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Die Premiere des Theaterstücks "Ich habe Bryan Adams geschreddert". Foto: Johanna Hänsel
Darsteller und Produzenten nehmen nach der erfolgreichen Premiere glücklich den Applaus entgegen. Foto: Johanna Hänsel
Theaterpremiere

Ich habe Bryan Adams geschreddert

Am Sonntag Abend hat die Premiere der „Mittelstandabbaukomödie“ von Oliver Bukowski „Ich habe Bryan Adams geschreddert“ bei den Hamburger Kammerspielen stattgefunden. Es geht um die Ängste, Sorgen, Unsicherheiten und Hoffnungen von Angestellten und dem Mittelstand allgemein.

Von Johanna Hänsel

Hell. Dunkel. Hell. Im Sekundentakt wechseln im Lichtspiel die Szenen. Blitzartig wird auf die Gefühlswelt der Protagonisten umgeschaltet und der Zuschauer erhält Einblicke in die inneren Emotionen eines Charakters. Wieder geht das Licht aus und an. Die Handlung geht weiter. Den Mitspielenden bleibt das Intermezzo verborgen. Das Hin und Her begleitet das Stück im Stilmittel der dramatischen Ironie: Der Zuschauer weiß mehr, als die Protagonisten selbst. Hochkochende Emotionen, schnelle Gesprächswechsel, Geschrei, Wasser, Feuer, eine Orgie – viele skandalöse Elemente in „Ich habe Bryan Adams geschreddert“. Und all das im selben grünen Garten.

Tanja und Frank Peukert haben zur Sommersonnenwende zu einem Grillfest in ihrem Garten eingeladen. Frank ist stellvertretender Abteilungsleiter in einer Firma im Sanitätsbereich. Die geladenen Gäste sind alle Angestellte der Firma und Teil des Teams unter Chef Frank. Dieser musste gerade im Rahmen einer Wertanalyse der Mitarbeiter in der Abteilung den beliebten Chris entlassen. Der Rest des Teams hat die Evaluierung überstanden. Aber auch Chris ist eingeladen. Die Frage steht im Raum, ob er tatsächlich kommt und ob es moralisch richtig war, ihn einzuladen.

Wo will ich hin?

Vor dem Hintergrund dieser Gruppenzusammenstellung und dem Anlass des Grillfests entstehen im Laufe des Abends verschiedene Diskussionen. Jannik, der 18-Jährige Sohn von Tanja und Frank unterbricht mit seinen provozierenden und klugscheißerischen Äußerungen immer wieder die Konversationen der Gäste. Gezielt deutet er die einzelnen Personen auf ihre Schwachstellen hin, wie ihre Beziehung, ihren Job, ihre Zukunft und sich selbst. Er hängt viel an seinem Handy, googelt sich die Welt zusammen, hilft nicht und stört, wo er nur kann. Außerdem hat er keinen Plan, was er mal machen möchte und benimmt sich insgesamt wie der schlimmste Albtraum von Sohn, den sich Eltern vorstellen können.

Paula Röder ist die jüngste Mitarbeiterin des Teams. Sie ist Sachbearbeiterin, betont aber gern, dass die korrekte Bezeichnung Key Account Managerin lautet. Sie gibt ihr Leben für den Job, ist ordentlich, organisiert und kontrolliert und ist ein Musterbeispiel einer Frau, der Karriere über alles geht. Den Traum von Kindern hat sie dafür vorerst begraben. Der Umgang zwischen ihr und Sascha ist überzogen liebevoll. Ihre ständigen „kuscheligen“ Gesten, Küsschen und Bezeugungen von Zuneigung zeichnen sie als Durchschnitts-Klebepärchen aus.

Premiere "Ganzkörpereinsatz" in den Hamburger Kammerspielen. Foto: Bo Lahola

„Ganzkörpereinsatz“ in den Hamburger Kammerspielen

Der Name lässt Inhalt und Inszenierung erahnen: In dynamischer Umsetzung feierte Neil LaBute's Komödie "Ganzkörpereinsatz" Premiere in den Hamburger Kammerspielen. Kai Wessel inszeniert die Jagd nach medialer Aufmerksamkeit um die zentrale Frage herum, wie weit zwei Schauspieler für ihren Erfolg gehen würden.

Maschinen statt Menschen und die schöne alte Zeit

Paula hat ihren Freund Sascha mitgebracht. Sascha ist Fluglotse. Er hat eine geringe Meinung von Paulas Job und findet vieles, womit sich die anderen an diesem Abend beschäftigen, albern. Mit der Albernheit ist es bei ihm aber zu Ende, als es um die Frage geht, ob automatische Programme in Zukunft die Arbeit von Fluglotsen übernehmen werden. Er gerät in Rage und betont, dass nichts und niemand seine Ausbildung und Erfahrung wird ersetzen können.

Zweites Ehepaar unter den Anwesenden sind Simone und Patrick Lange. Simone ist in der Hippiezeit hängen gebelieben. Sie betrinkt sich hemmungslos und ungeniert, tanzt, gräbt Männer an, auch vor den Augen ihres Mannes, und schwärmt von Freiheit und den früheren Zeiten, in denen man noch alles hinterfragte. Vor allem Patrick erschien ihr damals auch interessanter, unabhängiger und dadurch attraktiver. Sie hat das Gefühl, zu all dem geworden zu sein, was sie früher abgelehnt hat: eine spießige Angestellte der Mittelklasse.

Ich habe Bryan Adams geschreddert - Hamburger Kammerspiele Foto: Anatol Kotte
Ich habe Bryan Adams geschreddert – Hamburger Kammerspiele
Foto: Anatol Kotte

Beziehungen auf der Zerreißprobe

Ihr Mann Patrick stört sich nur wenig an dem Verhalten seiner Frau. Er ist das inzwischen gewöhnt. Große Gefühle spürt der Zuschauer nicht. Das Verhältnis ist kühl und routiniert, fast gelangweilt. Sein Interesse ist der Aufstieg in seiner Firma, an dem er heimlich arbeitet. Mitarbeiter des Monats ist er schon.

Auch die Beziehung von Tanja und Frank ist angespannt. Tanja ist genervt von dem Gehabe ihres Mannes, der sich gerne aufspielt und den Macho raushängen lässt. Außerdem stört sie das übertriebene und unmögliche Bestreben Patricks, fit und damit jung zu bleiben. Die Beziehung zu ihrem Sohn Jannik ist problematisch. Sie wünscht ihm eine glänzende Zukunft und hat schon den idealen Weg für ihn geplant. Diesem Idealbild will Jannik aber so gar nicht entsprechen.

Die Krux des Chef-Seins

Frank ist sauer über den unausgesprochenen Vorwurf in Bezug auf Chris‘ Entlassung, der in der Luft hängt. Er fühlt sich unfair behandelt und fälschlich als den Schuldigen hingestellt. Er verliert die Fassung und drängt Patrick, doch selbst mal zu entscheiden, wer von den anderen gehen solle. Den Rest zwingt er, sich selbst einzuschätzen in Bezug auf den eigenen Wert für die Firma.

Die verschiedenen Streitthemen und Diskussionen münden schließlich in einen großen Konflikt. Die Gefühle kochen über und die Anwesenden lassen ihnen freien Lauf. Daraufhin wachsen die wütenden, frustrierten und deprimierten Emotionen zu einem Gefühlsinferno aus geschrieenen Gesprächen, Selbstversuchen mit Feuergehen auf Identitätssuche und Machtdemonstrationen am Gartenschlauch. Schließlich endet das Inferno in einer Schlägerei und halben Orgie.

Hamburger Kammerspiele: Beifall für das Stück „#Freundschaft“

Die Schauspielerin hatte ein Jahr lang recherchiert, Bücher gelesen, Gespräche geführt. Am Mittwochabend war es dann soweit: Das Solostück "#Freundschaft" von und mit Gilla Cremer feierte Premiere an den Hamburger Kammerspielen.

„Ihr werdet nicht mehr gebraucht, Mama!“

Drehbuchautor Oliver Bukowski und Regisseurin Ulrike Arnold ist mit dem Stück eine unterhaltsame Mittelstandabbaukomödie gelungen. Sie widmet sich den Ängsten und Unsicherheiten der wesenlosen Nicht-Klasse von Angestellten, dem neuen Mittelstand, in einer sich verändernden und modernisierenden Gesellschaft. Entlassungen, Auslagerung, Rationalisierung, Maschinen, Gefühle von Sklaverei, Leiharbeit, Schichten – all jene Probleme, mit denen sich Angestellte heute laufend beschäftigen müssen. Wer nicht „verrückt“ oder innovativ genug ist, sich nicht anpasst und verbiegt für den Job und nicht ständig Leistung bringt, wird ausgesiebt.

Aber nicht nur mit diesen Themen beschäftigt sich Bukowski in seinem Stück. Das Theater ist regelrecht ein Mittelstands-Themen-Potpourri. Es geht um Träume und verpasste Chancen, unterschwellig in den Personen schlummernde Aggressionen und Frustgefühle, Identität, Stabilität, Existenzunsicherheit und dem Spagat zwischen Autonomiestreben und Gemeinschaftsbindung. Auch die Divergenzen innerhalb der „Klasse“ der Angestellten thematisiert das Stück. Da diskutieren die Charaktere Hierarchien, Fragen von Alter, Gender und das Gefühl des eigenen Werts für die Gesellschaft. Hinzu kommt das große Thema des Mutterseins und der Erziehung der Kinder. Eltern, die ihren Kindern die eigenen Vorstellungen aufzwängen und ihr eigenes Leben auf sie projizieren. Jugendliche, die sich eingeengt fühlen. Und die Frage: Wo soll Entwicklung hingehen? Dient sie nur der Karriere und den Berufschancen? Oder sollte man mehr auf die Entwicklung der eigenen Identität schauen?

Aktueller gehts nicht

Der entlassene Chris führt alle Themen unter einem Leitmotiv zusammen. Er ist der Auslöser der Diskussionen, stachelt sie an, weitet sie aus und beendet sie am Ende auch. Damit ist er der Inbegriff aller unausgesprochenen Probleme der Angestellten.

Das Theaterstück „Ich habe Bryan Adams geschreddert“ ist insgesamt gut gelungen. Interessante Dialoge mit wichtigen Themen bestimmen die Szenen. Der Zuschauer fühlt sich mitgerissen, auch wenn die Szenen und Gespräche bisweilen zu rasch wechseln. Die schauspielerische Leistung ist gut, jedoch ertappt man sich bei dem Gefühl, ein bisschen weniger Geschrei hätte auch gut getan. Die vielen unterschiedlichen thematisierten Aspekte verwirren, sodass man das Hauptthema am Ende nicht mehr ganz klar erkennen kann. Lohnenswert sich Anzuschauen ist das Stück jedoch auf jeden Fall. Gerade vor dem Hintergrund des zunehmenden Rechtsrucks weltweit, ist eine Analyse der Ängste des Mittelstands richtig und wichtig. Denn sie sind es auch, die am Ende die Masse der Wähler ausmachen. Und das Gefühl der Bedrohtheit des eigenen sozialen Status und die Unzufriedenheit des Mittelstands ist sicherlich auch einer der Hauptbeweggründe für die Wahl Trumps in Amerika gewesen.

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