Zeit im Krankenhaus spenden: Grüne Damen und Herren
Ohne die Grünen Damen und Herren ginge es vielen Patienten im Krankenhaus schlechter. Ein Besuch bei den Ehrenamtlichen im grünen Kittel.
Von Eimsbütteler NachrichtenGebhard Bahr ist weder Patient noch Arzt. Trotzdem trägt er einen mintgrünen Kittel, wenn er durch den vierten Stock des Agaplesion Diakonieklinikums in der Hohe Weide streift. Hier spendet er seine Zeit.
Vorbild sind die „Pink Ladies“
Bahr ist 69 Jahre alt und gehört seit einem Jahr zu den rund 25 ehrenamtlichen Grünen Damen und Herren. „Rundumversorgung“ nennt er ihre Arbeit scherzhaft: Hausschuhe unterm Bett hervorholen, muffiges Blumenwasser austauschen, ein neues Buch aus der Bibliothek ausleihen oder andere Besorgungen erledigen. Manche Notfallpatienten kommen ohne Wechselkleidung oder Kopfhörer in die Klinik. Bahr holt, was fehlt – kann tun, wofür dem Personal keine Zeit bleibt.
Das Konzept der Grünen Damen und Herren orientiert sich am amerikanischen Vorbild der „Pink Ladies”. 1969 gründete Brigitte Schröder, Politikerin und Frau des damaligen Außenministers, das deutsche Pendant in Düsseldorf. Mittlerweile gibt es Teams in fast 500 Krankenhäusern und 250 Altenpflegeeinrichtungen in ganz Deutschland.
Vom Patienten zum Helfer
Die Grünen Damen und Herren lernte Bahr kennen, als er selbst Patient im Agaplesion war. Damals lag er mit einem Leistenbruch in der Klinik und erlebte das engagierte Personal, aber auch dessen Zeitnot.
Während seines Aufenthaltes besuchte ihn ein Grüner Herr. Die Idee, Zeit und Aufmerksamkeit zu spenden, begeisterte Bahr. Er beschloss, sich den Ehrenamtlichen anzuschließen.
Heilmittel: Ein offenes Ohr
Wenn Bahr auf die geriatrische Station kommt, erkundigt er sich beim Pflegepersonal, wo Hilfe gebraucht wird. Ansonsten läuft er durch die Gänge und geht direkt auf die Patienten zu. Vor allem dort, wo die Zimmertüren offen stehen. Er weiß nie, was ihn erwartet.
Das „Wie geht’s?“ spart sich Bahr im Gespräch mit den Patienten. „Im Krankenhaus finde ich das blöd”, sagt er. Stattdessen fragt er, ob er etwas Gutes tun kann, bietet ein offenes Ohr an und schaut, wie sich die Situation entwickelt.
Oft ergibt sich ein kurzweiliger Schnack, manchmal sitzt er eine halbe Stunde am Bett einer Patientin und hört ihrer Lebensphilosophie zu. All diese Gespräche tragen positiv zur Gesundheit bei, ist sich Bahr sicher.
Selten wird er vor die Tür gesetzt. Aber auch das sei in Ordnung. „Die Menschen wollen im Krankenhaus auch mal ihre Ruhe haben.“
Mintgrüne Helferlein
Gesprächsbedarf beobachtet Bahr vor allem bei älteren Patienten. Oft gehe es dabei nicht nur um den Genesungsprozess, sondern auch um die Zeit nach dem Krankenhaus. Wartet jemand daheim und kann sich kümmern? Oder braucht es doch externe Hilfe?
Doch bis die Patienten wieder auf eigenen Beinen stehen und aus dem Krankenhaus entlassen werden, gibt es fleißige Helfer wie Gebhard Bahr – leicht zu erkennen am grünen Gewand.
Grüne Damen und Herren
Die Grünen Damen und Herren im Agaplesion Diakonieklinikum freuen sich immer über ehrenamtliche Unterstützung. Wer zwischen 9 und 13 Uhr Zeit hat, mit den Eigenheiten von Krankenhäusern umgehen kann, gerne zuhört und sich für keine Hilfe zu schade ist, kann sich bei Imme Koschnitzke melden:
Imme.Koschnitzke@gmail.com
Text: Erik Klügling
Korrektur vom 2. September 2024, 10 Uhr: Brigitte Schröder gründete nach dem Vorbild der „Pink Ladies“ die „Grünen Damen und Herren“ in Deutschland.
lokal. unabhängig. unbestechlich.
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