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Marina Gerlach, Arlette Andrea und Juna Luis Merinero (v.l.n.r.) sind im Vorstand des Kreativhauses.
Marina Gerlach, Arlette Andrea und Juan Luis Merinero (v.l.n.r.) sind im Vorstand des Kreativhauses. Foto: Rainer Wiemers
Magazin #35

Kreativhaus: Eimsbüttels Dorfhaus

Das „Kreativhaus“ an der Telemannstraße ist seit fünf Jahren ein Treff für die ­Nachbarschaft rund um die Oster­straße. ­Geleitet und betrieben wird es von ­Ehrenamtlichen.

Von Christiane Tauer

Kaffeeduft zieht durch den Raum, Kuchengabeln klappern. Das Geräusch mischt sich mit dem Stimmengewirr der Frauen und Männer, die an diesem Dienstagnachmittag ins Kreativhaus in der Telemannstraße gekommen sind. Es ist Klönschnack-Zeit. Die Zeit, in der sich das Haus mitten in der Großstadt in etwas verwandelt, das man aus Dörfern kennt: ein Haus für die Gemeinschaft, das allen offensteht. Das Café, Wohnzimmer, Kulturort, Kreativraum und Kontaktbörse in einem ist.

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Nachbarn für Nachbarn

Elvira Dittus hat heute Morgen Kuchen gebacken. So wie jeden Dienstag. Zwei Kuchen sind es meistens, das reicht für die rund zwanzig Besucher. Die Kosten für die Zutaten trägt das Kreativhaus, alles andere regelt Elvira Dittus. Und nicht nur das: Neben dem Klönschnack koordiniert die 68-Jährige auch das Frühstück für die Helfer des Flohmarkts, der von April bis November monatlich stattfindet.

Es sind Freiwillige wie sie, die das Eimsbütteler Kreativ­haus seit fünf Jahren tragen. Menschen, die ihre Zeit, ihren Einsatz, ihr Wissen und Können zur Verfügung stellen. Das Kreativhaus ist eine Einrichtung, in der Nachbarn Angebote für Nachbarn veranstalten. Niedrigschwellig und ohne festen Vertrag.

Ein Drittel der Mitglieder engagiert sich

Arlette Andrae, Marina Gerlach und Juan Luis Merinero gehören zum fünfköpfigen Vorstand. Alle drei sind von Anfang an dabei und haben die 2019 eröffnete Einrichtung mit aufgebaut. Obwohl alles ehrenamtlich läuft, müssen die Strukturen wie bei einem kleinen Unternehmen durchgetaktet sein. Was immer auch passiert, der Vorstand haftet persönlich. Seit drei Jahren ist das Kreativhaus als gemeinnütziger Verein anerkannt, sagt Arlette Andrae. Dadurch kann er über den Bezirk jährlich Sondermittel für seine Arbeit erhalten, zuletzt waren es 23.800 Euro.

Offen für Menschen, die kreativ sein wollen

Knapp fünfzig Mitglieder zählt der Verein heute. Ein Drittel davon engagiert sich regelmäßig ehrenamtlich – so wie Rene Eichenauer. Sie veranstaltet einmal im Monat ein Sonntagsfrühstück mit Kultur, bei dem die Gäste Geschichten und Gedichte vortragen oder miteinander musizieren. „Ich finde es toll, dass dieses Haus Menschen offen­steht, die kreativ sein wollen”, sagt sie.

Eine große Veränderung hat das Kreativhaus in ihrem persönlichen Leben bewirkt. Rene Eichenauer erzählt es so erstaunt, als könnte sie selbst kaum glauben, was ihr widerfahren ist: „Ich habe mich beim Frühstück in meinen Schatzi verliebt.” Nach langer Zeit des Alleinseins, mit 79 Jahren. Er war einer der Gäste, und es funkte.

Veränderung zu mehr Miteinander

Diese Geschichte zeigt, was Orte wie das Kreativhaus bewirken können. Sie bringen Menschen zusammen und schaffen Gemeinschaft. Gerade in urbanen Zentren ist das keine Selbstverständlichkeit. Gesellschaftliche Veränderungen wie die zunehmende Digitalisierung oder der Strukturwandel im Einzelhandel bewirken, dass es immer weniger Orte gibt, an denen Menschen aufeinandertreffen oder sich länger aufhalten. Stadtteilen kommt so die Identität abhanden.

Genau hier setzte das 2017 gestartete Forschungsprojekt „Trans Z“ der Hochschule für Angewandte Wissenschaft Hamburg und der Hafencity Universität an, aus dem das Kreativhaus hervorging. Die zentrale These des Projekts lautete: Veränderungen zu mehr Miteinander und Nachhaltigkeit in den urbanen Zentren lassen sich nur dann erfolgreich umsetzen, wenn die Akteure vor Ort mitmachen.

info

Wie ist das Kreativhaus entstanden?

Entstanden ist das Kreativhaus über das Forschungsprojekt Trans Z der Hochschule für Angewandte Wissenschaft Hamburg (HAW) und der Hafencity Universität (HCU). Dabei wurden unterschiedliche Akteure aus dem Stadtteil Eimsbüttel sowie Bürgerinnen und Bürger gefragt, was ­ihnen rund um die Osterstraße fehlt. Die Antwort: ein Ort der Begegnung, der Interessierten ohne größere Hürden offensteht.

Genau das sollte das Kreativhaus werden, das in den drei ehemaligen Werkräumen der Schule an der Telemannstraße sein Zuhause fand.

Die Angebote sind vielfältig: Es gibt zum Beispiel Kurse für Ölmalerei, Yoga, Meditation, Plattdeutsch oder Selbstbehauptung, eine Doppelkopf-Spielrunde sowie temporäre Ausstellungen und die Möglichkeit, Räume zu mieten.

Weitere Infos unter www.kreativhaus-eimsbuettel.de

„Jeder kann ins Kreativhaus kommen und eine Veranstaltung anbieten“

Arlette Andrae ist eine dieser Akteure. Die Eims­büttelerin kennt das Viertel rund um die Osterstraße auswendig und hat lange als Quartiersmanagerin gearbeitet. Diesen Job hat sie mittlerweile aufgegeben. Jetzt widmet sie sich neben ihrer Teilzeitstelle in der Verwaltung eines Krankenhauses ganz dem Kreativhaus. Schließlich steht dieses Jahr viel an: die Fünf-Jahres-Feier im Herbst zum Beispiel, ein Kreativmarkt, die Veranstaltung eines inklusiven Vereins und ganz neu ein von ihr organisiertes Pub-Quiz, das es einmal im Monat geben soll.

„Das Besondere am Kreativhaus ist, dass jeder zu uns kommen und eine Veranstaltung anbieten kann”, sagt Arlette Andrae. Nach dem Motto: Alles kann, nichts muss. Weil es Ehrenamtliche sind, die die Kurse oder Veranstaltungen lediglich gegen eine kleine Spende anbieten, müssen die Teilnehmenden weder Verträge abschließen noch feste Beiträge zahlen. Dadurch gibt es auch keinen Zwang, wie bei anderen Vereinen, genügend Ehrenamtliche zu finden. Hört eine Ehrenamtliche beim Kreativhaus auf, gibt es das Angebot nicht mehr.

Balkonkonzerte und Sonntagssingen

Einer, der wie kein anderer das kreative Aushängeschild des Hauses ist, ist Juan Luis Merinero. Vor allem seine Balkonkonzerte haben die Einrichtung in Corona-Zeiten bekannt gemacht. Jetzt bietet der kaufmännische Angestellte, der Gitarre spielt und singt, seitdem er 13 Jahre alt ist, Musik in unterschiedlichen Varianten an: das Sonntagssingen für die Nachbarschaft, das bis zu 20 Sängerinnen und Sänger besuchen, und seit Kurzem das Singen von Menschen mit und ohne Demenz.

Die Motivation fürs Ehrenamt? Spaß!

Was noch fehlt, wären Handwerker, die sich engagieren möchten, sagt Arlette Andrae. Zum Beispiel als Anbieter eines Repair Cafés oder als schnelle, unkomplizierte Helfer, falls im Haus mal etwas kaputtgeht. Auch über jüngere Leute würden sie sich freuen, sei es als Veranstalter oder als Besucherin. „Der Altersdurchschnitt beim Klönschnack liegt zum Beispiel bei etwa 60 bis 70 Jahren”, sagt sie.

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An diesem Dienstag geht dort das Kaffeetrinken um kurz vor 17 Uhr zu Ende. Während die letzten Kuchenstücke verteilt werden, hat schon das nächste Angebot gestartet, der Smartphone-Kurs mit Anton Giffey. Der 28-Jährige sitzt mit einer Besucherin in einer ruhigen Ecke des Raumes und erklärt ihr die Funktionen ihres Handys. Seit zweieinhalb Jahren bietet er den Kurs ehrenamtlich an, diesmal muss er auch Fragen zu Rechtschreibprogrammen am PC beantworten. „Mir macht es Spaß, mein Wissen rüberzubringen”, sagt er. Mehr Motivation braucht er für seinen Einsatz nicht.


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