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Asuquo Udo auf dem Else-Rauch-Platz. Foto: Ada von der Decken

„Wir sind nicht gespalten“

Heute wird in Hamburg wieder für ein Bleiberecht der libyschen Kriegsflüchtlinge demonstriert. Die Eimsbütteler Nachrichten haben sich mit einem der Sprecher der Lampedusa-Flüchtlinge, Asuquo Udo, in der Villa im Park getroffen. Ein Gespräch über Unterkünfte, Flüchtlingspolitik und die vermeintliche Spaltung der Lampedusa-Gruppe.

Von Nora Helbling

Asuquo Udo, 49, ursprünglich aus Nigeria, arbeitete acht Jahre in Libyen bis der Krieg ausbrach. Er kam mit anderen Flüchtlingen über Lampedusa nach Italien, wo er zwei Jahre blieb, bis die Flüchtlingsunterkünfte geschlossen wurden und er auf der Straße landete. Über Düsseldorf kam er nach Hamburg. Hier wollte er ein neues Leben aufbauen, aber, wie er sagt, „das Gegenteil war der Fall.“

EN: In den Medien ist momentan zu hören, dass es nur noch wenige Lampedusa-Flüchtlinge gibt, und die meisten davon in der St. Pauli Kirche leben. Wie sehen Sie das?

Asuquo Udo: Die Zahlen, die verbreitet werden, sind nicht korrekt. Die Berichterstattung in den Medien erscheint mir als Meinungsmache für den Senat, der behauptet, dass es nur noch wenige Flüchtlinge gäbe und das Problem gelöst sei. Wir sind immer noch 300 Flüchtlinge. Das Problem, das wir derzeit haben, sind die unterschiedlichen Orte, auch außerhalb der Stadt, an denen die Leute untergekommen sind. Wir können oft nicht genug Fahrkarten für alle aufbringen, um sich in der Stadt fortzubewegen. Wenn bei der Demonstration also nicht 300, sondern nur 60 oder 70 kommen, heißt das nicht, dass wir nicht immer noch eine große Zahl von Flüchtlingen sind.

EN: Können Sie Näheres zu den Unterbringungen der Flüchtlinge sagen?

Asuquo Udo: Momentan haben wir über 42 Unterbringungen. Größere Schlafgelegenheiten sind beispielsweise an der Uni, auf der Reeperbahn, in Barmbek und Harburg. Viele Unterkünfte sind aber privat. Die Leute, die uns bereits kennen oder zufällig auf uns stoßen, bieten Schlafplätze bei sich an. Das ist Teil des „solidarischen Winternotprogramms“, also nur für eine kurze Zeit gedacht. Obwohl die Helfer diese Verantwortung jetzt auf sich nehmen, sollte dies eigentlich die Aufgabe des Senats sein. Wenn das Programm zu Ende ist, wird sich alles neu formieren müssen. Bis zu 300 Leute könnten wieder auf der Straße landen.

EN: Wie würden Sie die Umstände in den Schlafunterkünften beschreiben?

Asuquo Udo: Es sind unmenschliche Bedingungen, weil teilweise mehr als 40 Leute auf engstem Raum zusammen wohnen. Es sind elende Verhältnisse und bis jetzt gibt es keine Veränderungen oder Antworten von Seiten der Regierung. Viele arrangieren sich mit der Situation, denn der Gedanke zurück nach Italien zu müssen ist unerträglich. Aber auch wenn die Flüchtlinge mit der Situation versuchen zurecht zu kommen, sind die Bedingungen abnormal.

EN: Der Fokus der Öffentlichkeit liegt meist auf der St. Pauli-Kirche…

Asuquo Udo: Wir haben eigentlich Infostände am Hauptbahnhof, für Informationen zu unserer Gruppe, die Medien sollten sich nicht immer nur an die Kirche wenden. Es kann auch nicht sein, dass nur eine Gruppe Vorteile von öffentlicher Unterstützung bekommt. Man sollte sich auch die anderen Unterkünfte anschauen und mit den Flüchtlingen sprechen. Aus der St. Pauli Kirche sind schon viele falsche Informationen herausgegeben worden. Die Öffentlichkeit sollte besser mit einer Instanz höher sprechen, mit jemandem der mehr Ahnung von Politik hat. Die Flüchtlinge wurden teilweise auch nicht darüber informiert, was an Informationen über sie herausgegeben wird. So kann das nicht funktionieren.

EN: Sind die Lampedusa-Flüchtlinge in Gruppen aufgespalten?

Asuquo Udo: Das ist eine Fehlinformation, wir sind nicht gespalten. Als ein Film über die Lampedusa-Flüchtlinge gedreht werden sollte, schickten wir jemanden von uns hin, um das Image der Gruppe zu schützen. Der ließ sich aber von der Kirchenautorität beeinflussen und erlaubte es, den Namen von „Lampedusa in Hamburg“ zu „Lampedusa in St. Pauli“ zu ändern. Wir als Gruppe fanden das nicht angemessen und wollten das nicht akzeptieren. Denn in den Köpfen der Leute klingt das nach Abspaltung. Wir sind aber noch immer eine Gruppe, so sehen es auch die Flüchtlinge in der St. Pauli Kirche.

EN: Was erwarten Sie vom Senat?

Asuquo Udo: Seit einem Jahr nun warten wir auf Lösungen. Und nun sagt der Senat, unser Problem sei keines mehr. Aber das Problem ist noch da, wir sind immer noch auf der Straße. Die Duldung, die sie uns angeboten haben, sahen wir als Gruppe als Falle an. Der Senat gab aber die Bedingung aus, dass wer eine Duldung akzeptiert, auch Anspruch auf einen Containerplatz hat. So etwas können wir nicht akzeptieren. Vor einigen Tagen hat einer unserer Sprecher den Bürgermeister Olaf Scholz getroffen und sprach ihn direkt auf die Probleme an, auf die er allerdings negative Antworten bekommen hat. Zum einen, dass der Paragraph 23 nicht auf uns angewendet werden könne. Und dass es keine Sicherheiten oder Garantien für das Duldungsangebot der Regierung gibt. Es gibt also keine Lösungsvorschläge für die Lampedusa-Flüchtlinge und es scheint, als würde er unsere Probleme und Situation ignorieren. Wir haben sehr viel Solidarität und Hilfe erfahren, aber wir können nicht weiter auf Kosten dieser Solidarität leben. Der Senat  hat eine große Verantwortung und sollte uns als Gruppe nicht länger ignorieren.

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