Zero Waste oder die fünf Rs
Luise und Christoph aus Eimsbüttel leben nach dem Zero-Waste-Konzept. Täglich versuchen sie, die Verursachung von Müll zu vermeiden, erzählen darüber auf ihrem Blog „Trashless Society“ und halten Vorträge zum Thema Nachhaltigkeit.
Von Nele DeutschmannZum Frühstück Müsli aus der Plastikverpackung, dazu Milch aus dem Tetrapack, im Bad Zahnpasta und Shampoo aus der Plastiktube, auf dem Weg zur Arbeit noch schnell einen Kaffee im To-go-Becher – schon in den ersten Morgenstunden häufen wir eine ganze Menge Müll an.
Weltweit führen immense Abfallmengen zu immer größeren Umweltproblemen. Plastik gelangt auf verschiedenen Wegen in unsere Nahrungskette und Ressourcen werden verschwendet. Das Konzept des Zero Waste setzt bei der Abfallvermeidung im Alltagsleben jedes Einzelnen an.
Kampf gegen den Müll
Luise und Christoph haben ihren Alltag nach diesem Konzept umgestellt und schreiben über ihre Erfahrungen auf ihrem Blog Trashless Society. Übersetzt heißt Zero Waste kein Müll, wobei klar ist, dass ein Leben ohne jedwede Müllerzeugung kaum möglich ist. Es wird vielmehr versucht, den Müll soweit es geht zu reduzieren.
Um dies möglichst effektiv zu tun, halten sich Luise und Christoph an die fünf Rs. Auch andere Anhänger des Lebensstils halten sich an diese Regeln, wie zum Beispiel Bea Johnson, die mit ihrem Blog Zero Waste Home als Begründerin der Zero-Waste-Bewegung gilt.
Die fünf Rs
Die Rs stehen für Refuse (Ablehnen), Reduce (Reduzieren), Reuse (Wiederverwenden), Recycle (Recyceln) und Rot (Kompostieren). Es wird versucht, den Konsum auf das wirklich Nötige zu reduzieren und Überflüssiges zu vermeiden. Dazu werden Produkte wiederverwendet (zum Beispiel Second-Hand-Kleidung) und Verpackungen, wie Glas oder Papier, recycelt. Küchenabfälle werden wenn möglich kompostiert.
Luise und Christoph sind seit zweieinhalb Jahren ein Paar und haben schnell angefangen, gemeinsam darüber nachzudenken, wie sie ihr Leben und ihre Zukunft zusammen gestalten wollen. Beide seien sie schon vorher „relativ öko angehaucht“ gewesen, erzählt die studierte Politikwissenschaftlerin. Sie fingen an, sich mit den Auswirkungen von Plastik auseinanderzusetzen und waren schnell bei Zero Waste angelangt.
Step by step
Nach und nach begannen sie, alles zu ersetzen, was sie an verpackten Produkten zuhause hatten. Bereits recht früh begleitete das Paar diesen Prozess mit einer Facebook-Seite. Schon nach drei Monaten kam die erste Einladung zu einer Podiumsdiskussion und der Bedarf nach einem ausführlichen Blog zeichnete sich ab.
Auch wenn die meisten Produkte ihres Alltages schon gegen müllfreie Varianten ausgetauscht sind, dauert der Prozess der Ersetzens noch immer an. Bald wird das allerletzte Putzmittel in Plastikverpackung leer sein. Nach wie vor probieren die beiden auch neue Sachen aus. Viele Dinge können selbstgemacht werden und sind so günstiger als die herkömmlichen Produkte.
Allerdings muss für Selbstgemachtes Zeit investiert werden. Wer wenig Zeit aufbringen kann, hat in einer Großstadt wie Hamburg die Möglichkeit, in Unverpackt-Läden zu kaufen oder auf Wochenmärkten und in Bioläden, die eine Ecke mit unverpackten Produkten anbieten. Reinigungsmittel, Shampoo, Lebensmittel können dort abgefüllt werden.
Für jeden etwas dabei
Dem No-Waste-Pärchen ist wichtig, Interessierte nicht zu verschrecken. Keiner soll denken: „Oh je, das könnte ich nie.“, sagt Christoph. Vielmehr wollen sie mit ihrem Blog und ihren Vorträgen an das Thema heranführen und die verschiedenen Möglichkeiten darstellen. Auf ihrem Blog kann man sich viele verschiedene Tipps und Anregungen holen. Selbst wenn es nur eine kleine Umstellung des Alltags ist – so schwer ist die Umstellung zu einem bewussteren Leben gar nicht.