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Konstantin Zimmer­mann vom HEBC hat ein einjähriges Coaching für den Verein angeregt. Foto: Rainer Wiemers
Konstantin Zimmer­mann vom HEBC hat ein einjähriges Coaching für den Verein angeregt. Foto: Rainer Wiemers
Magazin #35

Wann kommt das ­Ehrenamt an seine Grenzen?

Ehrenamtliche können nicht alles ­stemmen: Ein Eimsbütteler Sportverein macht ein Coaching, um sich neu zu strukturieren.

Von Julia Haas

Kleine Vereine, kleine Sorgen – große Vereine, große Sorgen. Das spürt ­aktuell der Vorstand vom Eimsbütteler Ballspiel Club, HEBC. Über 700 Mitglieder zählt der Sportverein, den ausschließlich Ehrenamtliche und vor allem der fünfköpfige Vorstand organisieren.

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Im letzten Jahr war die Belastungs­grenze erreicht. Konstantin Zimmer­mann, zweiter Vorsitzender, ­holte Hilfe in die Tornquiststraße. Seit Januar macht der HEBC ein einjähriges Coaching bei Klubtalent. Dabei stehen vor allem die Finanzen und Organisationsstrukturen im Fokus. Und die Frage, wie sich ein Hauptamt einführen lässt.

Ehrenamt im Sportverein

Wir haben mit Konstantin Zimmer­mann vom HEBC und Juliane Wernhard von Klubtalent über die Grenzen des Ehrenamts in Sportvereinen gesprochen.

Eimsbütteler Nachrichten: Konstantin, warum habt ihr euch Hilfe geholt?

Konstantin: Mit 700 Mitgliedern sind wir an einer Schwelle, wo es schwer wird, alles ehrenamtlich zu händeln. Unsere Aufgaben im Vorstand sind sehr vielfältig. Manches kann man gut, anderes muss man erst lernen. Da schwingen viele Unsicherheiten mit. Machen wir alles richtig? Verrennen wir uns? Gleichzeitig haben wir viele Ideen. Wo fangen wir mit der Umsetzung an?

Der HEBC plant, sein Clubheim umzubauen und zu erweitern. Der Bund hat im März über 920.000 Euro zugesagt.

Kann ehrenamtliche Arbeit einen Verein tragen?

Bei solchen Fragen kommt ihr ins Spiel, Juliane?

Juliane: Wir wollen Vereine stärken und dafür sorgen, dass sie nicht nur überleben, sondern ihre Zukunft aktiv gestalten. In unserem Coaching schauen wir uns zum Beispiel finanzielle Spielräume an. Viele Vereine haben ihre Mitgliedsbeiträge lange nicht erhöht oder nutzen keine Förderungen. Es geht aber auch darum, Strukturen und Aufgabenprofile zu professionalisieren. In der Regel hilft dabei immer ein Hauptamt.

Also ehrenamtliche Arbeit allein reicht nicht?

Juliane: Es ist schwierig, alles ehren­amtlich zu gestalten, weil man sehr viel Zeit aufbringen muss. Sei es für Förderungen oder Termine, die nur vormittags stattfinden können.

Klubtalent: Bei Finanzen ansetzen

Viele Menschen stecken nach Feier­abend unglaublich viel Herzblut in ­ihren Verein. Die eigenen Grenzen werden ignoriert – noch viel mehr als im Arbeitskontext. Auch ein Ehrenamt kann zum Burnout führen.

Engagement ist fantastisch. Aber eine hauptamtliche Stelle sorgt dafür, dass alle entspannter arbeiten, auch die Ehrenamtlichen.

Bei welchen Punkten setzt ihr zuerst an?

Juliane: Bei den Finanzen. Wir schauen, welche Leistungen der Verein bietet und was sie wert sind. Oft besteht dafür kein Bewusstsein, weil kein wirtschaftlicher Gedanke dahintersteht. Dieses Bewusstsein ist aber wichtig, damit der Verein, wenn er auf die Mitglieder zugeht und um Unterstützung bittet, im Zweifel die Mitgliedsbeiträge erhöht, nicht als Bittsteller mit eingezogenem Kopf auftritt. Sondern sagt: Wir leisten das, und damit das weiterläuft oder besser wird, müssen wir zusammen anpacken.

„Ein Hauptamt, das auch die Ehren­amtlichen organisiert“

Wir sagen nicht, ihr müsst das ­meiste rausholen, aber ihr müsst das rausholen, was eure Arbeit wert ist – sonst geht ihr zugrunde.

Danach geht es darum zu klären, wie viel Verantwortung und wie viele Aufgaben auf welchen Schultern lasten. Häufig ist es zu viel auf zu ­wenigen Schultern. Der Vorstand kann dann auf die Mitglieder zugehen und fragen, wer unterstützen möchte. Die meisten Mitglieder sind offen für diese Idee und übernehmen gerne Aufgaben.

Und dann braucht es jemanden, der die Fäden in der Hand hält, ein Hauptamt, das auch die Ehren­amtlichen organisiert.

Mini-Aufgaben übernehmen

Erkennt ihr beim HEBC ein In­teresse der Mitglieder, sich ehren­­amtlich einzubringen?

Konstantin: Auf jeden Fall, das Interesse war schon immer da, aber unsere alten Strukturen haben verhindert, das anzunehmen. Vor ein paar Jahren kam jemand zu mir und meinte, er würde gerne etwas im Verein machen. Letztendlich konnte ich ihm nur einen Obmannposten anbieten. Das ist ein schwerer Elefant. Direkt mit Titel, Wahlen, und der Aufgabenbereich ist riesengroß. Da vergeht schnell die Lust – und das ist nicht mehr zeitgemäß.

Mit Klubtalent sind wir dabei, diesen Elefanten in Scheiben zu schneiden. So kann jeder eine Mini-Aufgabe übernehmen, und wer mehr will, nimmt noch eine Scheibe.

Entscheidend ist dabei, dass die wichtigsten Sachen auf jeden Fall verteilt sind. Dafür würde sich das bezahlte Hauptamt eignen.

HEBC will nicht in kommerzielle Richtung

Und wie sieht es mit den Mitglieds­beiträgen aus?

Konstantin: Die schauen wir uns regelmäßig an, und sie liegen im Vergleich zu anderen Vereinen – vor allem großen – immer noch darunter. Das wollen wir beibehalten, auch um für sozial Benachteiligte da zu sein.
Natürlich müssen wir so wirtschaften, dass wir nicht ins Minus geraten. Aber unser Ziel ist es nicht, in eine kommerzielle Richtung zu gehen.

Mitgliedsbeitragserhöhungen sind bei uns immer ungewollt und nur zweckgebunden.

info

Klubtalent

Klubtalent sitzt in Berlin und versteht sich als For-Purpose-Organisation, die den Anteil an sinnstiftenden Arbeitsplätzen erhöhen und die Bezahlung für soziale Arbeit in der Gesellschaft steigern möchte.

Für Breitensportvereine ­bietet Klub­talent verschiedene Coaching-­Pro­gramme an. Die Vereine erhalten Hilfe, Ehrenamtliche zu gewinnen, ihre Strukturen zu ­verbessern, die Vereinskasse zu füllen sowie Haupt­ämter zu ermöglichen.

Bedeutung für Eimsbüttel

Welche Bedeutung ­haben Sport­vereine für ihre Nachbarschaft?

Juliane: In einem Verein werden das Zusammenleben und demokratische Prozesse geschult. Vielleicht kommen auch Kinder aus verschiedenen Gesellschaftsschichten zusammen, die ansonsten nicht miteinander spielen würden.

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Wie versteht ihr eure Rolle in Eimsbüttel, Konstantin?

Konstantin: Wir sehen uns seit Jahren nicht mehr nur als ­reinen Sportverein, sondern als Kultur-, Verbindungs-, Kids- und Integrations­verein, als Treffpunkt in Eimsbüttel. Ich glaube, wenn wir das Programm von Klubtalent umgesetzt haben und unsere Ehrenamtlichen aktiviert haben, können wir dem Stadtteil noch mehr bieten – auch niedrig­schwellig, mit Angeboten für alle.


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