
Sportvereine in der Krise: In Eimsbüttel fehlen Jugendtrainer
Hamburgweit berichten Sportvereine von Personalmangel und langen Wartelisten – auch in Eimsbüttel. Zu Besuch bei einem Verein.
Von Ella SchinkelAuf dem Fußballfeld herrscht reges Treiben. Fünf Mannschaften teilen sich das Spielfeld. Um die siebzig Kinder und Jugendlichen wärmen sich auf, üben Pässe oder jagen einander den Ball ab. Die Szenerie wirkt fröhlich und unbeschwert. Doch noch in diesem Sommer könnte der Hamburg-Eimsbütteler Ballspiel-Club (HEBC) gezwungen sein, mehrere Gruppen zu schließen. Der Grund: Es fehlen Trainerinnen und Trainer.
Viele Jugendtrainer seit Kindheit dabei
Derzeit trainieren rund fünfunddreißig Trainerinnen und Trainer die zwanzig Kinder- und Jugendmannschaften des HEBC. Häufig haben sie selbst als Kinder beim Verein Fußballspielen gelernt und im jugendlichen Alter eigene Gruppen übernommen, erzählt Tatjana Rosemann. Gemeinsam mit Holger Gustmann leitet sie die Jugendabteilung des Vereins. Auch sie hat hier früher Fußball gespielt und ist seit 1995 aktiver Teil des Vereins.
Die jugendlichen Trainer seien für den Verein eine große Bereicherung. Unter ihnen haben sich jahrelange Freundschaften entwickelt. Viele verbindet nicht nur die Leidenschaft für den Sport, sondern auch ähnliche Lebensabschnitte.
Lange Wartelisten
Für den Verein stellt das eine Herausforderung dar: Durch Abitur, Auslandsaufenthalte oder beginnende Ausbildungen fallen immer wieder Trainer weg, oft mehrere zur selben Zeit.
Der Verein hat inzwischen für die bestehenden Sportangebote lange Wartelisten. „Wenn wir genügend Trainer hätten, könnten wir auf einen Schlag zehn neue Gruppen eröffnen“, erzählt Gustmann. Doch davon könne man momentan nur träumen. Zunächst müssten alle personellen Löcher gestopft werden.
Hemmschwelle zu hoch
Gustmann bedauert, dass sich nicht mehr junge Erwachsene beim Verein bewerben. Vielen scheine die Hemmschwelle zu hoch. Unbegründet, wie er findet. Beim HEBC könne man ohne Trainerschein als Kinder- und Jugendtrainer arbeiten. Interessierten ermögliche der Verein eine Weiterbildung zum lizenzierten Trainer.
Fußballerische Vorkenntnisse stünden dabei nicht an erster Stelle. „Gerade bei der Kinder- und Jugendarbeit geht es uns darum, den Kindern Werte zu vermitteln“, sagt Gustmann. Es gehe weniger um Leistungsgedanken als darum, den Kindern eine Auszeit vom Alltag zu ermöglichen.
Gustmann trainiert selbst seit vielen Jahren Mannschaften beim HEBC. Sein Sohn brachte ihn damals zum Verein und schon kurz darauf übernahm er seine erste eigene Gruppe. „Seitdem sind meine Farben Lila-Weiß“, sagt er und lacht.
Ein Sportverein als zweite Familie
Für die beiden Jugendleiter ist der Verein längst zur zweiten Familie geworden. Das gemeinsame Miteinander steht im Vordergrund. Viele Trainer sind schon seit vielen Jahren hier, sofern es ihre Lebensumstände zulassen.
Das Clubhaus bildet das Herzstück des Vereins. Hier kommen Kinder, Eltern und Trainer zusammen. Zum Reden, zum Entspannen und seit neuestem auch zum Stickertauschen. Seit diesem Jahr gibt es von jedem Vereinsmitglied einen eigenen Sticker, jeder hat einen Platz im gemeinsamen Sammelalbum. „Spätestens jetzt kennt hier jeder jeden“, sagt Rosemann.

Hamburgweites Problem
Sportvereine berichten immer wieder von personellen Engpässen. Für ihre Sportangebote gibt es lange Wartelisten. Ein Grund dafür könnte die geringe Bezahlung sein, vermutet Gustmann. Wie viele andere Vereine kann auch der HEBC den Trainerinnen und Trainern nur eine Übungsleiterpauschale bezahlen. Höhere Gehälter seien nicht darstellbar.
Umso mehr freuen sich die Jugendleiter über alle, die sich einbringen. Dieses Engagement könnte man nicht genug honorieren.
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