Hier tafeln Hamburgs Tiere kostenlos
Seit acht Jahren engagieren sich die Freiwilligen der Tiertafel Hamburg für bedürftige Tiere. Zurzeit finden die Ausgabe von Fressen und eine notdürftige medizinische Behandlung alle vier Wochen auf dem Parkplatz vom Futterhaus in der Kieler Straße statt. Jetzt sucht der Verein nach geeigneten Räumen.
Von Vivien Valentiner„Die Idee ist, Menschen zu helfen, die durch finanzielle Umstände in Not geraten sind und sich nicht mehr um ihre Haustiere kümmern können“, erklärt Kara Schott, erste Vorsitzende des tiertafelhamburg e. V.. Kara Schott ist Gründungsmitglied des Vereins und leitet die Ausgabestelle. Trotz großen Organisationsaufwandes hat sie für alle ein offenes Ohr und versprüht positive Energie. „Wir haben alle selber Tiere und wissen, wie wichtig sie für den Menschen sein können“, begründet sie ihr Engagement.
Ein Team aus zehn bis vierzehn Leuten verteilt alle vier Wochen an der Ausgabestelle Tierfutter. „Wir versorgen zu einem großen Teil Hunde und Katzen, aber auch Nager und Vögel. Exotische Tiere können wir leider nicht verpflegen“, erklärt Schott. Das Motto dabei lautet „nach der Ausgabe ist vor der Ausgabe“. Tierfutter und Zubehör wie Katzenstreu, Hundeleinen, Körbchen oder Medikamente müssen gesammelt oder abgeholt werden. Hier ist die Tiertafel auf Spenden angewiesen. Nicht nur Vereine oder Futterhäuser können helfen, auch Spenden von Privatpersonen werden begrüßt. Besonders Spezialfutter wie getreidefreies oder Diabetesfutter sowie Medikamente werden benötigt.
Neuanschaffungen werden nicht unterstützt
Vor Ort versorgt das Team der Tiertafel Hamburg die Menschen, die einen entsprechenden Bedürftigkeitsnachweis vorlegen können. „Das sind Arbeitslose, Rentner, Auszubildende, aber auch Privatinsolvenz ist ein Thema“, berichtet Kara Schott. Bei Neukunden prüft das Anmelde-Team um Marion Schönfeld, ob tatsächlich eine Bedürftigkeit besteht. Stammkunden müssen außerdem regelmäßig einen gültigen Bedürftigkeitsnachweis vorlegen. Dafür werden am Anmeldeschalter Karteikarten angelegt.“Es ist außerdem wichtig, dass das Haustier schon vor der Bedürftigkeit des Halters in dem Haushalt gelebt hat – Neuanschaffungen unterstützen wir nicht“, erklärt Schott. Sind die Formalia geprüft, geht es zur Fressensausgabe. Je nachdem, was gespendet wurde, können die Freiwilligen um Kara Schott nicht nur Futter an die Tierhalter abgeben.
Auch ein Arzt und Tierheilpraktiker beraten vor Ort
Seit Anfang des Jahres engagieren sich auch ein Tierarzt und ein Tierheilpraktiker für den Verein. Tierheilpraktiker Ernst Bamert berät die Kunden vor Ort. „Die richtige Ernährung macht rund 80 Prozent der Tiergesundheit aus“, erklärt Bamert. Leider seien die Möglichkeiten der Kunden sehr begrenzt und von den Spenden abhängig. Trotzdem könne er vielen Tierhaltern mit den naturheilkundlichen Methoden helfen. Seitdem er sich ehrenamtlich bei der Tiertafel engagiere, laufe auch seine Praxis erheblich besser. „Man gibt mehr und bekommt dementsprechend auch mehr“, so Bamert. Für viele würde ein hohes Einkommen die wichtigste Bereicherung im Leben darstellen, für Bamert hingegen überwiege der soziale Gedanke, Tieren zu helfen.
„Große Eingriffe sind vor Ort nicht möglich, aber ich kann Tiere impfen, mal ein Flohmittel geben, Herz und Lunge abhören und Tierhalter beraten“, erklärt der Tierarzt Christian Bähr. Pro Ausgabe behandelt er etwa fünf bis zehn Tiere. Dazu kommen noch Besitzer, die ihre Tiere nicht mitgebracht haben und Fragen stellen. Soziales Engagement sei für den Tierarzt eine Selbstverständlichkeit: „Warum tun Menschen Gutes? Weil sie glauben, dass es ihnen gut genug geht und sie anderen auch etwas Gutes tun möchten.“
Tiertafel Eimsbüttel
Mehr als nur ein Haustier
„Es ist toll, dass den Tieren geholfen wird“, findet ein Mann, der schon länger in der Schlange ansteht. Ohne die Unterstützung der Tiertafel könnte er sich das Futter für seinen 16-jährigen Hund, der für ihn mehr als nur ein Haustier ist, nicht leisten. Auch eine ältere Dame erscheint regelmäßig zur Ausgabe und bekommt neben Futter für ihre drei Hunde auch mal eine Leine oder ein Körbchen. „Ich bin sehr zufrieden und komme schon seit etwa fünf Jahren hierher.“
„Die Tiere sind für viele Bedürftige das Letzte im Leben, was sie noch haben“, erklärt Kara Schott. „Teilweise wendet sich die Gesellschaft von ihnen ab. Dem Hund – oder einem anderen Haustier – ist das egal, der ist da.“ Auch für viele Rentner sei es schwierig, wenn sie nach jahrelanger Arbeit aufgrund einer geringen Rente ihr Tier nicht mehr ausreichend versorgen können. „Wir verpflegen auf diese Weise Tiere, die sonst vielleicht im Tierheim landen würden“, so Kara Schott.
Bleibe gesucht
„Es ist erschreckend, dass die Ausgabe nun unter freiem Himmel erfolgt“, findet Antje Schmidt, die ebenfalls bei der Tiertafel aktiv ist, „das ist im Winter nicht mehr möglich!“ Tatsächlich sucht der Verein schon seit Anfang des Jahres nach geeigneten Räumen für die Futterausgabe. Hinter der Tiertafel stecke großer organisatorischer Aufwand; der Raummangel sei da eine zusätzliche Herausforderung. „Wir müssen alle Tische, Stühle, Bänke, das Futter und die Zelte jedes Mal zum Parkplatz bringen und neu aufbauen“, so Schott. Der Verein sucht verkehrsgünstig gelegene Räume zwischen 80 und 100 qm in ganz Hamburg.
Die nächste Ausgabe findet am Mittwoch, 30. September 2015, von 14 bis 17 Uhr auf dem Parkplatz vom Futterhaus in der Kieler Straße 185 in Stellingen statt. Dafür nimmt der tiertafelhamburg e.V. gern Spenden entgegen.