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Eine Kolumne über die Möglichkeiten alternativer Lebensentwürfe. In der Reihe „WG-Kolumne – Zwischen Windel und Gin Tonic“ berichtet unsere Autorin aus ihrer Eimsbütteler Studierenden-WG: Eine Wohnung, ein Pärchen, ein Baby und sie.
Von Nele DeutschmannÜberall Windeln, aufgeregte Familienmitglieder, Babygeschrei. Das ist meine WG: Sie (28), ich (26), er (27) und das Mini (1. Woche nach der Geburt).
Am Tag nach der Geburt unserer neuen kleinen Mitbewohnerin sitze ich in der Redaktion und bin so durch den Wind, dass mir meine Passwörter für die verschiedenen Accounts partout nicht einfallen wollen.
Aufregende Tage liegen hinter unserer kleinen Gemeinschaft und eigentlich wäre ich lieber zuhause bei meiner WG-Familie, aber wie viel Kulanz kann man erwarten, wenn man weder die Mutter noch der Vater des Kindes ist? Die Mitbewohnerin hat kein Anrecht auf das Wochenbett.
Nach der Arbeit treffe ich zuhause auf frischgebackene Omas, Opas, Tanten, Onkel und eine kleine, glückliche Familie. Ich fühle mich ein bisschen fehl am Platz und weiß nicht so recht, wohin mit mir.
Solche Momente gab es schon in der Schwangerschaft, etwa wenn wir zu dritt bei der Frauenärztin aufgetaucht sind. Hin und wieder kam die irritierte Frage: „Ok, ihr seid die Eltern – aber wer bist du?“ Na, die Mitbewohnerin – ist doch klar.
Abends kehrt das erste Mal wieder Ruhe ein. Wie auch sonst oft, liegen wir zusammen im Bett – nun jedoch nicht mehr zu dritt, sondern zu viert. Es wird mit Freunden geskypt und die letzten Tage Revue passiert. Jeder erzählt, wie er die Zeit rund um die Geburt erlebt hat. Ich mache ein bisschen die Augen zu und höre Gustav: „Wir haben uns gerade per Augenkontakt abgesprochen, wer dich fragt – möchtest du Patentante werden?“
Es ist ein sehr schöner Moment. Alle drei verdrücken wir ein paar Tränchen. Hätte ich vor der Geburt noch behauptet, dass ich Kinder zwar leiden kann, aber nicht bei jedem Baby in Begeisterung ausbreche, bin ich nun diejenige, die permanent zu Tränen gerührt ist. Die Hormone drehen anscheinend Loopings und die Übermüdung tut ihr Übriges.
Am nächsten Morgen machen sich Esther und Gustav fertig. Ich trage die kleinste Mitbewohnerin rum, zeige ihr unser Zuhause und weiß: Sie ist vermutlich das schönste Baby der Welt. Es wird mir eine Freude sein, das kleine Menschlein in seiner Entwicklung zu begleiten. Ein bisschen Pathos ist heute erlaubt.
Seit der Beförderung von der Mitbewohnerin zur Patin freut es mich, dass ich beim Frauenarzt – oder wen es sonst noch interessiert – auf die Frage, wer ich denn nun sei, ab jetzt antworten kann: die Patentante.
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