
Lokstedter Gymnasium: Schüler entwickelt „Smart-Classrooms“
In einem Gymnasium in Lokstedt läuft aktuell ein Pilotprojekt, das es erleichtern soll, in der Schule das Klima zu schützen – und zwar mit einem „Smart-Classroom“. Entwickelt wurden die Idee und die Software von einem Schüler.
Von Frieda StadtlanderDass Lampen leuchten, obwohl kein Unterricht stattfindet, Heizungen laufen, während die Fenster weit geöffnet sind, oder Smartboards an sind, obwohl sie nicht genutzt werden, kennt wohl jede Schule. Das Corvey Gymnasium in Lokstedt will dem entgegenwirken.
Der ehemalige Schüler des Gymnasiums Jan-Ole Giebel ist 19 Jahre alt und hat eine Software entwickelt, die das Lüften, die Thermostate und die Lichtregulierung in den Klassenräumen in Lokstedt revolutionieren könnte. Die „Smart-Classroom“-Software erkenne eigenständig, dass gelüftet werde, und fahre deswegen das Thermostat herunter. Außerdem hätte sie das Potenzial, weitere Abläufe im Schulalltag zu digitalisieren, sagt Giebel.
Pilotprojekt im Computerraum der Schule
Entstanden ist die Idee im Informatikunterricht bei Lehrer Ecevit Karakus. Jan-Ole Giebel hatte in der 8. Klasse Informatik als Unterrichtsfach gewählt. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass der Schüler im Unterricht unterfordert war.
Zu Beginn der Pandemie widmete er sich deswegen einem ganz besonderen Projekt: CO₂-Messgeräte, die das Infektionsrisiko im Raum feststellten. Für die Messgeräte entwickelte Giebel im Unterricht einen Server, der die Daten zentral darstellt und bei einem zu hohen CO₂-Gehalt in der Luft Warnbenachrichtigungen verschickt.
Als Corona vorbei war, stellte sich die Frage, wie das System weiter genutzt werden könne. Zeitgleich entwickelte sich das „Internet of things“ weiter; ein Konzept, welches physische Objekte im Internet vernetzt. So kam die Idee auf, die Schule zu einer Art „Smart-Home“ umzuwandeln.
Energieeffizienz am Corvey Gymnasium
Giebels „Smart-Classroom“-Software könne Sensoren und Aktoren unabhängig von ihrem Standort erfassen und steuern, heißt es in einer Pressemitteilung der Schule. Das bedeutet, dass das Thermostat aufhört zu heizen, wenn gelüftet wird, oder das Licht im Computerraum ausgeht, wenn niemand mehr im Raum ist. Die Software lässt sich mit dem Stundenplan verknüpfen und weiß so, welche Räume noch beheizt werden müssen und wo Energie gespart werden kann.
Sinnvoll sei das vor allem in Schulen, in denen außerhalb der Stoßzeiten von 8 bis 14 Uhr kaum jemand in den Gebäuden ist. Auch Unterrichtsausfälle könne die Software mit einrechnen.
Die Zukunft der Software
In Zukunft solle die Software noch vieles mehr steuern, berichtet Jan-Ole Giebel den Eimsbütteler Nachrichten. Er hat viele Ideen – zum Beispiel ein „Smart-Waste-Management“, das anzeigt, welche Mülleimer voll sind, oder eine Parkplatzüberwachung, die angibt, ob und wo noch Parkplätze frei sind, oder eine „Leckage-Detektion”, die Wasserlecks findet.
Anders als bei herkömmlichen Smart-Homes werden die Daten fast vollständig in der Schule bearbeitet und könnten so nicht an Dritte gelangen. Wenn die Pilotphase beendet ist, bräuchte es nur noch eine Genehmigung, um die Software in der ganzen Schule zu benutzen.
Das Corvey Gymnasium ist eine von 98 Klimaschulen in Hamburg. Kristin Schilling, die Koordinatorin für Klimaschutz und Nachhaltigkeit am Corvey Gymnasium, sagt zu der neuen Software: „Der Smart-Classroom wurde in den aktuellen Klimaschutzplan des Corveys aufgenommen. Durch die smarte Technologie erwarten wir, dass sich der Strom- und Wärmeverbrauch unserer Schule weiter reduziert.“
Weitere Projekte sollen folgen
Jan-Ole Giebel hat große Pläne: Er kann sich vorstellen, dass auch andere Schulen in Hamburg, Deutschland und der ganzen Welt die Software nutzen. Denn die „Smart-Classroom“-Software sei leicht zu bedienen, auch für „Technik-Laien“.
Auch für das Corvey Gymnasium ist das sinnvoll: Der Erfinder hat letztes Jahr Abitur gemacht und ist nun nicht mehr vor Ort, um die Software zu betreuen. Momentan studiert Giebel Informatik Technischer Systeme in Hamburg, um noch viele weitere Projekte umsetzen zu können.
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