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Kunst in der Alten Brotfabrik: Künstlerin Maria Schmuck stellt ihr Kunstwerk für eine Ausstellung im "Alten Elbtunnel" fertig. Fotos: Rainer Wiemers
Magazin #24

Neue, alte Brotfabrik

Freiraum statt Fließband, Spontaneität statt Strukturen: Wie in der Alten Brotfabrik ein neuer Treffpunkt für Kreative entsteht.

Von Alana Tongers

Die handzahme Stuben­fliege, die eine neue Besitzerin sucht. Der Mann, der nur einen Sofatisch abholen wollte und die Liebe seines Lebens fand. Die trinkfeste Eimsbütteler Mannschaft, die auf einen „Kreisliga-Ronaldo” hofft. Wenn das Leben die besten Geschichten schreibt, schreibt Ebay-Kleinanzeigen die verrücktesten.

Auch die der Alten Brotfabrik beginnt auf der Verkaufsplattform, als Moritz Schneider durch die Seite stöbert und auf eine Anzeige stößt: „Ehemalige Fabrikhalle in der Rellinger Straße zu vermieten.” Moritz hat in allen möglichen Berufen gearbeitet, tüftelt ständig an neuen Ideen, „sesshaft” existiert in seinem Wortschatz nicht. Und diese leeren Räume in Eimsbüttel setzen etwas in ihm in Gang. Eine Idee, die schon länger in seinem Kopf reift: Er möchte Raum für Kreativität schaffen, mitten in der Stadt, zugänglich für alle.

Weniger Fließband, mehr Freiraum

Im März dieses Jahres unterschreibt er den Mietvertrag. Moritz hat dafür einen Kredit aufgenommen, aber auch Bekannte haben investiert. Gemeinsam mit zwei Freunden, Mo und Lukas, starten sie mit den Arbeiten am Projekt. Er habe nicht lange gezögert, mitzuwirken, erzählt Lukas Kruizenga. Der 27-Jährige hat eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann gemacht, Moritz hat er vor einigen Jahren über Freunde kennengelernt. Er mag dessen Spontaneität und Kreativität – es ist das, was ihm selbst in seinem Job fehlte. „Von 9 bis 17 Uhr arbeiten war nichts für mich”, meint er, während er durch die große Fabrikhalle läuft.

Lukas Kruizenga, einer der Initiatoren, zeigt den Ausbau. Foto: Rainer Wiemers

Die Arbeit hier ist anders. Denn ihr Ziel ist klar – der Weg dahin aber nicht vorgegeben. „Hier soll ein Treffpunkt für Kreative entstehen”, erzählt Lukas und zeigt durch den großen Raum. Sie wollen aus der Brotfabrik einen Ort der Gemeinschaft machen. An dem Kreative arbeiten, Anwohnerinnen in Werkstätten an Projekten basteln, an dem es Konzerte und Partys genauso wie ruhigen Schnack und Kaffee am Nachmittag geben soll.

Dieser Vision nähern sie sich Stück für Stück. Einen genauen Plan gibt es nicht – stattdessen widersetzt sich ihre Arbeit strikten Zeitplänen und Strukturen. Alles andere ginge gegen die Kreativität. Die drei Freunde und ihre Mitstreiterinnen sind hier, weil sie wollen – nicht weil sie müssen. „Gestern haben wir mit zehn Leuten gearbeitet. Manchmal sind wir zu zweit oder dritt”, sagt Lukas. Auch das ist ein Grundgedanke der Alten Brotfabrik: Jeder soll und kann mithelfen. Mit ihren Unterstützerinnen haben sie Wände gestrichen, Dämmung angebracht, Lampen installiert. Nur bezahlen können sie die Arbeit noch nicht. Stattdessen schreiben die Helferinnen ihre Zeiten auf – Geld gibt es, wenn sich das Projekt später selbst trägt.

Im Unfertigen und Skurrilen liegt der Charme. Foto: Rainer Wiemers

Foodtrucks bereichern den Hinterhof. Foto: Rainer Wiemers

Die Sitzecke vom Sperrmüll lädt ein zum Plausch. Foto: Rainer Wiemers

Rellinger Straße 23 – Heimat der „Alten Brotfabrik“ im Hinterhof. Foto: Rainer Wiemers

Das soll zum größten Teil über die Vermietung von Atelierräumen möglich werden. Schon jetzt haben erste Künstlerinnen einen Platz in der Halle gemietet und arbeiten hier. Es hängen Bilder an den Wänden, Farbtuben liegen auf dem Boden. Eine alte Polstergarnitur in der Ecke, gegenüber ein Klavier, daneben ein überdimensionierter Zauberwürfel. Plastikblumen neben antiken Lampen. Einrichtungsstil? Kreatives Chaos.

Viele Möbel haben sie von Freundinnen bekommen. „Der Rest ist von Ebay-Kleinanzeigen.” Zu verschenken natürlich. Die Alte Brotfabrik, sie ist ein Sammelsurium aus angefangenen und beendeten Projekten. Lukas zeigt auf eine Sitzbank, die er gestern aus Paletten gebaut hat. Draußen schraubt Moritz mit einer Freundin an ihrem kleinen Foodtruck, aus dem sie einmal Kaffee verkaufen will. Nichts muss fertig sein, um gut zu sein. Als würden sie an einem Puzzle arbeiten – nur dass es egal ist, ob die Teile am Ende zusammenpassen oder nicht. Sie wollen Altes dekonstruieren und Neues schaffen.

Alles aus Haushaltsauflösungen und Insolvenzen ist willkommen. Foto: Rainer Wiemers

Aus der großen Halle führt ein Flur in eine Küche. „Wir planen hier einen Gastronomiebetrieb, vielleicht ein Café”, erzählt Lukas. Im Moment pressen sie selbst Öle und stellen Erdnussbutter her. Auch im Innenhof der Alten Brotfabrik soll es irgendwann Essen und Trinken geben, in Form von wechselnden Foodtrucks. In ihrer Vorstellung ist der Hof dann voller Menschen – Freunde und noch Unbekannte –, die sich austauschen und hier bei einem Getränk verweilen.

„Vielleicht” als Konzept

Die Vision für die Alte Brotfabrik: Die Nachbarschaft enger zusammenbringen. Zum Beispiel durch gemeinsame Kunstprojekte in ihren Werkstätten mit der Schule Rellinger Straße. Sie wollen Künstlermärkte und Konzerte organisieren, abends auch mal die eine oder andere Feier. Umso wichtiger sei es ihnen, die Anwohnerinnen ins Projekt einzubeziehen. Eine Nachbarin wohne hier schon seit 56 Jahren. „Die hat noch das Brot gerochen”, meint Lukas. Jetzt freut sie sich, dass wieder Leben in den Hinterhof einzieht. Dass der Hof nicht mehr nur Abstellplatz für Autos ist, sondern ein Ort der Gemeinschaft werden soll.

Wann es in der Alten Brotfabrik so richtig losgeht, können sie noch nicht sagen. Es gibt keinen festen Termin für eine Eröffnung. Stattdessen soll der Betrieb schrittweise anlaufen. Hat jemand einen Foodtruck? Soll rumkommen! Jemand will mit anpacken? Einfach vorbeischauen. In der Alten Brotfabrik ist die Antwort auf vieles: „Vielleicht”. Aber keines der unsicheren Art, kein zweifelndes. Sondern ein entspanntes, das sich verkrampfter Planung verweigert. Als wäre ein bisschen Ebay-Kleinanzeigen Teil des Konzepts: Man weiß nie, was man bekommt. Aber wenn die Chance da ist, heißt es zugreifen. Und irgendwie funktioniert es dann schon. Vielleicht sogar besser als gedacht.

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