„Was man von hier aus sehen kann“ feiert Premiere in den Hamburger Kammerspielen
Die Hamburger Kammerspiele haben am Donnerstag die neue Spielzeit eröffnet. Die Inszenierung „Was man von hier aus sehen kann“ nach dem Roman von Mariana Leky machte den Auftakt. Ein Abend mit eigenwilligen Charakteren in einem Dorfidyll im Westerland und ein Okapi als Todesbote.
Von Vanessa LeitschuhWenn Luises Großmutter Selma von einem Okapi träumt, stirbt am nächsten Tag eine geliebte Person. „Es ist das letzte große Säugetier, das der Mensch entdeckt hat. Vermutlich stimmt das auch, denn nach einem Okapi kann eigentlich nichts mehr kommen.“
Während die Dorfbewohner die Nachricht von Selmas Traum bestürzt aufnehmen und überstürzt verborgene Wahrheiten gestehen, stellt sich die Frage: Was tun, wenn nur noch ein einziger Tag zur Verfügung steht? Das ist nur eine der Fragen, die die Geschichte aufwirft. Es geht um die Liebe, den Tod und das Miteinander in einem kleinen Westerwalddorf.
Das Stück erzählt von Luise, die bei ihrer Großmutter Selma aufwächst. Von dem Optiker, der seit Jahrzehnten in Selma verliebt ist, es ihr aber nicht zu erklären weiß. Von Luises Vater, der verreist ist, weil er glaubt, nur in der Ferne wirklich zu werden. Und von Luises Mutter, die ein Verhältnis mit einem Eiscafébesitzer hat. Luise ist zehn Jahre alt, als Selma von einem Okapi träumt und so erfährt sie früh, was es bedeutet, einen nahen Menschen zu verlieren.
„Sind noch alle da?“, fragt Luise. „Es sind nicht mehr alle da. Aber die Welt gibt es noch. Die ganze Welt minus eins“, antwortet ihr Selma.
Heiterkeit und Ernst
Die Bühnenadaption des Erfolgsromans „Was man von hier aus sehen kann“ unter der Regie von Dominik Günther kommt mit wenigen Requisiten und nur zwei Schauspielern aus. Gilla Cremer und Rolf Claussen schlüpfen geschickt in die Rollen der Dorfbewohner oder die des Erzählers. Der Text bleibt nah an der Buchfassung, ein großer Teil wird frontal erzählt.
Dennoch sind Leichtigkeit und Schwermut in dem Stück eng miteinander verflochten. Skurrile Komik und scharfe Beobachtungen sorgen für Lacher, während der Lauf der Welt schmerzt.
„Was man von hier aus sehen kann“ ist eine Inszenierung des Theaters Unikate in Koproduktion mit den Hamburger Kammerspielen. Nach den Produktionen „Die Dinge meiner Eltern“ und „#Freundschaft“ kehrt Gilla Cremer mit ihrem Theater Unikate nun zum fünften Mal zurück an die Kammerspiele. Im letzten Jahr feierte die Hamburger Schauspielerin und Theatermacherin ihr 30. Bühnenjubiläum. Mit dem Regisseur Dominik Günther ist es ihre dritte Produktion.
Premieren der neuen Spielzeit
Auch die Autorin Mariana Leky war bei der Uraufführung anwesend. Im Anschluss an das Stück gab es die Möglichkeit, sich von Leky ein Buch signieren zu lassen. „Was man von hier aus sehen kann“ ist bis November an den Hamburger Kammerspielen zu sehen. Zu den weiteren Premieren der neuen Spielzeit gehören „Ich bin nicht Rappaport“, „Die Reißleine“ und „Eine verhängnisvolle Affäre“.