„Bosnanova“: Nela Quandt verkauft Geschichten
Nela Quandt möchte mit ihrem Unternehmen neue Perspektiven in einem vom Krieg zerstörten Land schaffen.
Von Alicia Wischhusen„Man kauft nicht einfach eine Puppe“, sagt Nela Quandt, Gründerin von „Bosnanova“. „Man kauft eine Geschichte.“
Ihre Eltern waren vor über 40 Jahren aus dem ehemaligen Jugoslawien als Gastarbeiter nach Hamburg gekommen. Das Herkunftsland ihrer Eltern liegt Nela Quandt am Herzen. „Ich möchte den Bosniern eine Perspektive geben“, erzählt sie.
Zwischen Laubholz und Pramenka-Wolle
Aus diesem Grund habe sie 2013 „Bosnanova“ ins Leben gerufen. Seither beschäftigt sie Tischler und Stricker in Bosnien, die für sie Kinderprodukte herstellen. In einem Lagerraum in Eimsbüttel arbeitet sie an diesem Herzensprojekt.
Der helle Raum ist erfüllt mit dem Geruch von Holz und Lavendel. Nela Quandt ist gerne hier, die Arbeit mache sie glücklich.
Von der Wickelkommode bis zum Kuscheltierkissen
„Den Bosniern ist gar nicht bewusst, dass ihre Arbeit in Deutschland geschätzt wird“, lacht die Unternehmerin. „Die finden die Produkte meistens eher trutschig.“
„Bosnanova“ bietet Möbel, Accessoires, Decken und Spielzeug an, die in aufwändiger Handarbeit hergestellt werden. Das Ziel von Nela Quandt ist es, mit dem Unternehmen langfristig Arbeitsplätze in Bosnien zu schaffen.
Während die Arbeitslosigkeit in Deutschland derzeit bei unter 4 Prozent liegt, sind rund 25 Prozent der Bosnier ohne Arbeit. „Ich möchte etwas bewegen, zumindest in meinem Kosmos“, erklärt sie.
Puppen aus bosnischer Wolle
Unter anderem beschäftigt sie rund 15 Frauen eines Frauenvereins in Bosnien. Die Handarbeiten der Strickerinnen entstehen aus nachhaltigen Materialien, um deren Beschaffung sich die Gründerin selbst kümmert.
Die Puppen seien beispielsweise mit der Wolle einer bosnischen Schafrasse gefüllt, erzählt Quandt. Genaue Vorgaben gibt sie den Frauen nicht. „Mit der Zeit haben sie selber ein Gefühl für schöne Farbkombinationen bekommen“, sagt sie.
Stricken zur Traumaverarbeitung
Auch die Traumaverarbeitung des Bosnienkriegs spiele hierbei eine Rolle. Im Frauenverein haben die Arbeiterinnen die Möglichkeit, sich auszutauschen. „Zu sehen, dass sie etwas geschaffen haben, hilft ihnen“, ist sich Quandt sicher.
Der jeweilige Stricker hinterlässt seinen Namen auf einem Kärtchen, das an dem von ihm gefertigten Produkt befestigt ist. „Die Menschen, die das Produkt später kaufen, sollen die Geschichte hinter der Puppe sehen“, erklärt sie.
Zweimal im Jahr besucht sie die Stricker und Tischler in Bosnien, um sich vor Ort einen Eindruck zu verschaffen. Noch immer sei das Land vom Krieg gezeichnet. Quandt möchte ihren Beitrag leisten, um ein neues Bosnien zu schaffen, eben „Bosnanova“