Balkonen. Die Stadt als Spielplatz. Doch es steckt mehr dahinter. Es geht auch um das Überwinden von alltäglichen Hindernissen. Genau das wollen die Trainer des Parkour Creation e.V. mit Flüchtlingskindern üben.

Von Lina Beling
Foto: Annette Pankow
Foto: Annette Pankow

Sebastian und Lotta stehen auf einem Spielplatz in Eimsbüttel, hinter ihnen die Hochhäuser der Lenzsiedlung, vor ihnen spielende Kinder. Zwischen den beiden hockt der noch unentschlossene Seiggi, 8, aus Albanien. Die beiden Parkour-Trainer ermutigen den Jungen, zeigen ihm die Bewegungen und erklären, wie sie Hilfestellung geben werden. Nach einer Weile geht Seiggi langsam in die Knie, springt mit einem Ruck hoch und lässt sich nach hinten fallen. Mit Unterstützung der Trainer gelingt ihm der Rückwärtssalto, er landet im Sand und strahlt.

Seiggi wohnt wie die anderen, die an diesem Tag auf dem Spielplatz üben, in der Lokstedter Höhe 11. Die Kinder kommen aus den Balkanstaaten, aus Syrien und Nordafrika. Noch leben sie in einer Flüchtlingsunterkunft mit insgesamt knapp 150 Menschen in dem Containerdorf nahe der U-Bahn-Haltestelle Hagenbecks Tierpark. Wie ihre Eltern hoffen auch sie, bald in eine Wohnung in der Gegend zu ziehen. Jeden Freitagnachmittag holt Sebastian gemeinsam mit freiwilligen Trainern die Gruppe von Kindern im Alter von 8 bis 18 Jahren ab. „Wenn wir ankommen, warten die Kids meistens schon und schmieden Pläne. Sie freuen sich die ganze Woche darauf, dass es am Freitag wieder losgeht“, erzählt er begeistert.

Grenzen überwinden

Sebastian ist Vorstandsvorsitzender des Vereins „Parkour Creation“ und initiierte das Sportprojekt spontan mit einem Freund. „Wir wollten so etwas eigentlich immer mal machen“, sagt der 29-Jährige. Mit Beginn der Sommerferien startete das Vorhaben. In den ersten Monaten gingen die Trainer mit bis zu 15 Kindern und Jugendlichen in eine Parkour-Halle am Oberhafen. Dort lernten sie den Hürdensport kennen – umgeben von Bänken, Kästen, Zäunen und weichen Matten. Es ist ein Sport, in dem man sich permanent mit inneren und äußeren Grenzen beschäftigt, um sie anschließend zu überwinden. Das könne man gut auf das Leben übertragen, resümiert Sebastian. „Am Anfang dachten wir noch, wir machen mit dieser Gruppe einen richtigen Trainingsplan und powern voll durch. Wir haben dann aber schnell gemerkt, dass die Kinder ständig irgendwelche Regeln befolgen müssen“, so der Parkour-Trainer. Jetzt stehe der Freizeitgedanke an erster Stelle. „Sie lernen aber, das wenn sie sich konzentrieren und mit richtig Elan an etwas arbeiten, sie Erfolg haben.“ Die Halle am Oberhafen wird zurzeit renoviert, das Training ist bis Monatsende auf den Spielplatz verlegt. Anfang nächsten Jahres soll die Halle wieder öffnen, dann wird das Projekt fortgeführt. „Allein verlässlich Dasein bringt schon viel und dass die Kinder einfach mal rauskommen“, davon ist der Trainer überzeugt.

Abwechslung von den Containern

Das sieht auch Dorothee Carstens so, sie ist Koordinatorin des Vereins „Herzliches Lokstedt.“ Sie begleitet die Gruppe regelmäßig und beobachtet das chaotische Treiben vom Rand des Spielplatzes aus. „Die Kinder finden es gut, dass wir freitags immer da sind – egal, wie sie drauf sind. Wir nehmen sie immer mit und sind eine Konstante im Wochenalltag.“ Dieses Mal sind nur sechs Kinder mitgekommen. Das liegt an einer Geburtstagsfeier in der Lokstedter Höhe 11. Denn mit den gemeinsamen Sportaktionen sind auch Freundschaften entstanden. Dorothee kennt die Kinder und Familien gut. „Die Eltern sind zwar vor Ort, haben aber viele andere Sorgen und Probleme“, erklärt die 31-Jährige. „Die Kinder laufen alleine über den Hof und erziehen sich gegenseitig. Für sie ist es gut, dass wir regelmäßig da sind und zeigen, dass wir es ernst mit ihnen meinen.“ Wichtig sei zudem, dass sie in der Halle oder auf dem Spielplatz in Kontakt zu anderen deutschen Kindern kommen. Durch den Parkour-Sport könnten außerdem Ängste überwunden werden. „Es gab am Anfang einige, die sich nicht so richtig getraut haben. Jetzt sind sie über sich hinausgewachsen. Diese Erfahrungen haben sie selbstbewusster gemacht und das weitet sich natürlich auf andere Bereiche aus“, so Carstens.

Nach zwei Stunden ist das Training vorbei, einige Kinder wollen auf dem Spielplatz bleiben. Eine positive Entwicklung, findet Dorothee Carstens. Sie hofft, dass sich die Kinder von nun an öfter trauen, statt in dem Containerdorf auf den Eimsbütteler Spielplätzen zu spielen. So wie alle anderen Kinder auch.

Hier informieren wir über Flüchtlingsunterkünfte und wo Ihr helfen könnt.

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