Wo ist Sam? Verschwundener Feuerwehrmann ist zurück
Der vierjährige Jelle verlor seine Feuerwehrmann-Puppe Sam während eines Fahrradausflugs mit der Familie. Nach einer Suchaktion meldete sich ausgerechnet ein junger Feuerwehrmann zurück.
Von Sahra VittinghoffPlötzlich war die Puppe weg. Jelle, ein vierjähriger Junge aus Eimsbüttel, hatte sie im April bei einer Fahrradtour verloren. Obwohl die Familie den Weg akribisch absuchte, konnte sie die Feuerwehrmann-Puppe Sam nicht wiederfinden. Jelle war äußerst traurig – hatte er seine Puppe doch extrem geliebt. Was sollte die Familie tun?
„Kaum noch Hoffnung“
Einige Tage später fanden sie Inspiration in einem Kinderbuch: selbstgemalte Suchanzeigen. „Jelle war sofort Feuer und Flamme“, erzählt seine Mutter Katharina. So malte die sechsjährige Schwester die Puppe Sam auf ein Blatt Papier. Mit ein wenig Text wurden daraus Suchanzeigen, die sie in Eimsbüttel aufhingen.
Tatsächlich meldete sich eine Person auf die Suchanzeige – doch es war ein Fehlalarm. Jemand hatte sich einen Spaß aus dem Anruf gemacht. Als eine zweite Person anrief, war Jelles Mutter skeptisch: „Ich stellte mich direkt schon auf den nächsten Scherz ein“, erzählt sie. Ohne Grund, denn es war – ein Feuerwehrmann.
Ein Feuerwehrmann hat eine Idee
Der 22-jährige Timo Heine hatte die Anzeige an einem Laternenpfahl nahe der Volksparkstraße entdeckt. „Mir tat der Junge sofort leid, als ich die Anzeige gesehen habe“, so Heine. Denn für ihn sei der Verlust eines geliebten Spielzeugs gut nachvollziehbar. „Jedes Kind hat ein besonderes Spielzeug als besten Freund“, meint der junge Mann. Leider hatte auch er die Puppe nicht gefunden – doch er hatte eine andere Idee.
Heine machte sich auf die Suche nach einer Feuerwehrpuppe, die genau wie Jelles Sam aussah. Nachdem er die gleiche Puppe im Internet entdeckt hatte, kontaktierte er die Mutter des Jungen und erzählte ihr von seinem Plan: Er wollte Jelle die neue Feuerwehrmann-Puppe in einem Feuerwehrauto überreichen.
Auf der Feuerwehrwache gebraucht
Anfang Juni löste er sein Versprechen gegenüber der Familie ein. Mit blinkendem Blaulicht wurden sie an der Wache empfangen. Während der junge Feuerwehrmann den Vierjährigen mit seiner Schwester und seinem besten Freund herumführte, durften sie sich umschauen, alles anfassen und ausprobieren.
Der Höhepunkt des Treffens war die Zusammenführung von Jelle mit seiner neuen Puppe Sam. Für den Fall, dass sich Jelle über den sauberen Zustand von Sam wunderte, hatte sich Timo Heine eine Erklärung überlegt: Sam war bei einem Einsatz auf der Wache gebraucht worden. Und dass er jetzt so sauber sei, hätte einen triftigen Grund: „Nach dem Einsatz müssen Feuerwehrmänner duschen.“
Selbstlose Geste
Katharina G. war von der selbstlosen Geste des jungen Feuerwehrmanns sehr gerührt. „Ich finde es einfach großartig, wie jemand mit so einer Selbstverständlichkeit etwas Gutes für jemanden tut, den er gar nicht kennt“, schrieb die Mutter den Eimsbütteler Nachrichten. Ihrem Sohn hätte er auf keine andere Art eine größere Freude bereiten können. „Jelle hat nach dem Treffen nur noch über den Feuerwehrmann Timo geredet“, so die Mutter. Sam hatte er wohl fast wieder vergessen.