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Ukrainischer Abend im "Eimsdock": Mariia Haliuk und ihre kleine Schwester durften einen Abend lang Gastronominnen sein und Spenden für ihr Heimatland sammeln. Foto: Eimsdock / Privatarchiv Mariia Haliuk
Ukrainischer Abend im "Eimsdock": Mariia Haliuk und ihre kleine Schwester durften einen Abend lang Gastronominnen sein und Spenden für ihr Heimatland sammeln. Foto: Eimsdock/Privatarchiv Mariia Haliuk
Interview

Flucht aus der Ukraine, Hoffnung in Eimsbüttel

Mariia ist geflohen – nach Eimsbüttel. Ein emotionales Interview über ihr neues Leben, über Hoffnungen, Träume, Sehnsucht. Und die lange Flucht aus der Ukraine.

Von Sandra Kunkel

„Eines Tages möchte ich mein eigenes Lokal eröffnen“, sagt Mariia Haliuk. „Ein Café oder Restaurant – auf jeden Fall was mit Essen.“ Sie ist 20 Jahre alt und kommt aus der Ukraine. Mit ihrer kleinen Schwester Olha ist sie Anfang März aus Lwiw geflohen. In Eimsbüttel gefällt es ihr, jeder helfe ihnen. Ihr eigenes Lokal soll dennoch in der Ukraine sein. Ihre Zukunftsträume lasse sie sich nicht nehmen, trotz des Krieges in der Heimat.

Dies ist das zweite Interview zum ukrainischen Abend im Eimsdock in der Lappenbergsallee, wo die Schwestern gekocht und gesungen haben, um Spenden für ihre Heimat zu sammeln. Hier lesen Sie, was Eimsdock-Wirt Philipp Schroeder erzählt.

Eimsbütteler Nachrichten: Erzähl doch mal vom ukrainischen Abend im Eimsdock.

Mariia Haliuk: Ich war wirklich nervös und hatte Angst davor. Weil es meine erste große Veranstaltung war. Aber es war gut. Wirklich gut. Weil wir die Atmosphäre der Ukraine mit den Deutschen teilen konnten. Und wie ich sehe, gefällt sie ihnen. Wir hatten viel ukrainische Musik, ukrainische Lieder. Die Menschen unterstützen uns wirklich mit großer Solidarität, verstehen uns und unterstützen sogar Fehler von uns. Das gefällt mir sehr.

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Ihr habt drei Lieder gesungen, wie habt ihr die ausgewählt?

Zuerst haben wir eine Rede gehalten, weil man die Lieder schwer verstehen kann. Sie waren ja in ukrainischer Sprache. Also einfach unmöglich zu verstehen. Aber wir haben sie vorher erklärt. Das erste Lied handelte von unseren Helden, die unser Land heute verteidigen. Es geht vor allem darum, dass die Helden Familien haben, die auf sie warten, und leider werden einige Mütter ihre Söhne nie wieder sehen. Diese Menschen werden wie eine Blume sein, und wir werden sie nie vergessen.

Das zweite Lied handelte von der schwierigen Situation, in der man tapfer sein muss. Wie ein kleines Schiff auf den großen Wellen. Am Ende erreicht von zehn Schiffen nur eines den Punkt. Aber wir müssen dieses eine sein. In diesem Lied geht es also darum, dass wir in jeder Situation etwas erreichen und kämpfen müssen.

Und das dritte Lied handelte von der Schönheit der Ukraine. Es war ein ganz anderes Lied. Wir haben uns dafür entschieden, unser Land damit zu repräsentieren. Denn ja, es hat einige Probleme, und wir können sie nicht ignorieren. Aber trotz dieser Probleme hat unser Land auch einige Schönheiten, und die wollen wir den deutschen Menschen nahebringen und sie in der Ukraine willkommen heißen. 

Wie fühlst du dich jetzt nach der Veranstaltung?

Nach dieser Veranstaltung und nachdem ich mehr als einen Monat hier war, ist mir klar geworden, dass jeder in jeder Situation mutig und stark sein muss und sich so weit wie möglich einbringen muss. Helfen muss. Einfach helfen, so gut es geht. Sei es ein Posting auf Instagram, eine kleine Spende, jedes Mal ist es wirklich wichtig für uns. Es kann einfach loyale Unterstützung sein, mentale Unterstützung. Es ist wirklich wichtig, das zu spüren. Ich spüre das jeden Tag von jedem deutschen Menschen. Und ich weiß das zu schätzen und möchte einfach nur Danke sagen. 

Wohin fließt der Erlös des ukrainischen Abends? 

Mein Wunsch war es, es über die Sozialregierung zu machen. Ich weiß nicht, wie man es genau nennt. Aber es ist von der Regierung und dem Institut für Sozialpolitik. Also haben wir ein nationales Fondskonto, um alles Geld zu sammeln, um all den Menschen zu helfen, die von der russischen Aggression angegriffen wurden. Es geht also mehr um Hilfe und Menschlichkeit als um militärische Hilfe.

Mariia Haliuk (3.v.r.) und ihre jüngere Schwester Olha (3.v.l.) durften als „Mini-Gastronomen“ ein Kochevent im „Eimsdock“ veranstalten. Das Team des Eimsdock half ihnen dabei. Foto: Eimsdock

Hast du noch Familie und Freunde in der Ukraine?

Ehrlich gesagt, ist das ein Problem. Ich mag Hamburg sehr. Es ist eine wirklich schöne Stadt mit tollen Menschen. Jedes Mal, wenn wir herumlaufen, sehen wir die Kirchen, die Architektur dieser Stadt, wir sehen viele Sehenswürdigkeiten, viele coole Orte. Aber immer, wenn ich irgendwo bin, denke ich daran, dass es besser wäre, bei meinem Freund zu sein, bei meinen Freunden. Es ist wirklich schwer. Jeden Tag in diesem Monat weinen wir, wir denken an sie und unsere Seelen sind bei ihnen.

Wir fühlen uns nicht wie Touristen. Wir wollen auf jeden Fall nach Hause zurückkehren und wieder hierher kommen, nur als Tourist. Es ist schwer, weil ich noch einen Bruder und eine Schwester in der Ukraine habe. Und einen Freund, Freunde, Kollegen. Ich versuche nur, von unserer Seite aus zu helfen, aber alles, was wir versuchen, ist nicht genug. 

Ein schöner Ort lässt es noch unglaublicher erscheinen, dass solche schlimmen Dinge passieren?

Hier ist es ein bisschen wie in der Westukraine. In Lwiw hatten wir nur einige Alarme und drei Bombenanschläge. Das ist kein so großes Problem wie in der Zentral- und Ostukraine. Die Menschen in der Westukraine haben das Gefühl, dass sie helfen wollen. Sie sehen, dass Geflüchtete keinen Ort mehr haben, an den sie zurückkehren können, weil der angegriffen wurde. Es ist einfach unglaublich, dass es im 21. Jahrhundert im Herzen Europas so etwas geben kann, aber trotzdem …

Kannst du beschreiben, wie du nach Deutschland gekommen bist?

Meine Schwester Olha und ich wurden von Freiwilligen aus Polen abgeholt. Alles war einfach – dank der Freiwilligen. Diese Leute machen sich sehr viel Arbeit für uns. Aber ehrlich gesagt, war es schwer am Anfang. Erst nachdem wir die Grenze überquert hatten, wurde es einfach.

Wir hatten eine Strecke von etwa 32 Kilometern und sind mit dem Auto meines Freundes an die Grenze gekommen. Das Auto haben wir dann stehen lassen. Drei Tage haben wir einfach gewartet. Es gab so viele Leute, die die Grenze überqueren wollten. Fünfmal haben wir versucht, sie zu überqueren. Beim fünften Versuch hat es gerade noch geklappt. Eine Frau, die wir nicht kannten, hat uns mit über die Grenze gefahren. Danach wurde ich zuerst von polnischen Freiwilligen und dann von der Firma von Philipp Schroeder abgeholt. Ich kann also sagen, dass ich ein Glückspilz bin. Dass ich es einfach hatte.

Woher kennst du so viele Menschen in Hamburg?

Viele von ihnen sind mit mir nur durch die Arbeit verbunden. Ich arbeite für ein ukrainisches Unternehmen, das für ein Hamburger Unternehmen arbeitet. Also haben wir uns schon vorher getroffen. Ich habe auch Verbindung zu einem Mann in Hamburg, der aus der Ukraine kommt und in Deutschland lebt. Seit mehr als 20 Jahren. Er lädt viele Leute ein, da er auch als Freiwilliger am Hamburger Bahnhof arbeitet und jeden Tag viele Leute aus der Ukraine trifft und ihnen hilft. Wir haben also eine gewisse Gemeinschaft.

Ich schätze die ganze Unterstützung, die Hamburg uns bietet. Ich mag die Hamburger wirklich sehr, weil sie sehr offen und freundlich zu uns sind. Dafür möchte ich ihnen einfach nur danken. Ich habe nicht genug Worte in jeder Sprache, um Danke zu sagen.

Du willst mal ein eigenes Restaurant führen? 

Das ist ein langfristiger Wunsch. Es ist etwas, das ich in der Zukunft wirklich machen möchte. Es könnte ein Café sein, es könnte ein Restaurant sein. Auf jeden Fall was mit Essen. Ich habe eine wirklich große Familie in der Ukraine. Ich habe drei Geschwister und als wir alle zusammen wohnten, hatten wir natürlich viele Pflichten zu Hause. Ich habe immer für meine Familie gekocht und das ziemlich gut, kann ich sagen. Danach habe ich einen Kochkurs gemacht, nur für mich – für Desserts und für Fleisch. Aber eines Tages möchte ich mein eigenes Geschäft haben. Ich möchte einen Master-Abschluss in Wirtschaft machen, denn zurzeit arbeite ich in der IT-Branche. Aber das ist wirklich langfristig.

Vielen Dank für Das Gespräch.

Das erzählt Eimsdock-Inhaber Philipp Schroeder über den ukrainischen Abend:

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