Eine kleine Reise in die Vergangenheit
Am 5. Oktober war verkehrshistorischer Tag der Hochbahn. Bereits zum 14. Mal konnten Gäste mit Bussen, Waggons und Schiffen durch die Stadt fahren, die nicht mehr im normalen Dienst stehen. Auch durch Eimsbüttel fuhren historische Waggons und Busse und ließen jeden Fahrgast einen Hauch von Vergangenheit spüren.
Von Ghasal FalakiEin umfangreicher Fahrplan und viele Möglichkeiten, den öffentlichen Nahverkehr zu benutzen. So wie sonst auch. Aber am vergangenen Sonntag gab es dazu noch einen eigenen Fahrplan für die Mitfahrt in historischen Fahrzeugen. Unterschiedliche Modelle von noch betriebsfähigen Bussen, U-Bahnen, S-Bahnen und Schiffen wurde von insgesamt sechs Vereinen an die frische Luft gebracht und für Fahrgäste eingesetzt.
„Zurückbleiben bitte!“
In Eimsbüttel fuhr eine historische Bahn vom Schlump bis Niendorf-Nord und wieder zurück. An jeder Station sah man viele verwunderte Gesichter von Fahrgästen, die auf ihre alltägliche U-Bahn warteten. Die Gäste der historischen Bahn guckten auch begeistert und machten ein Foto nach dem anderen.
Jeder der vier Waggons stammt aus einer anderen Zeit. Da gibt es den Wagen mit der Nummer 220. „Die 20“, wie Schaffner Rolf König ihn nennt, wurde 1921 in Betrieb genommen. Die Eichenholztüren wurden 1929 gegen Aluminiumtüren ausgetauscht. Damals trug er den Spitznamen „Esel“. Rolf König kontrolliert wie in alten Zeiten mit einem traditionellen Galoppwechsler, einem Münzmagazin aus Blech, die Fahrkarten und ruft laut über den Bahnsteig: „Zurückbleiben bitte!“.
Wagen 11 wurde im Jahr 1912 in Betrieb genommen. 1987 war er mit viel Mühe in den Zustand von 1916 gebracht worden. Ihn ganz original wieder herzustellen, war trotz detektivischer Kleinarbeit nicht möglich, da es kaum Fotos aus den ersten Jahren gibt. Im Waggon 11 gibt es Schiebetüren, die die 2. und die 3. Klasse trennten. Eine 1. Klasse gab es bei der Hochbahn nie.
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Wichtige Hinweise
Im Zug hängen alte Werbeplakate aus einer anderen Zeit. Besonders ins Auge fallen jedoch Hinweisschilder. Es gibt unterschiedliche Aufforderungen, aber auch polizeiliche Hinweise für Mitfahrerinnen. Dabei geht es hauptsächlich um „Benimmregeln“.
Nicht jeder ist in der Lage, die alten Waggons zu fahren. „Das muss man extra lernen“, erzählt Peter Martin. Er hat bei der Hochbahn gearbeitet und ist seit seiner Pensionierung ehrenamtlich beim verkehrshistorischen Tag in voller Kluft als Schaffner dabei. Bei der letzten Fahrt zum Schlump ist es schon viel leerer geworden, merkt Rolf König an. Auf die Frage, von wann dieser Waggon stammt, mischen sich weitere Fahrgäste ein und geben ihr Wissen weiter. Neben großen und kleinen Zugfans, die dem Pfiff des Schaffners zur letzten Fahrt lauschen, begegnet man einem bunten Publikum. Nun heißt es aber erstmal: Bis zum nächsten Jahr!
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Fotos: Ghasal Falaki