
Abriss trotz Denkmalschutz
Jetzt steht es fest: Der ehemalige Luftschutzbunker im Eidelstedter Weg wird trotz Denkmalschutz abgerissen, um die geplante Werkserweiterung der Beiersdorf AG nicht zu gefährden.
Von Dagny Lack
Das Schicksal des 73 Jahre alten Weltkriegsbunkers ist besiegelt: Der Hamburger Senat hat entschieden, den geschichtsträchtigen Bau im Eidelstedter Weg abreißen zu lassen. Grund hierfür ist die geplante Werkserweiterung des Kosmetik-Unternehmens Beiersdorf.
Traum vom Kulturbunker geplatzt
Seit April stritten sich der Verein Hamburger Unterwelten, der Bezirk Eimsbüttel und das Denkmalschutzamt um die Zukunft des Betonkolosses. Der Verein Hamburger Unterwelten, der auch historische Besichtigungen des Bunkers anbietet (wir berichteten), hatte bereits mehrere Ideen zur kulturellen Nutzung des Gebäudes entwickelt. Unter anderem sollte es dort ein Café, eine Kletterwand, Räume für Kunst- und Geschichtsausstellungen sowie Proberäume für Bands und andere Musiker geben. Kultursenatorin Barbara Kisseler und Bezirksamtschef Torsten Sevecke trafen sich zu einem Krisengipfel, um einen Kompromiss zu finden. Allerdings anscheinend vergebens, denn am Mittwoch teilte der Hamburger Senat mit, dass der ehemalige Luftschutzbunker weichen muss. Hinter dem wuchtigen Bau, in direkter Nachbarschaft zu dem Kosmetik-Konzern, befindet sich ein städtischer Spielplatz. Auf dessen Gelände will die Beiersdorf AG bauen. Der Spielplatz soll dann dorthin, wo jetzt der von Efeu überwucherte dreistöckige Weltkriegsbunker steht.
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Für die Mitglieder des Vereins Hamburger Unterwelten ist das eine große Enttäuschung. Seit 2013 bietet der Verein Führungen durch den Hochbunker an. Anlass war der 70. Jahrestag der „Operation Gomorrha,“ der britischen und US-amerikanischen Luftangriffe auf Hamburg vom 25. Juli bis zum 3. August 1943. Die Initiative baute einen Luftschutzraum nach. Im obersten Geschoss gibt es außerdem eine Ausstellung zu dem Thema. Das Angebot wird von vielen Besuchern wahrgenommen.
Seit 2013 unter Denkmalschutz
Der Bunker im Eidelstedter Weg 10 wurde 1941 während des Zweiten Weltkrieges erbaut. Er steht seit Anfang 2013 unter Denkmalschutz. Die Kulturbehörde begründete dies zum einen mit seiner historischen Bedeutung als bauliches Zeugnis der Zeit des Nationalsozialismus. Zum anderen sind die etwa 15 Wandmalereien im Innern eine echte Rarität. Sie zeigen unter anderem Bilder der Stadt und lokale Berühmtheiten. Einige der Gemälde sind von Farbe überdeckt und müssten noch freigelegt werden. Angesichts des geplanten Abrisses wird man aber vermutlich darauf verzichten. Im Frühjahr diesen Jahres wurden die Malereien noch als wichtiger Grund für den Erhalt des Luftschutzbunkers genannt.
Doch für Sevecke haben Arbeitsplätze gegenüber dem denkmalgeschützten Bau eindeutig Priorität: „Beiersdorf und Spielplätze haben Vorrang vor fragwürdigen Kunstwerken aus der Nazizeit.“ Der Bunker sei weder typeneinmalig, noch sei er ein Denkmal erster Kategorie, so Sevecke. Momentan überlege man, die Bunker-Gemälde abzutragen, zu konservieren und an einem anderen Ort wieder auszustellen. Allerdings würden die Wandgemälde so aus ihrem geschichtlichen Kontext gerissen.