Ein Astronaut im Audimax
Am 8. Mai berichtete Alexander Gerst, deutscher Astronaut und Geophysiker, im Audimax der Universität Hamburg hautnah über seine Erfahrungen auf der Weltraumstation ISS. Seine 165 Tage im All haben ihm klar gemacht, wie stark Menschen in das Ökosystem Erde eingreifen.
Von Vivien Valentiner„Wenn es einer schafft, dann er“, da war sich Matthias Hort, Professor der Geophysik an der Universität Hamburg, schon damals als Gerst bei ihm promovierte sicher. Der spätere Astronaut der ESA (European Space Agency) habe „das Gesamtpaket“ gehabt, war neugierig und hat präzise gearbeitet, erklärte Hort auf der Bühne im Audimax. Fünfeinhalb Jahre lebte Alexander Gerst in Hamburg und war am 8. Mai sichtlich erfreut, an seine alte Wirkungsstätte zurückzukehren und „der Uni etwas zurückzugeben“. Rund 1.500 Menschen verfolgten seine Präsentation „Blue Dot“, in der er viele Bilder von sich, der Weltraumstation und der Erde zeigte, einige Anekdoten über das Leben im Weltall erzählte, aber auch auf die Klimaforschung aufmerksam machte.
Schmutzige Meere
So habe er vom Weltraum aus erkennen können, wie stark die Meere verschmutzt sind und wie gravierend das Gebiet um den Amazonas gerodet wird. Gerst findet es bizarr, „dass wir diese grüne Lunge einfach abholzen.“ Auch Wetterphänomene wie einen Taifun oder Sandstürme habe er von der Weltraumstation aus beobachtet. „Klima ist etwas, das die ganze Erde bestimmt“, stellte Gerst fest und fügte mahnend hinzu: „Wieso schneiden wir den Ast ab, auf dem wir sitzen?“
Nach seinem Vortrag ging es in einer Diskussionsrunde um die essentielle Rolle von Satellitenbilder für die Klimaforschung. Durch diese Aufnahmen sei es zum Beispiel möglich, den Verlauf des Meeresspiegels zu beobachten. Dieser steige jährlich um drei Millimeter, ein Umstand, der vor allem mit der Erderwärmung in Verbindung gebracht wird. Der Allrounder hat sich auf der Weltraumstation nicht nur mit Klimaforschung auseinandergesetzt, sondern auch Untersuchungen für die Medizin, Geophysik und andere Disziplinen betrieben. Jugendliche hatten außerdem die Möglichkeit, Vorschläge für Experimente einzureichen. So hat der Astronaut unter anderem das Verhalten von Seifenblasen im Weltall untersucht und entdeckt: „Seifenblasen verhalten sich im Weltall komplett anders. Man kann zum Beispiel einen Bleistift durchstecken, ohne dass die Blase platzt!“
Träumen nachgeben
Zum Ende seines Vortrags appellierte Gerst an das Publikum, persönliche Träume zu verfolgen. Er selbst habe immer davon geträumt, Astronaut zu werden. „Ich habe mich bei der ESA beworben, obwohl ich ‚wusste‘, dass ich nicht genommen werden würde.“ Als es dann geklappt hat, sei er sehr überrascht gewesen. Daher schloss er seinen Vortrag mit dem Aufruf: „Wenn man einen Traum hat, sollte man ihm eine Chance geben.“
Alexander Gerst hielt seinen Vortrag auch auf der re:publica 2015. Das Video könnt ihr euch hier anschauen.
Video-Mitschnitt der Audimax-Veranstaltung vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN).