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2020 war für "Andere Welten" nach 37 Jahren Schluss.
Richard Meyer wenige Monate vor der Schließung bei "Andere Welten". Foto: Alana Tongers
Lokale Wirtschaft

Das macht „Andere Welten“ heute

2020 schloss Andere Welten in der Grindelallee nach 37 Jahren. Inhaber Richard Meyer über die letzten Tage und das Leben nach dem Laden.

Von Alana Tongers

Den letzten Tag erinnert er noch genau, mit allen schönen und schmerzhaften Details. Da war eine Schlange, den ganzen Tag. Nur sieben Menschen dürfen gleichzeitig in den Laden, das geben die Corona-Regeln zu dem Zeitpunkt vor. Also stehen die Menschen an, um sich zu verabschieden. Schon vor 11 Uhr, als der Laden noch gar nicht geöffnet hat. Auch nach 19 Uhr, als er schon geschlossen haben sollte.

Richard Meyer und Petra Hafemeister-Meyer stehen im Laden, bis auch die letzten noch einmal durch ihr Science-Fiction-Sammelsurium stöbern können. “Wir haben so geweint, das habe ich in meinem Leben noch nie erlebt“, sagt Richard Meyer. „Nicht mal bei der Geburt meiner Kinder war ich so emotional. Das war unglaublich.”

Zurück in die Zukunft

Mittlerweile ist „Andere Welten“ schon seit über einem Jahr aus der Grindelallee verschwunden. Wo einst Laserschwerte und Zauberstäbe hingen, ist jetzt ein Reformhaus. Und das Ehepaar Meyer verbringt seine Zeit nicht mehr in Eimsbüttel, sondern außerhalb von Hamburg, wo sie mit ihrer Familie leben.

"Andere Welten" in der Grindelallee vor der Schließung.
„Andere Welten“ in der Grindelallee vor der Schließung.

Nur die virtuelle „Andere Welt“ ist geblieben. Über den eigenen Onlineshop und Ebay verkaufen die Meyers die Restbestände des Lagers. Zurück in die Zukunft – Versandhandel wie zu den Anfängen von „Andere Welten“. Nur Amazon verweigert Richard Meyer. Wäre sein Leben ein Science-Fiction-Film, Amazon wäre das übermächtige Böse. Der Endgegner, den man nicht bekämpfen kann. Aber deswegen verbünden? „Niemals“, sagt Meyer. „Bis zum Lebensende nicht.“

„Andere Welten“: Aufhören, bevor es am schlimmsten ist

Über das letzte Jahrzehnt konnte er jeden Tag beobachten, wie sein Ladengeschäft Kunden verlor, während Amazon welche gewann. Mit niedrigen Preisen und schier unendlich großem Angebot. Als die kleinen Läden während der Shutdowns immer wieder schließen mussten, profitierte der Internetriese von den Auswirkungen der Pandemie. „Die müssen jeden Tag vom Champagner besoffen gewesen sein“, meint Meyer.

Er ist froh, dass sie sich bereits vor Beginn der Pandemie für die Schließung von „Andere Welten“ entschieden haben. Einen zweiten Lockdown hätten sie nicht überlebt. So wie andere im Grindelviertel: Kurz nach „Andere Welten“ schloss „Pappnase“ gegenüber. Andere Läden kämpfen weiter mit Umsatzeinbußen, während Mieten steigen, Mietverträge nicht verlängert werden.

„Niemals mehr Einzelhändler, als vor Corona“

Der Einzelhandel wird es nun noch schwerer haben, als ohnehin schon, warnt der Handelsverband Deutschland (HDE) in Pressemitteilungen und Statistiken. Das meint auch Meyer. „Ich würde heute keinen Laden mehr eröffnen“, sagt er. Und: „Es wird niemals mehr Einzelhändler geben, als vor Corona.“ Vor allem wegen der hohen Mieten. Die würden verhindern, dass junge Menschen in die Viertel kommen und sich dort mit verrückten, neuen Ideen ausprobieren. Stattdessen setzt sich Beständigkeit in einer unbeständigen Zeit durch. In Form von Friseuren, Nagelstudios, Kiosken. Die Gegend um die Grindelallee sei dadurch stark verarmt, findet Meyer. „Ob sich das umkehren lässt? Ich weiß es nicht.“ Wenig ist geblieben von dem chaotischen Charme der Seitenstraßen, der das Viertel über Jahre prägte.

Doch ein Stadtteil wird nicht nur von seinen Läden, sondern hauptsächlich von den Bewohnenden geprägt. Neulich, erzählt Meyer, waren sie mit der Familie wieder im Stadtteil. Haben mit alten Nachbarinnen und Kunden gesprochen. Das sei schön gewesen. Auch am alten Laden sind sie vorbeigegangen, in den im letzten Jahr ein Reformhaus gezogen ist. Seine Tochter habe kurz geweint. Er wisse nicht genau, wie – aber irgendwie verkrafte er es ganz gut. „Die Sache ist geschlossen“, sagt Richard Meyer. „Und es war ein guter Zeitpunkt.“

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