Mit 81 Jahren: Eimsbüttelerin setzt sich für Kinder in Benin ein
Inge Klug hat in Benin eine zweite Heimat gefunden – und erfahren, was Armut bedeutet. Wie sie versucht zu helfen.
Von Julia HaasAls Inge Klug die Tür ihrer Eimsbütteler Altbauwohnung öffnet, erklingt im Hintergrund afrikanische Musik. Den Kaffee, den sie in die friesischen Porzellantassen gießt, hat sie aus Togo mitgebracht. Muscheln und Elefantenskulpturen schmücken die Bücherregale. Auch in ihrem Eimsbütteler Zuhause ist sie ihrer zweiten Heimat Afrika nah.
Inge Klug ist 81 Jahre alt und lebt seit über 30 Jahren in Eimsbüttel. Einmal pro Jahr reist sie für mehrere Wochen nach Benin – zu ihrem Partner und zu ihrem Herzensprojekt, der Nichtregierungsorganisation Eben, die sich für Kinder und Familien in der Region Grandpopo Afrika/Benin einsetzt.
„Es war ein anderes Leben”
Als ihre beiden Kinder groß waren, begann Klug zu reisen. Nach Italien, Indien, USA, China oder in den Iran. 2006 landete sie zum ersten Mal in Benin in Westafrika – und lernte ein neues Leben kennen.
Klug wohnte damals in einer Hütte am Strand. Wenn sie vor die Hüte trat, konnte sie Fischer bei der Arbeit beobachten. Strom oder fließendes Wasser gab es nicht. War die Wassertonne leer, schickte der Vermieter seine Kinder mit Schüsseln voller Wasser auf dem Kopf zu ihr. Sie bedankte sich mit Keksen – und die Kinder freuten sich.
Nie hat sie fröhlichere Gesichter als in Afrika getroffen. “Es war ein ganz anderes Leben als in Eimsbüttel”, sagt Inge Klug. Unkomplizierter und geselliger.
Eimsbüttelerin verliebte sich – und gründete NGO
Zwei Monate verbrachte Klug damals in Benin. Genug Zeit, um zu verstehen, welches Unrecht hinter dem einfachen Leben schlummert. Sie traf Kinder und Erwachsene, die mitessen wollten, wenn sie kochte. Sie sah Kinder, die von der Schule nach Hause geschickt wurden, weil ihre Eltern für den Unterricht nicht zahlen konnten. Manche baten sie um Geld für Medikamente, da es in Benin keine Krankenversicherungen gibt.
Benin
Benin liegt an der Südküste in Westafrika.
Das Land zählt zu den ärmsten der Welt – viele Kinder arbeiten in Minen oder der Landwirtschaft, um ihre Familien zu unterstützen. Die Alphabetisierungsrate liegt bei knapp 40 Prozent.
In den nächsten Jahren reiste die Eimsbüttelerin immer wieder nach Benin und verliebte sich. Heute besitzt sie mit ihrem Partner ein gemeinsames Haus in Benin, in dem auch ihre Organisation Eben sitzt.
2017 gründeten sie zusammen die NGO. Ziel ist es, Kinder zu fördern, ihnen Bildung und Gesundheit zu ermöglichen. Dafür betreibt der Verein zum einen Aufklärung in den Dörfern der Region Grandpopo. Es geht zum Beispiel darum, Wissen über gesunde Ernährung zu vermitteln. Oder wie sich die Menschen mit einem Moskitonetz schützen können und wie sich tödliche Krankheiten verhindern lassen.
Zum anderen vermittelt Inge Klug Schulpatenschaften. Das bedeutet, eine Person aus Deutschland übernimmt die Kosten für Schulbesuch, Kleidung und Hefte eines afrikanischen Kindes. Das sind 100 Euro pro Jahr.
Bindeglied zwischen Benin und Eimsbüttel
Um die Paten daran teilhaben zu lassen, schickt sie ihnen Fotos der Schüler und motiviert die Kinder dazu, kurze Dankesbriefe zu schreiben.
Dass Klug das Bindeglied zwischen den Spendern und Benin ist, sorgt für Transparenz. Eine Spenderin erzählt in einer Sprachnachricht, dass es ein Privileg sei, direkt helfen zu können – und nicht über eine anonyme Organisation.
Unterstützung aus Eimsbüttel
Bei ihrer letzten Reise im Januar hatte Klug Handys und Tablets, die über eine Sammelaktion in Eimsbüttel zusammenkamen, nach Benin gebracht.
Sie macht weiter
An ihrem Esstisch erzählt Klug, die Hilfe in Benin sei wichtiger denn je. Durch die Pandemie habe sich die Situation an vielen Orten verschlimmert, die Armut zugenommen. Das liege daran, dass viele Dörfer in dieser Zeit abgeriegelt wurden und keine Ware auf den Märkten verkauft werden konnte.
Doch auch sie selbst kommt immer öfters an ihre Belastungsgrenzen. Ihre letzte Reise nach Benin sei anders gewesen als alle zuvor. Klug wurde krank. “Ich dachte, ich sterbe”, sagt sie. Zurück in Deutschland dauerte es einige Wochen, bis sie wieder ins Leben fand.
Heute sagt sie: “So lange ich die Kraft habe, mache ich weiter.”
Mehr Infos gibt es auf der Webseite von ONG Eben.
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