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Wie zwei Läden in Eimsbüttel Mode nachhaltig denken. Symbolbild: Canva
Wie zwei Gründerinnen die Modeindustrie verändern. Symbolbild: Canva
Magazin #37

Wie lässt sich Mode nachhaltig denken?

Kleiderschränke mutieren zu Zimmern, Lieblingsteile zu Platzhaltern. Die Modeindustrie boomt. In Eimsbüttel gibt es Ideen, das neu zu denken.

Von Julia Haas

Ein Abo für den Kleiderschrank

„In Deutschland gibt es so viel Klei­dung in den Kleiderschränken, wir müssen diese Kleidung gemein­sam nutzbar machen“, sagt Leoni
Lojenburg. Sie betreibt die „Klei­derei“ im Eppendorfer Weg – einen Secondhand-Laden mit Abomodell.

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Leoni Lojenburg ist 33 Jahre alt, für Mode interessiert sie sich, seit sie ein Teenie ist. Schon damals ­fragte sie sich: Wie oft werde ich dieses Kleidungsstück tragen? Lohnt es sich, das Taschengeld zu investieren?

Modeindustrie: Etwas muss sich ändern

Nach der Schule machte sie Praktika bei Modelabels, einen Bachelor in Modedesign und einen Master in Modemanagement. Je mehr sie sich mit der Branche beschäftigte, desto klarer wurde ihr: Vieles läuft schief. Der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch, der 2013 über tausend Menschen das Leben kostete, bestätigte sie einmal mehr darin, dass sich etwas ändern muss.

Etwa zur selben Zeit gründeten Thekla Wilkening und Pola Fendel die Kleiderei in Hamburg. Ihre Idee: Neue Kleidung zu tragen, muss nicht bedeuten, immer mehr zu kaufen.

Klamotten-Abo

Die Kleiderei erweitert das Second­hand-Shopping um ein Abo­mo­dell. Statt die gebrauchten Klei­dungs­stücke nur zu kaufen, können sie für einen monatlichen Festpreis auch ausgeliehen werden.

Leoni Lojenburg, die eine der Grün­derinnen privat kennt, ge­hörte zu den ersten Kundinnen der Klei­derei. „Für mich war das mindblowing“, sagt sie heute. Endlich war es möglich zu konsumieren, die Freude an neuer Mode aufrechtzuerhalten – ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben.

Nach einigen Jahren verschwand die Kleiderei wieder aus Hamburg, zeitweise versuchten es die Inhabe­rinnen mit einem Online-Auftritt. Fünfeinhalb Jahre nachdem die Kleiderei gestartet war, meldeten die Gründerinnen Insolvenz an. Nicht, weil das Konzept nicht ankam. Vielmehr ­scheiterten sie daran, das Geschäftsmodell weiter­­zuentwickeln.

Kleiderei zurück in Hamburg

„Um Rat konnten wir leider niemanden fragen, weil das vor uns noch niemand als Geschäftsmodell umgesetzt hatte“, sagte Thekla Wilkening 2020 in einem Interview.

Wilkening widmete sich nach der Insolvenz anderen Sharing-Kon­zepten. Das Konzept der Kleiderei griff eine Freundin von ihr in Köln wieder auf. Franchise-Filialen in Berlin, Stuttgart und Freiburg folgten. Die Inhaberinnen können sich gegenseitig unterstützen und beraten – sie sind nicht mehr auf sich alleine gestellt.

Seit Mai gibt es die Kleiderei auch wieder in Hamburg – im Eppendorfer Weg 68. Dieses Mal ist Leoni Lojen­burg das Gesicht hinter dem Sharing-Geschäft.

Über Ecken in den Einzelhandel

Dass es dazu kommen würde, hätte sie vor einem Jahr selbst nicht er­wartet. Nach ihrem Master­ab­schluss wollte sie eigentlich zwei Dinge nicht: Einzelhandel und Selbst­ständigkeit. Doch dann traf sie auf der Hochzeitsfeier von Kleiderei-Gründerin Wilkening die Inhaberin der Filialen in Köln und Berlin. Die Idee kam auf, dass Lojenburg die Kleiderei wieder nach Hamburg bringen könnte.

„Mir ging das nicht mehr aus dem Kopf“, sagt sie. Und dann: Crowd­funding, Mietvertrag, Er­öffnung.

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Kleiderei

Die Kleiderei stützt sich auf Kleiderspenden. Die Besonderheit: Die Kleidungsstücke können nicht nur gekauft, sondern von Mitgliedern auch geliehen werden. Für 29 Euro im Monat können sie vier Teile parallel und flexibel leihen. Einzelvermietungen sind nicht möglich.

Neben der Secondhand-Ware umfasst das Sortiment verschiedene Fair-Fashion-Produkte.


Einmaliger Anlass, mehrmaliger Auftritt

Als Madeleine Spors ­heiratete, such­te sie vergeblich nach einem Secondhand-Brautkleid. Diese Lü­cke füllt nun ihr Brautmodenladen „Wandelgewand“.

An einem Donnerstagmittag trägt eine Frau ihr Brautkleid über die Schwelle am Eppendorfer Weg 251. Ihre gemeinsame Reise endet hier. „Frisch aus der Reinigung“, sagt sie und übergibt den Kleidersack. Das war es. In ein paar Wochen oder Monaten wird sie eine Gutschrift erhalten. Ihr Kleid wird dann eine neue Reise beginnen, ohne sie.

Secondhand: Bereits geliebt

Wandelgewand ist ein Secondhand-Laden für Brautmoden. Inhaberin Madeleine Spors bezeichnet die Klei­der, die bei ihr auf der Stange hängen, als „preloved“, also „bereits geliebt“. Nach der Hochzeit können sie bei Spors auf Kommissionsbasis verkauft werden. Das heißt, die Kleider stehen zum Kauf, bekommen sie eine neue Besitzerin, erhält die Voreigentümerin ihren finanziellen Anteil.

Die Idee für Wandelgewand war durch Spors eigene Suche nach einem Secondhand-Hochzeitskleid entstanden. Damals gab es kaum Läden mit einem solchen Angebot. Am Ende kaufte sie ihr Kleid in einem traditio­nellen Brautmodenladen. Ein bisschen spießig, ein bisschen altbacken, sagt Spors über das Geschäft. „Einfach nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte.“

Kein gewöhnlicher Secondhand-Laden

Während Corona begann sie, in einer Ateliergemeinschaft die Brautkleider ihrer Freundinnen zu verkaufen. Die Idee kam an und sprach sich herum – nach kurzer Zeit zählte sie knapp 50 Brautkleider. Sie beschloss, einen Laden in der Schlankreye zu mieten. Als ihr Bestand auch dafür zu groß wurde, zog sie in die aktuellen Ladenräume im Eppendorfer Weg.

Heute besteht Wandelgewand aus drei Räumen: einem Showroom für die Kleider, einer Anprobe mit Sessel und Sofas und einem Verkaufsraum mit Tresen. Nichts erinnert an einen Secondhand-Laden.

Die meisten Kundinnen kommen, weil sie ihre Hochzeit nachhaltig gestalten wollen – dazu zählt auch das Brautkleid. Andere, weil sie sparen wollen. Beides kann Spors verstehen, wobei sie klarstellt: Secondhand bedeutet nicht automatisch günstig.


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