„Superbüttel“: Wie Mobilität im Stadtteil neu gedacht werden könnte
Weniger Auto, mehr Mensch – wie könnte das im Stadtteil aussehen? Mit dem „Superbüttel“ gibt es einen neuen Vorschlag für einen Eimsbütteler Modellversuch.
Von Alana TongersHamburg will Fahrradstadt werden. Ein Blick in Eimsbüttels vollgeparkte Straßen zeigt, dass die Stadt davon noch ein großes Stück entfernt ist. „Paris respire“, „Ottensen macht Platz“ – und Eimsbüttel? Geht es nach dem Eimsbütteler Kai Ammer und seiner Initiative Kurs Fahrradstadt soll es hier nach dem Vorbild anderer europäischer Verkehrsprojekte bald sogenannte „Superbüttel“ geben.
Mensch statt Auto im Vordergrund
Mit dem „Superbüttel“ legt die Initiative einen Plan vor, nachdem dichtbesiedelte Quartiere umgestaltet werden könnten. Den Rahmen dafür schaffen zehn Kritieren: Unter anderem wird darin definiert, dass ein „Superbüttel“ mindestens aus drei aufgewerteten Straßenzügen bestehen sollen. Die Büttel sollen autoarm sein – und wo doch gefahren werden darf, gilt Tempo 10. Der Grundgedanke aber ist: Im „Superbüttel“ soll der Mensch im Vordergrund stehen. Autos sind lediglich Gäste.
„Superbüttel“ ums Relliquartier
Online lädt Kurs Fahrradstadt zum Rundgang durchs erste „Superbüttel“ – dem Relliquartier. Rund um die Rellinger Straße hat die Initiative hier bereits vorgeplant: Mithilfe von Einbahnstraßen soll der Durchgangsverkehr verbannt und um das Quartier herumgeführt werden. Trotzdem sollen alle Straßen weiterhin erreichbar bleiben. Wo jetzt noch Autos stehen, plant die Initiative stattdessen Straßenparks – zum Beispiel zwischen Lappenbergsallee und Sartoriusstraße.
Vor der Schule Rellinger Straße soll im „Superbüttel“ eine autofreie Zone entstehen. Der freie Platz wird in der Planung zum Beispiel für Straßeninseln mit Bänken und Hochbeeten genutzt. Statt auf der Straße könnten Autos am Eimsbütteler Marktplatz in der Quartiersgarage „Greenpark“ unterkommen – die gleichzeitig auch Treffpunkt mit Bücherhalle werden könnte.
Initiative wünscht Beteiligung
Das „Superbüttel“ soll einen konkreten Anstoß zur Mobilitätswende geben, so Kurs Fahrradstadt. „Die Mehrheit der Bürger*innen in Eimsbüttel besitzt keinen eigenen PKW, dennoch müssen alle gleichermaßen den wenigen öffentlichen Raum an sie abgeben“, kritisiert die Initiative in einer Pressemitteilung. Deswegen sei das dichtbesiedelte Eimsbüttel bester Startpunkt für das Projekt. Die „Superbüttel“ sollen aber als Blaupause für ganz Hamburg und Deutschland funktionieren.
Teil des Projekts ist auch eine Online-Umfrage. Hier können Anwohner aus dem Stadtteil ihre Wünsche und Ideen zum „Superbüttel“ mitteilen. „Je aussagekräftiger die Ergebnisse, desto einfacher und glaubwürdiger wird es sein, auch offiziellen Stellen gegenüber zeigen zu können, was ihr Bewohnerinnen und Bewohner euch wirklich wünscht“, hofft die Initiative.
Eimsbütteler Grüne unterstützen „Superbüttel“
Kai Ammer und seine Mitstreiter sind überzeugt, dass aus dem „Superbüttel“ „gebaute Realität“ werden kann. Dafür brauche es eine Bürgerbeteiligung von Seiten des Bezirks. Zumindest die Eimsbütteler Grünen haben bereits ihre Unterstützung geäußert. „Wir werden die Akteure der Initiative sowohl in unsere Fraktion einladen, als auch für deren Einladung in den Ausschuss für Mobilität plädieren, um einen fachlichen Austausch über die vorliegenden Vorschläge zu ermöglichen“, so Ali Mir Agha, Vorsitzender der Bezirksfraktion in einer Pressemitteilung.
Zuvor hatte der Eimsbütteler Direktkandidat der Grünen Till Steffen bereits auf Twitter zum Mitmachen aufgerufen. Ob das „Superbüttel“ bloß Vision bleibt oder daraus ein konkreter Zukunftsplan wird, liegt nun in den Händen der Politik.